Heidelbeeren: Fuchsbandwurm und Radioaktivität vs. Anti-Aging und Superfood
Anfang Juli beginnt die Saison der Waldheidelbeeren. Die blauen Früchtchen sind richtige Vitaminbomben und besitzen allerlei Heilwirkung. Und dennoch machen viele einen Bogen um die leckeren Beeren, da sie Fuchsbandwurm und Cäsiumbelastung fürchten. Ist die Angst begründet?
Einheimische Waldheidelbeeren sind weitaus kleiner als Zuchtheidelbeeren. Außerdem schmecken sie aromatischer und enthalten viel mehr gesunden, blauen Farbstoff. Das Sammeln ist zwar mühselig, aber neben der Extraportion Bewegung an der frischen Luft wird man zudem mit einer köstlichen und vielseitigen Frucht belohnt.
Superfrucht Heidelbeere
Heidelbeeren schmecken nicht nur gut in Smoothies, Kuchen oder Desserts sondern auch zu deftigen Gerichten. Darüber hinaus sind sie bekannt für ihre Heilwirkung, die bei den wilden Gattungen wesentlich höher ist als bei Kulturheidelbeeren. Die roten und blauen Pflanzenfarbstoffe unter der Schale sind reich an Antioxidantien und schützen vor Zellschädigungen. Zudem enthält die Powerbeere ein besonders Enzym, dass nachweislich entzündliche Prozesse hemmt. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken sich regulierend auf die Magen- und Darmtätigkeit aus. Mit ihrem hohen Vitamin C und Mineralstoff Gehalt stärken Heidelbeeren das Immunsystem, die Knochen und sorgen für spürbar für mehr Vitalität. Dem süßen Geschmack zum Trotz hat die blaue Superfrucht sogar sehr wenig Kalorien, weshalb man sie bedenkenlos genießen kann.
Heidelbeeren gefahrenlos essen
Obwohl die wilde Heidelbeere so viele gesunde Eigenschaften in sich birgt, schrecken doch die meisten davor zurück, sie zu sammeln und zu verzehren. Zu groß ist die Angst vor dem Fuchsbandwurm oder einer radioaktiven Belastung. In nahezu allen wissenschaftlichen Foren wird zu einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm über die Beeren Entwarnung gegeben. Der Irrglaube, dass die Eier des Parasiten an den Beeren hängen und man sich beim Verzehr darüber ansteckt, hält sich beständig.
"Es ist für keinen einzigen Patienten erwiesen, dass er sich so angesteckt hat", sagt Molekularbiologe Klaus Brehm von der Universität Würzburg. Die Brut des Fuchsbandwurms lauert im Kot von Füchsen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit höher, sich bei Tieren wie bspw. über Hunde anzustecken, die viel Bodenkontakt haben. Die Eier haften nach Spaziergängen im Fell und beim Streicheln auch an den Händen. Von der Hand zum Mund kann dann eine Infektionsgefahr bestehen. Für das Sammeln von Heidelbeeren geben die Wissenschaftler Entwarnung und bezeichnen die Hysterie um den Fuchsbandwurm als gelungener Pressecoup der Industrie zugunsten von Kulturheidelbeeren. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man die Waldheidelbeeren und Hände gründlich waschen. Beim Backen oder Einkochen kann definitiv nichts passieren. Ab 70°Grad Celsius sterben die Erreger, Einfrieren hingegen, würden sie überleben.
Radioaktive Belastung
Seit Tschernobyl halten sich aber auch die Ängste vor radioaktiv belasteten Waldböden und -früchten. Tatsächlich weisen die Heidelbeeren, gerade in Bayern, immer noch kritische Cäsiumwerte auf. Dennoch erklärte das Bundesumweltministerium, dass bei normalem Verzehr keine gesundheitliche Gefährdung ausgeht. In Maßen schadet die kleine, blaue Waldbeere demnach nicht. Im Vergleich zeigt sich, dass die Strahlenbelastung bei einem Interkontinentalflug in der Regel höher ist, als bei einem normalen Konsum von Waldfrüchten.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/photodesign, Camrocker, puhhha, Text: Tine Esser
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