Superfood: Wirklich besser als Blaubeere und Co?
Acaí-Beere, Chia-Samen oder Kokoswasser: Sie zählen zum so genannten Superfood. Doch was steckt dahinter? Sind sie wirklich nachhaltiger für die Gesundheit, als Heidelbeeren, Mineralwasser und Leinsamen?
Was bedeutet Superfood?
Zunächst einmal existiert keine genaue Definition für den Begriff „Superfood“. Es ist vielmehr ein Modewort, das in der Regel zu Vermarktungszwecken eingesetzt wird. Denn die mit Superfood beworbenen Lebensmittel, sollen schlicht und ergreifend einen ganz besonderen Nährstoffgehalt, der im Gegensatz zu anderen Produkten gesundheitsförderlicher sein soll, aufweisen. Dieser setzt sich angeblich aus einem hohen Anteil an Vitaminen, Antioxidantien oder Mineralstoffen zusammen. Meist stammen die exotischen Produkte aus fernen Ländern. Dort dienen diese für einige Naturvölker sozusagen als Medizin.
Die meisten der Super-Food-Produkte sind erst in den USA populär gemacht worden. Vor allem Hollywood-Stars und Models haben den Trend verbreitet, so dass diesen Wunderwaffen für die Gesundheit, kaum noch zu entkommen ist. Doch sind die meist exotischen Produkte, die noch exotischere Namen tragen, wirklich so viel gesünder, als heimische Pendants?
Chia-Samen: Die Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren
Chia-Samen stammen ursprünglich aus Mexiko. Das einheimische Volk nutzte diese bereits als Heilmittel. Sie beinhalten nachweislich viele Proteine oder Ballaststoffe wie zum Beispiel Kalzium. Zudem sind diese reich an Omega-3-Fettsäuren. Genauer gesagt, bestehen die Samen zu 20 Prozent aus Proteinen, haben einen Fettgehalt von 30 Prozent und setzen sich zu 40 Prozent aus Kohlenhydraten zusammen.
Mehr als 15 Gramm pro Tag sollte von den Chia-Samen aus gesundheitlichen Gründen nicht gegessen werden.
Nach der Verbraucherzentrale ist der Verzehr der „Wunder-Samen“ auf 15 Gramm pro Tag zu beschränken, denn es fehlen bisher noch Langzeituntersuchungen, die auch für eine größere Menge eine gesundheitliche Verträglichkeit bestätigen. So sind Allergien bei einem Überverzehr nicht auszuschließen. Der Hinweis, dass die Tagesdosis an Chia-Samen 15 Gramm nicht überschreiten darf – diese Menge enthält ungefähr 2,7 Gramm Omega-3-Fettsäuren und 5,5 Gramm Ballaststoffe –, gilt als Pflichtangabe auf den Verpackungen des mexikanischen Superfoods. Seit 2013 sind die Samen als vorverpackte Lebensmittel im Handel zu finden.
Aufgrund ihres Gehalts an Omega-3-Fettsäuren stehen die Chia-Samen auch oft auf den Ernährungsplänen von Veganern und Vegetariern, die die gesunden Fette nicht über den Hauptlieferanten – den Fisch – zu sich nehmen. Verzehrt werden die Samen unter anderem als Zusatz in Joghurts, Fruchtsäften oder Müslis. Denn einen richtigen Eigengeschmack haben diese zunächst einmal kaum.
Aber bei der Zubereitung des morgendlichen Frühstücks muss nicht unbedingt auf Chia-Samen zurückgegriffen werden, um sich Ballaststoffe oder Omega-3-Fettsäuren zuzuführen. Ein Ersatzprodukt, das dem so beworbenen Superfood in seinem Nährstoffgehalt kaum nachsteht, sind die Leinsamen. Dieses europäische Superfood ist durchaus genauso bekannt und eine Alternative zum südamerikanischen Pendant. Denn Leinsamen bestehen unter anderem zu ungefähr 25 Prozent aus Ballaststoffen und enthalten in etwa zu gleichen Anteilen Eiweiße. Zudem sind diese – genau wie die Chia-Samen – sehr bekömmlich für den Magen-Darm-Trakt und fördern eine gesunde Verdauung. Wobei die Leinsamen in der Regel den Chia-Samen vor allem preislich eine Nasenspitze voraus liegen.
Kokoswasser: Flüssiges Gesundheitswunder?
Genau wie die Zufuhr von Fetten und Ballaststoffen gehört das Trinken zu einer nachhaltigen und bewussten Ernährung dazu. Das wissen natürlich auch die Stars und schwören seit einiger Zeit auf folgendes flüssiges Superfood: Wasser mit Kokosgeschmack. Klingt exotisch und soll auch eine genauso „exotische“ Wirkung auf die körperliche Gesundheit haben. Darauf schwören vor allem Madonna, Miranda Kerr und Co. Denn, dass die Zufuhr von ausreichender Flüssigkeit positive Effekte auf die Organe und die Körperfunktionen hat, ist Fakt. Die genauen Vorteile, die das Trinken von Wasser mit sich bringt, und warum „Das Trinken über den eigenen Durst“ nicht unbedingt einen nachhaltigeren Einfluss auf die Gewichtsabnahme, das Sportprogramm oder die Verdauung hat, beschreibt peak.ag ausführlich.
Um den Gewichtsverlust zu steigern, könne jedoch auf das Superfood Kokoswasser zurückgegriffen werden. Es wird als eine Art Wundermittel für den Gewichtsverlust angepriesen wird. Jedoch gilt dies auch nur, wenn das Kokoswasser, was nicht mit der eher milchigen Flüssigkeit einer reifen Kokosnuss – der Kokosnussmilch – zu verwechseln ist, zuckerhaltige Getränke ersetzt. Die Flüssigkeit, die aus der unreifen Kokosnuss gewonnen wird, enthält zwar einige Mineralstoffe (Magnesium, Calcium oder Natrium) und vor allem einen hohen Gehalt an Kalium, aber diese sind auch in dem allseits bekannten Mineralwasser enthalten, das zudem preisgünstiger ist.
Generell gilt also, wer auf eine nachhaltige und gesundheitsbewusste Ernährung setzen möchte, der greift am besten zu handelsüblichem Wasser. Dieses führt zwar auch bei übermäßigen Genuss nicht zu nachhaltigeren Effekten, aber es fördert die körperliche Gesundheit immerhin bewiesenermaßen. Wohingegen die Wirkung des Kokoswassers noch nicht ausreichend geklärt ist.
Zwei exotische „Wunder-Beeren“: Die gesünderen Blaubeeren?
Zum Superfood zählen auch zwei Beerenarten, denen beiden eine hohe Wirkungskraft auf die menschliche Gesundheit nachgesagt wird und die zudem für einen schlanken Körper sorgen sollen. Doch was können die kleinen Früchte wirklich für die Gesundheit tun, was ihre „Nebenbuhler“ nicht können?
Die Açaí-Beere: Klein, rund und auch gesund?
Die Açaí-Beere kommt vom unteren Amazonas unter anderem auch in die deutschen Gefilde. Neben den Früchten, die auf der Kohlpalme oder auch Açaí-Palme wachsen, werden auch die Palmherzen gegessen. Die Beeren werden in Brasilien häufig zu Püree verarbeitet und zu Saft gepresst. Hierzulange sind die dunklen Früchte als Superfood bekannt geworden und werden meist in getrockneter Form verkauft, da diese schnell verderben. Getrocknet dient die Frucht zum Beispiel als Zusatz für das Müsli. Aber auch als Nahrungsergänzungsmittel – in Kapsel- oder Pulverform – ist die Beere erhältlich.
Begünstigt wurde die Verbreitung der Frucht vor allem durch die Popularität, die sie in den USA erlangte. Dort begannen plötzlich Supermodels, Moderatoren und Hollywoodstars auf die Beere zu schwören und hoben besonders ihren angeblichen Schlankheits- und Verjüngungseffekt hervor. Jedoch kann ihr Gehalt an Antioxidantien – trotz nachgewiesener Wirksamkeit – vorhandene Falten nicht beseitigen, sondern diesen höchstens vorbeugen. Und dazu, dass die Frucht zu einemschlankeren Körper verhelfen soll, kann gesagt werden, dass bisher keine wissenschaftliche Studie ihren Einfluss auf den Stoffwechsel oder den Appetit belegen. Obwohl diese gerne zum Entschlacken beziehungsweise beim so genannten „Detoxen“ (Entgiften) zum Einsatz kommt, ist es auch nicht bewiesen, dass der Körper durch den Verzehr der Früchte Giftstoffe ausscheidet.
Die Açaí-Beere ist in jedem Fall reich an Mineralstoffen, aber auch an Fett. Daraus besteht die Frucht fast zur Hälfte. Durch ihren Gehalt an Kalzium, Phosphor und Eisen sind die Beeren beliebte Energiespender. Aber, dass die Frucht zum Superfood zählt, verdankt sie ihrem relativ hohen Gehalt an Antioxidantien, die entzündungshemmend sind. Die antioxidantische Wirkung ist unter anderem auf ihren Anthocyan-Gehalt (der dunkelrote Pflanzenfarbstoff) zurückzuführen. Den Anthocyanen werden einige positive Wirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Zum Beispiel der Schutz vor Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Goji-Beere: Die chinesische Heilfrucht
Die rote Goji-Beere wird in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilmittel eingesetzt. Hierzulande landet sie als Superfood in Joghurt und Müsli.
Eine weitere „Wunder“-Beere ist die Goji-Beere. Diese Beere wächst auf dem Gemeinen Bocksdorn. Das Nachtschattengewächs gehört zu der Pflanzengattung der Bocksdorne. Der Gemeine Bocksdorn kann bis zu vier Meter hoch werden und ist ein Gewächs, das vornehmlich in der Natur von Südeuropa bis China vorkommt und dessen Goji-Beere vor allem als Heilmittel eingesetzt wird. Unter anderem wird diese in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von Bluthochdruck und erhöhtem Blutzucker oder zur Vorbeugung von Krebserkrankungen eingesetzt. Der Beere wird in der Tradition eine lebensverlängernde Wirkung nachgesagt. Hierzulande sind sie meist in getrockneter Form im Reformhaus oder in dem einen oder anderen Bio-Laden zu finden.
Unstrittig ist in jedem Fall, dass die Beeren Vitaminbomben sind. Sie enthalten hohe Mengen an Vitamin A und Vitamin C sowie Vitamin B und E. Zudem enthält die Goji-Beere, genau wie die Açaí-Beere, Antioxidantien und Ballaststoffe. Diese Stoffe sind zunächst einmal positiv für die Gesundheit.
Jedoch sei nachgewiesen, dass die Beeren zum Beispiel die Wirkung von gerinnungshemmenden Medikamente beeinflussen und bereits Pestizidbelastungen festgestellt wurden, wie dieser WDR-Beitrag beschreibt. Deshalb sollten die Beeren nur in Maßen genossen und beim Kauf nachgefragt werden, ob diese auf den Gehalt von Pestiziden oder Schwermetallen untersucht worden sind. Unter anderem aufgrund der Pestizidbelastungen würden Verbraucherschützer raten, anstatt auf die exotischen Beeren zu setzen, zu schwarzen Johannisbeeren oder Heidelbeeren zu greifen. Sie seien auf Dauer nicht nur eine kostengünstigere Alternative zu den Goji- und Açaí-Beeren, sondern verfügen auch über eine hohe Nährstoffdichte. Preiselbeeren enthalten zum Beispiel auch Anthocyane, genauso wie Kirschen oder Heidelbeeren. Wie die gesunden Preiselbeeren als natürliche Arznei dienen und mit anderen Lebensmitteln verarbeitet werden können, zeigt dieser Artikel.
Aufgrund ihres hohen Nährstoffgehalts sind sie deshalb genauso wirksam wie die Beeren aus fernen Länder, denen eine ganz spezielle Bedeutung für die körperliche Gesundheit nachgesagt wird. Denn laut der Stiftung Warentest, beinhalten die Früchte zwar Antioxidantien, die durchaus entzündungshemmend sind, aber eine heilende Wirkung ist noch nicht nachgewiesen worden. Dafür fehlen immer noch genaue Untersuchungen zum genauen Nährstoffgehalt und dessen Zusammensetzung. Für eine nachhaltige Ernährung dienen deshalb die ganz „einfachen“ Heidelbeeren oder Brombeeren vom Markt, genauso gut.
Fazit:
Die Superfoods, egal ob nun Beeren, Samen oder Wasser aus der unreifen Kokosnuss, können den nachhaltigen Ernährungsplan zwar durchaus bereichern, aber sind keine Wunderprodukte, die die heimischen Produkte hinsichtlich ihres Nährstoffgehalts komplett ersetzen. Zudem sind die Superfoods oft teurer, als Leinsamen, Heidelbeeren oder das Mineralwasser. Bewiesen ist jedoch, dass diese viele Nährstoffe enthalten, die dem Körper gut tun. Aber ob die „Super-Lebensmittel“ darüber hinaus einen besonderen Einfluss auf die Gesundheit und das Diäten haben, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend bewiesen. So beliebt oder wenigstens so bekannt, machen die Beeren und das Kokoswasser vor allem die Medien.
Text: red, Bilder: depositphotos/ dream79, © mary-troublemaker (CC0 1.0) –, © col8nic (CC0 1.0) – , © TesaPhotography (CC0 1.0) –pixabay.com