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Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz schlägt ein neues Kapitel in der deutschen Abfallwirtschaft auf. Foto: Thinkstock

Recycling: Neues Gesetz macht Abfall zu Wertstoff

Gelber Sack, gelbe Tonne, aber auch die Biotonne sind wertvolle Sortiermechanismen für den Müll in deutschen Haushalten. Hier gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand.  Erst kürzlich hat daher die Bundesregierung ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz beschlossen, dass Kritikern nicht weit genug geht. Verschläft die Bundesregierung die Chancen?

Erst im März haben Bundestag und Bundesrat ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz beschlossen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen zu dem Gesetz: «Deutschland macht mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz einen weiteren großen Schritt hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Aus Abfall wird Wertstoff, Ökonomie und Ökologie gehen Hand in Hand. Bund und Länder haben die Weichen für eine gemeinsame Entsorgungsverantwortung von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft gestellt, die einen fairen Wettbewerb im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sicherstellt. Der effiziente Umgang mit immer knapper werdenden Ressourcen ist eine Schlüsselkompetenz im globalen Wettbewerb der Volkswirtschaften. Das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz schlägt ein neues Kapitel in der deutschen Abfallwirtschaft auf - mit höchsten Anforderungen an das Recycling und einer intelligenten Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe.» Doch Kritikern geht der Vorstoß, 65 % der Siedlungsabfälle sollen bis 2020 recycelt werden, nicht weit genug. Der Hintergrund: Eines der größten deutschen Recyclingunternehmen, die ALBA Group, ist heute schon bei einer Quote von 64 %. Wird hier Potenzial vertan?

Uneinheitliches System schöpft großes Klimaschutz-Potenzial nicht aus

Der eine hat die gelbe Tonne, der andere den gleichfarbigen Sack, wieder andere müssen Wertstoffe im Individualverkehr zur Sammelstelle fahren. Das System des Müll-Recyclings in Deutschland ist uneinheitlich und Bedarf schon längst der Restrukturierung. Eine Studie des Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, kurz UMSICHT, im Auftrag eines der größten privatwirtschaftlichen Entsorgers, der ALBA Group, hat erstaunliches ergeben. Der flächendeckende Einsatz der vom Unternehmen eingeführten «Gelbe Tonne Plus» könne jährlich in Deutschland rund 290.000 Milliarden Tonnen CO2 einsparen. Um diesen Ausstoß zu produzieren müsste ein gängiger PKW jährlich 100.000 Mal von Berlin nach Bangkok fahren. Hin und zurück. Da die Gelbe Tonne Plus eine Wertstofftonne ist, in die nicht nur Verpackungsmüll, sondern andere wertvolle Abfälle wie Metallreste, Elektrogeräte oder Kunststoffgegenstände bis hin zum Quietsche-Entchen entsorgt werden dürfen – ein sinnvoller Vorstoß. Bis dato muss dies im zu verbrennenden Restmüll landen.

Baden-Württemberg  macht`s vor: Gelber Sack verschwindet.

Bundesweit herrscht Durcheinander beim Thema Recycling. Foto: Thinkstock

Wie die Badische Zeitung soeben berichtet, will die rot-grüne Landesregierung in Baden-Württemberg so schnell wie möglich den Gelben Sack abschaffen. «Für das Einsammeln sollte nicht die Frage entscheidend sein, ob es sich um eine Verpackung handelt oder nicht, sondern um welchen Wertstoff es sich handelt und wie dieser wiederverwertbar ist», sagte Landesumweltminister Untersteller gegenüber dem Blatt. «Viele Menschen machen es heute intuitiv schon so, dass sie Quietsche-Enten und Küchen-Plastikgerät mit in den Gelben Sack werfen, obwohl sie als Nicht-Verpackungen nach heutigem Stand Fehlwürfe sind. Diese Praxis wird die Wertstofftonne ökologisch besser machen.»

Mit der neuen Tonne sollen weitere sieben Kilogramm pro Einwohner und Jahr mehr Wertstoffe im Ländle eingesammelt werden können. Auch bundesweit ist dieses Plus beim Recycling laut Bundesumweltministerium angestrebt.

Ist die Bundesregierung mit neuem Kreislaufwirtschaftsgesetz zu langsam?

«Das neue Gesetz vereint Verlässlichkeit, Ressourceneffizienz, Rechtssicherheit und Bürgernähe… Mit der Pflicht zur getrennten Sammlung von Bioabfällen sowie von Papier-, Kunststoff- und Glasabfällen ab dem Jahr 2015 schafft das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz die maßgebliche Voraussetzung für weiter steigende Recyclingquoten», heißt es in der Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Doch das Ziel einer besseren Recyclingquote hätte schon längst in Angriff genommen werden müssen.

«Mit dem im Gesetz festgelegten Recyclingziel von 65 Prozent bis zum Jahr 2020 wurde die Chance vertan, den bereits vorhandenen hohen Standard durch höhere Ziele weiter zu fördern. Wir erreichen bereits heute eine Quote von knapp 64 Prozent. Wenn Deutschland seine Marktführerschaft im Bereich Umwelttechnologien zumindest halten wenn nicht gar ausbauen will, sind höhere Zielsetzungen erforderlich», so Dr. Eric Schweitzer, Vorstandsvorsitzender der ALBA Group. Offenbar hinkt die Bundesregierung mit ihrem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz dem Machbaren und dem Notwendigen in Sachen Müll und Recycling hinterher. Und damit letztlich auch dem Klimaschutz und der Ressourcenschonung.

Mehr zum Thema Recycling

Die Alba Group und die Deutsche Post haben ein nachhaltiges, sehr gut angenommenes Projekt zum Handy- und Elektrogeräte-Recycling aufgelegt.

«Second-Sale» ist eine andere Form des sinnvollen Recyclings.

Auch Fette und Speisereste sind wertvolle Produkte, die bei «ReFood» nachhaltig recycelt werden.

Quellen: www.albagroup.de, www.bmu.de, www.badische-zeitung.de