Beim Einkaufen von Essen und Trinken sollten Sie auf die Klima-Bilanz der Lebensmittel achten.
Klimaschutz beginnt beim Lebensmittel-Kauf
Der Wunsch nach einem kleineren CO2-Fußabdruck und damit nach einer geringeren Klimabelastung hat den umweltbewussten Verbraucher erreicht. Wir Verbraucher können beim Einkauf von Lebensmitteln etwas für den Klimaschutz tun. Was ökologisch sinnvoll ist, zeigen einige Tipps.
Dass ein trendiger Geländewagen deutlich mehr CO2 produziert als ein kleiner Stadtflitzer liegt in der Natur der Dinge und ist jedem bekannt. Doch wie steht es mit der Lebensmittel-Produktion? Denn kaum einer weiß, dass bei der Erzeugung von Rindfleisch zehn Mal so viel gefährliche Treibhausgase entstehen wie bei der Produktion von Geflügel oder Schweinefleisch. Und hundert Mal mehr, als beim Anbau von Gemüse. Und wer weiß schon, dass alleine die deutsche Lebensmittel-Industrie mit 130 Millionen Tonnen fast genauso viele klimaschädigende CO2-Äquivalente produziert wie der Straßenverkehr. Wer hier bewusster handelt, ist fast nebenbei aktiv für den Klimaschutz.
CO2-Reduktion: Klima schützen durch richtiges Essen und Trinken
Mehr denn je wird heute von der Kundschaft gefordert, dass der Handel und die Industrie konkrete Schritte im Kampf gegen den Klimawandel unternehmen. Und diese auch zeigen. Zum Beispiel auf den Etiketten ihrer Produkte, gleich neben Fettgehalt, Zusammensetzung und Kalorienangaben. Auf Kartoffelchips, Tomaten und anderen Lebensmitteln steht dann, wie viel CO2 bei Anbau, Ernte und Transport pro 100 Gramm anfallen. Dabei soll dem Kunden bewusst werden, dass er den CO2-Ausstoß durch die Wahl der gekauften Produkte beeinflussen kann.
Einkaufen mit gutem Gewissen - die Schweiz macht es vor
In der Schweiz gibt es bereits Projekte, die die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln und Non-Food-Produkten in Gang bringen. So führt die Supermarktkette Coop Waren mit der Bezeichnung «by air» in seinem Sortiment, welche Fleisch, exotische Früchte und Gemüse kennzeichnet, die mit dem Flugzeug importiert wurden. So erkennt der Verbraucher ganz klar wie klimaschädlich dieser Transportweg ist. Denn mit jedem Kilogramm eingeflogenem Obst, Gemüse oder Fleisch werden stattliche zehn Tonnen CO2 produziert. Die Schweizer Handelskette Migros führte als erste Handelskette im Jahre 2008 die CO2-Kennzeichnung für ihre Produkte ein. Sie lässt von unabhängigen Experten die CO2-Emissionen und die Umweltbelastung einzelner Lebensmittel und Nonfood-Produkte in fünf klimarelevanten Sortimentsbereichen berechnen. Anschliessend werden die für die Kundschaft relevanten Informationen mit dem Label «approved by climatop» deklariert. Damit kann der Konsument im Supermarktregal ganz deutlich erkennen, wo er aktiv etwas zum Klimaschutz beitragen kann.
Regionale, saisonale und Bio-Lebensmittel
In Deutschland gibt es solche Lebensmittel nur vereinzelt. Und eine von Stiftung Warentest im Heft 07/10 geprüfte Bratwurst mit dem Siegel „klimaneutral“ erhielt geschmacklich nur ein „befriedigend“. Die deutsche Alternative lautet regional, saisonal und Bio-Produkte. Hierzulande ist der Trend zu Bio-Produkten ungebrochen. Laut Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bieten heute über 3.800 Unternehmen mehr als 60.000 Produkte mit Bio-Siegel an. Gerade im Zuge der Klimaschutz-Diskussion sind Bio-Lebensmittel nicht nur eine gesündere Alternative. Sie sind auch ein guter Beitrag zur CO2-Reduktion. Denn es werden keine Pestizide und Mineraldünger eingesetzt, deren Produktion eine große Menge CO2 zur Folge hat. Auch sind sie häufig regional hergestellt und verursachen damit weniger CO2 als Lebensmittel die aus dem Ausland nach Deutschland transportiert werden. Bio-Lebensmittel sparen damit 10 Prozent und mehr an Treibhausgasen.
Saisonale Lebensmittel sind ebenfalls für einen aktiven Klimaschutz zu bevorzugen. Denn diese sind nicht nur frischer und oftmals schmackhafter, sie müssen auch nicht aus weit entfernten Ländern in unsere Supermarktregale transportiert werden. Wer indes ganz bewusst das Klima schützen will, der probiert einfach mal den eigenen Anbau von Obst und Gemüse. Selbst wer keinen eigenen Garten hat und nur einen Balkon oder Fensterbänke kann hierdurch einen echten Beitrag dazu leisten, CO2 zu reduzieren. Denn das selbst angebaute Grün ist frischer und es entfällt der Transport.
Regionales, saisonales und Bio-Gemüse und Bio-Obst belasten das Klima wesentlich weniger als Fleisch.
Weniger war früher mehr
Früher war alles besser. Das hört man immer von der älteren Generation. Gerade in Bezug auf den seit Jahrzehnten steigenden Fleischkonsum liegen sie sicherlich richtig. War der Sonntagsbraten damals aufgrund der Kosten ein Highlight im ansonsten vegetarischen Wochenspeiseplan, so wird heute viel öfter Fleisch konsumiert. Doch Fleisch als Lebensmittel produziert ein Vielfaches an klimaschädlichem CO2. Die Fleischproduktion verursacht über 70 Prozent der Treibhausgase in der Lebensmittelproduktion. Ebenso fällt der Weg vom Einkauf, zurückgelegt mit dem Fahrrad, dem Auto oder Bus, ins Gewicht. Wird das Fleisch nicht am heimischen Herd zubereitet, sondern im Restaurant verspeist, dann verschlechtert sich die Bilanz weiter.
Klimafreundliche Lebensmittel sind gesund
Eines scheint aber sicher - eine gesunde Ernährung verträgt sich in den meisten Fällen bestens mit dem Klimaschutz. Karotten, Kartoffel und Geflügel aus der Region, zum Nachtisch heimische Waldbeeren oder anderes saisonales Obst - so sieht eine klimaschonende Mahlzeit aus. Wird dabei immer mal wieder auf Fleisch verzichtet und die Kartoffel als Beilage wird zum schmackhaften Kartoffelgratin, dann ist der Klimaschutz alleine durch den Lebensmittel-Konsum bestens optimiert.
Fisch hingegen ist ähnlich problematisch wie Fleisch: Er ist zwar gesund, der Diesel, den die Fangschiffe verbrauchen, die Kühlung oder das Einfrieren direkt an Bord verschlechtern aber seine Klima-Bilanz. Hier ist es wiederum möglich auf die heimische Forelle zurückzugreifen, die vielerorts und regional gezüchtet wird. Neben den Vegetariern, die das Klima nur halb so stark durch ihren Lebensmittel-Verbrauch aufheizen, wie «Allesesser», essen die Veganer, die auch noch auf Milchprodukte verzichten, übrigens am klimafreundlichsten.
Jürgen Rösemeier-Buhmann & Anna Birkenmeier
Klima schonen beim Einkauf
Sie kaufen klimafreundlich ein und schützen aktiv die Umwelt, indem Sie darauf achten, dass
- die Lebensmittel und andere Produkte umweltverträglich produziert wurden.
- es sich bei den Produkten um saisonale Produkte und Produkte mit kurzem Transport-Weg, d.h. regionale Produkte, handelt.
- Sie immer auf den Erhalt der Kühlkette bei Tiefkühl-Lebensmittel achten. Einmal angetaut auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause, muss wieder viel Energie aufgewendet werden, um Sie in der Kühltruhe richtig zu temperieren.
- Ihre Elektrogeräte eine Energieeffizienz ab Klasse A aufweisen.
- Sie große Mengen Lebensmittel einkaufen (Wochenendeinkauf). Das reduziert Einkaufsfahrten und somit CO2-Emissionen.
- Sie Ihren Einkauf wenn möglich zu Fuß, per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen.
- Sie vielleicht ganz auf Ihr Auto verzichten, wenn Sie sowieso mit dem Fahrad oder Bus und Bahn zur Arbeit kommen. Car-Sharing-Angebote machen diesen Schritt vielleicht auch für Sie attraktiv und reichen für den Lebensmittel-Transport aus.
Wenn Sie genaue Zahlen zur CO2-Bilanz der wichtigsten Lebensmittel möchten, dann klicken Sie hier: Eine Grafik des Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft, BOELW
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