Kölner baut Wohnboxen für Obdachlose
Sie haben keine Wohnung, kein Geld und sind Kälte, Nässe und Gewalt schutzlos ausgeliefert. Viele sind auf der Straße bereits gestorben, doch darüber gesprochen wird selten. Einer, der anpackt und helfen will, ist Sven Lüdecke aus Köln. Mit dem Bau der Wohnboxen für Obdachlose will Lüdecke Schutz und Perspektive schenken, doch die Stadt Köln hat etwas dagegen.
In Deutschland gibt es rund 335.000 Wohnungslose. 17 Obdachlose sind im Jahr 2016 an Gewalttaten gestorben, 128 wurden verletzt, vergewaltigt oder ausgeraubt. 289 Obdachlose sind seit 1991 auf der Straße erfroren. Laut Schätzung der BAG W droht die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland von 335.000 im Jahr 2014 auf ca. 536.000 im Jahr 2018 anzusteigen. Dies wäre ein dramatischer Zuwachs um 60% in nur vier Jahren. Es muss also dringend etwas geschehen.
Warum gibt es Obdachlose in Deutschland?
Obdachlosigkeit entsteht durch Lebenskrisen und das Unvermögen, damit umzugehen und Hilfe in der Not anzunehmen. Oft hat eine psychische Erkrankung schuld daran. Die einzelnen Schicksale sind so verschieden, wie die Menschen selber und nur die Wenigsten haben sich das gefährliche Leben auf der Straße freiwillig ausgesucht.
Ohne festen Wohnsitz ist es sehr schwer an staatliche Hilfeleistungen zu kommen.
Und Übernachtungen in sogenannten Notfallunterkünften für Wohnungslose sind häufig problematisch, da dort keine Hunde erlaubt sind, die Kriminalitätsrate recht hoch ist oder sie schlichtweg überfüllt sind.
Die Obdachlosen freuen sich, endlich ein Dach über dem Kopf zu haben.
Also kam Sven Lüdecke, der normalerweise als Fotograf arbeitet, auf die Idee mit den Wohnboxen für Obdachlose. Inspiriert durch einen Fernsehbeitrag, in dem es um den kalifornischen Innenarchitekten Gregory Kloehn ging, der Sperrmüll sammelt, um daraus Wohnboxen für Obdachlose zu bauen, griff Lüdecke selbst zu Hammer und Säge und fing an solche Holzhäuschen selber zu machen und an Obdachlose zu verschenken.
Schon kurze Zeit später übergab er das erste Häuschen an eine junge obdachlose Frau, die er während einer seiner Arbeitsreisen am Kölner Bahnhof kennengelernt hatte. Nach vielen Jahren auf der Straße ist diese Wohnbox nun endlich das erste „Zuhause“ dieser Frau.
Die Wohnboxen für Obdachlose
Die kleinen Holzhäuschen stehen auf Rollen, sind 2,40 Meter lang, 1,60 Meter hoch und 1,40 Meter breit. Sie sind mit einem Teppich, einer Matratze, einem Fenster und einem Tischchen ausgestattet und abschließbar. Sogar ein Feuerlöscher, ein Erste-Hilfe-Kasten und ein Rauchmelder gehören dazu.
Die Little Homes sind nicht als dauerhafte Unterkunft gedacht, sondern lediglich als eine Art „Startrampe“ für ein neues, selbstständiges Leben. Zudem sollen sie die Menschen vor Kälte und Nässe schützen und ihnen einen Platz bieten, an dem sie ihre Habseligkeiten trocknen und halbwegs sicher lagern können, ohne ständig Angst haben zu müssen, bestohlen oder bedroht zu werden.
„Ich sehe das als eine Art „Pflaster für die Seele“: Vielleicht gelingt es ja der/dem einen oder anderen, dort zur Ruhe zu kommen und Kraft zu schöpfen, das Leben wieder richtig in die Hand zu nehmen und letztlich wieder für sich selbst zu sorgen“, so Lüdecke.
Sven Lüdecke sieht die Little Homes nicht als dauerhafte Unterkunft, sondern als eine Art „Startrampe“ für ein neues, selbstständiges Leben.
Die Kölner Stadtverwaltung stellt sich quer
Bei der Stadt Köln sehen das allerdings nicht alle so…Die Pressesprecherin der Stadt hält die Boxen für menschenunwürdig und für das Stadtbild undenkbar. Zudem stuft die Kölner Verwaltung die Holzhäuschen als Aufenthaltsraum ein, die genehmigungspflichtig sind und mit Wärme-, Brand-, und Schallschutz ausgestattet sein müssen. Eigentlich müsste Lüdecke eine Baugenehmigung beantragen, doch auf Privatgrundstücken dürfen die Boxen problemlos stehen, vorausgesetzt sie werden regelmäßig 100 Meter weitergeschoben.
Die Little Homes sind Sie sind mit einem Teppich, einer Matratze, einem Fenster und einem Tischchen ausgestattet und abschließbar.
Die Wohnboxen boomen
Von den vielen Vorschriften lässt sich Lüdecke nicht unterkriegen. Längst haben die kleinen Häuschen das Interesse vieler Menschen geweckt und die Nachfrage ist dramatisch gestiegen. So sehr, dass Lüdecke nun nach weiteren Unterstützern für den Bau der Wohnboxen sucht und nach Menschen, die Privatgrundstücke für die Boxen zur Verfügung stellen können.
Inzwischen ist er auch dabei einen Verein zu gründen, um die Little Homes über Spenden zu finanzieren. Denn immerhin kostet der Bau einer Wohnbox um die 600 EUR, die Lüdecke zunächst aus eigener Tasche bezahlt hat. Und er hat zur Bedingung gemacht, dass jeder, der ein Häuschen haben will, daran und an anderen Boxen mitarbeiten muss, um sie auch wertzuschätzen. So kommen an Bauwochenenden schon mal zehn Helfer und bis zu 15 Obdachlose zusammen.
Hilf mit! Auch du kannst die Aktion unterstützen und für Little Home Köln spenden. Hier findest du die Kontodaten:
Das Spendenkonto:
IBAN DE96 3705 0198 1933 6044 47
BIC COLSDE33XXX
Das PayPal-Konto: www.paypal.me/littlehomekoeln
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Quellen: Little Home Köln, Bilder: Little Home Köln, Text: Meike Riebe
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