Alte, herrenlos umhertreibende Fischernetze werden zu einem immer ernsteren Problem in den Weltmeeren. Hier stellen wir drei Initiativen vor, die die Gefahr nachhaltig beseitigen. (c) Thinkstockphotos
Plastikmüll in den Weltmeeren: Wie Fischernetze recycelt werden
Wenn die Fischerboote auf Hawaii in den Hafen einlaufen, dann haben Sie nicht nur reichlich Fische im Bug. Denn dank einer nachhaltigen Initiative sammeln die Seeleute so viel wie möglich umhertreibende Fischernetze ein. Dieses und weitere gute Beispiele im Kampf gegen die Verschmutzung der Meere zeigen, wie das Problem angegangen werden kann.
Der ‚FAO Report‘ (Food and Agricultural Organization of the United Nations) wie auch die UN selbst schätzen, dass mittlerweile zehn Prozent der Millionen Tonnen an Plastikmüll in den Weltmeeren aus Fischernetzen bestehen. Dies ist nicht nur schlecht für die Umwelt, denn auch für Schiffsschrauben können diese über Bord geworfenen oder abgerissenen Netze zur teuren Gefahr werden. Zudem beläuft sich laut Schätzungen Der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) alleine die Zahl der jährlich in Fischernetzen verendeten Meeressäuger auf 300.000 Tiere.
Das NOAA Marine Debris Programm gegen Plastikmüll im Meer hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, so viele Fischernetze aus dem Meer zu fischen wie möglich. Die Netze, die die haiwaiianischen Fischer einsammeln stammen selbst gar nicht aus ihrer Fischerei. Sie gelangen irgendwo anders im Pazifischen Ozean ins Meer und machen sich dank der Strömungen auf die Reise in deren Fischereigebiete. Am Hafen angelangt, werfen die Fischer die Netze in eigens hierfür vorgesehen Container. Und die Behörden machen aus der Not eine Tugend. Würden die Netze andernorts vielleicht auf der Müllkippe landen, so ist dies in Hawaii anders. Im ‚Nets to Energy‘-Programm werden letztlich auch aus Platzmangel die Netze zusammen mit anderem Müll in einem modernen Heizkraftwerk verbrannt.
Auch an den Küsten und Stränden Hawaiis werden fleißig alte Netze eingesammelt und dies gleich von verschiedenen Organisationen, die vom Hawaii Wildlife Fund bis zur Surferorganisation reichen. Die jährlich gesammelten 100 Tonnen Fischernetze liefern unter dem Strich so viel Energie, dass 43 Haushalte das ganze Jahr hindurch mit Energie versorgt werden können.
Weitere Initiativen: Fishing for Energy und ECONYL
Bereits 2008 wurde ebenfalls in den USA die Initiative „Fishing for Energy“ ins Leben gerufen. Diese hat zum Ziel, an allen Küsten der USA so viele Netze aus dem Meer zu holen wie möglich. Und auch hiervon wird Energie gewonnen. Die Faustregel: Aus einer Tonne geborgener Fischernetze wird so viel Energie gewonnen wie ein durchschnittlicher Haushalt in 25 Tagen benötigt.
Das italienische Unternehmen Aquafil hat sich ebenfalls der Fischernetzproblematik angenommen. Das Unternehmen verarbeitet tausende von Tonnen Plastikmüll jedes Jahr zu Nylon. Das Endprodukt etwa für Teppiche oder Strumpfhosen besteht zu 100 Prozent aus Recyclingmaterialien, dank einer speziellen Technik, dem ‚Econyl® Regeneration System‘. Dabei wird nicht nur auf konventionellen Plastikmüll gesetzt, sondern ganz besonders auch auf Fischernetze, die sie über ein weltweites Netzwerk beziehen. So trägt das Unternehmen nicht nur aktiv zum Umweltschutz bei, sondern verzichtet alleine in seinen Fabriken auf 70.000 Barrel Öl Jahr für Jahr, was wiederum und nicht zuletzt den CO2-Ausstoß erheblich minimiert.
Schöne Aktionen, um den Plastikmüll und gerade die gefährlichen Fischernetze in den Meeren zu beseitigen, die weltweit gerne Schule machen dürften.
Quellen: www.noaa.biz, www.aquafil.com, Text: Jürgen Rösemeier
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