Atombombenopfer Sadako Sasaki und die tausend Kraniche
Als die Atombombe 1945 in Hiroshima niederging, ahnte die Bevölkerung noch nicht welche verheerenden Folgen sie mit sich bringen würde. Sadako Sasaki war damals erst zwei Jahre alt und dennoch wurde ihre Geschichte zu einem Symbol der internationalen Friedensbewegung und des Widerstandes gegen den Atomkrieg.
Die Bombenangriffe auf die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki fielen am 6. und am 9. August 1945. Insgesamt 214.000 Menschen starben bis zum Jahresende 1945. Die Überlebenden und ihre Nachkommen litten noch Jahrzehnte später an den Folgen der Strahlenkrankheit. Eigentlich sollte man meinen, das Leid, das mit dieser Katastrophe einherging sei eine Mahnung an die Welt, eine Erinnerung daran wie grausam ein atomarer Krieg sein kann. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Seit mehr als 70 Jahren gibt es nun Atomwaffen. Ingenieure haben die Bomben derweil immer besser gemacht. Knapp 15.000 nukleare Sprengköpfe existieren weltweit und in keinem der über Atomwaffen verfügenden Staaten gibt es Anzeichen dafür, dass diese jemals vollständig abgeschafft werden sollen. Im Gegenteil: Die USA und Russland, die gemeinsam mehr als 90 Prozent aller Atomwaffen besitzen, wollen diese in den nächsten Jahren sogar noch modernisieren.
Lernen wir nicht aus der Geschichte?
„Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt“, sagte Mahatma Gandhi einst und trotzdem ist es unsere Pflicht – ja vielleicht unsere einzige Möglichkeit an die Geschichte zu erinnern, zu erzählen, zuzuhören und einen Weg in die Herzen der Menschen zu finden, um neue Katastrophen zu verhindern.
Die Geschichte der kleinen Japanerin Sadako Sasaki tut genau das.
Die traurige Geschichte der Sadako Sasaki
Sadako war zwei Jahre alt als die Atombombe kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges Hiroshima traf. Der größte Teil der Stadt wurde innerhalb weniger Minuten völlig niedergebrannt und zerstört, doch Sadako blieb scheinbar unversehrt. Es war die erste Atombombe, die jemals gegen Menschen eingesetzt wurde. Zu dem Zeitpunkt dachten die Bewohner Hiroshimas noch, es handele sich um eine „normale“ Bombe, nur größer und stärker. Keiner ahnte, dass die Strahlung, die von dieser Bombe ausging noch das Leben der nächsten Generationen bestimmen würde.
Die Atombombenkrankheit
Jahre später erkrankten zahlreiche Kinder in Sadakos Alter an Leukämie und starben. Die Menschen nannten sie die „Atombombenkrankheit“. Sadako, die ebenfalls erkrankte, hatte große Angst davor sterben zu müssen. Also erzählte ihre beste Freundin ihr von den Kranichen als Symbol des Glücks und von einer alten japanischen Legende, nach der man von den Göttern einen Wunsch erfüllt bekäme, wenn man 1000 Origami-Kraniche faltete. Während ihres mehrmonatigen Krankenhausaufenthaltes begann Sadako Papierkraniche zu falten. Nachdem sie in nur einem Monat 1000 Kraniche fertiggestellt hatte, setzte sie ihre Arbeit, in der Hoffnung auf Heilung, fort. Doch zehn Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima starb Sadako im Alter von 12 Jahren schließlich an der tückischen Krankheit.
Fast drei Jahre nach Sadakos Tod, konnte das Denkmal errichtet werden "Sadako" ©Peat Bakke / flickr (CC BY 2.0)
Ein Denkmal für Sadako
Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Viele Menschen in Hiroshima trauerte um Sadako und um andere Kinder, die an der Atombombenkrankheit starben. Sie hatten Angst selbst zu erkranken oder einen geliebten Menschen zu verlieren.
Um an Sadako und alle Atombombenopfer zu erinnern, wollten ihre Mitschüler ihr ein Denkmal errichten und begannen Spenden zu sammeln. Die Aktion sprach sich rum und sorgte für Aufsehen. Am 5. Mai 1958, fast drei Jahre nach Sadakos Tod, konnte das Denkmal errichtet werden. Es steht im Friedenspark mitten in Hiroshima, genau dort wo die Atombombe niederging und wird als „Kinder-Friedens-Denkmal“ bezeichnet.
"Sadako" ©Bjorn / flickr (CC BY-SA 2.0)
Kraniche als Symbol der internationalen Friedensbewegung
Berührt von dem Schicksal des kleinen Mädchens beschlossen die Mitschüler Freunde zu bleiben und gründeten den „Club der Papierkraniche“. Noch heute kümmern sich die Mitglieder um Sadakos Denkmal. Immer wieder falten sie Kraniche, fädeln sie auf und ziehen sie zu Ketten zusammen. Diese Ketten hängen sie über das Denkmal, schicken sie an Atombombenopfer oder anderen kranken Menschen zur Ermutigung. Außerdem senden sie die Kraniche an Weltpolitiker, um ihnen zu zeigen, dass Kinder auf der ganzen Welt Atombomben und Kriege verurteilen.
So ist aus dem Klub weniger Kinder heute eine weltweite Aktion und die Origami-Kraniche zu einem Symbol der internationalen Friedensbewegung und des Widerstands gegen den Atomkrieg geworden.
Aufgrund der weltweiten Verbreitung und Anteilnahme ist Sadako Sasaki die wohl bekannteste Hibakusha (Überlebende der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki).
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Quellen: Bilder: Depositphotos/egal, Meike Riebe, "Sadako" ©Peat Bakke / flickr (CC BY 2.0), "Sadako" ©Bjorn / flickr (CC BY-SA 2.0), Text: Meike Riebe
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