1. Home
  2.  › Körper & Geist
  3.  › Gesundheit
Krankenkasse
Deutsches Gesundheitssystem

Darum steigen Jahr für Jahr die Krankenkassenbeiträge

Für die stetig steigenden Kosten im Gesundheitssektor gibt es verschiedene Gründe. Zum einen wird die Bevölkerung in Deutschland immer älter. Mit zunehmendem Alter steigen die Gesundheitskosten. Noch stärker ist der medizinisch-technische Fortschritt für den Kostenanstieg verantwortlich. Durch diesen erhöhen sich die Kosten für Operationen und Medikamente. All dies führt dazu, dass auch die Krankenkassen ihre Beiträge jährlich anheben.

Steigende Gesundheitsausgaben in Deutschland

Seit Jahren ist bei den Gesundheitskosten ein klarer Trend nach oben zu erkennen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bezifferten sich die Gesundheitskosten im Jahr 2019 auf rund 400 Milliarden Euro. In den beiden Pandemie-Jahren stiegen sie noch einmal deutlich an. 2020 betrugen die Gesundheitsausgaben 441 Milliarden Euro. Im Folgejahr beliefen sie sich auf 466 Milliarden Euro. Die Pandemie hatte einen großen Einfluss auf die steigenden Kosten. Doch sie ist nicht der einzige Grund.

Demografischer Wandel und technischer Fortschritt

Die demografische Entwicklung ist zwar nicht der größte Kostentreiber im Gesundheitswesen. Dennoch spielt sie eine Rolle. Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Dies erfordert eine längere und umfassendere Gesundheitsversorgung, die höhere Kosten verursacht.

Noch mehr als der demografische Wandel wirkt sich der medizinisch-technische Fortschritt auf die Erhöhung der Gesundheitskosten aus, auch wenn beides gewissermaßen zusammenhängt. Durch neue technische Entwicklungen lassen sich bestimmte Krankheiten behandeln, die früher für Betroffene den sicheren Tod bedeuteten. Allerdings steigern neue Behandlungsformen wiederum die Kosten für Operationen und Medikamente.

Viele gesetzliche Krankenkassen erhöhen ihre Beiträge – was können Verbraucher tun?

Fast alle Kosten des Gesundheitswesens spiegeln sich in den gesetzlichen und privaten Krankenkassenbeiträgen wider. Die meisten Krankenkassen erhöhen jährlich ihre Beiträge. So auch im Jahr 2023. Während der allgemeine Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung verbindlich für alle Krankenkassen 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens beträgt, können die Kassen einen zusätzlichen Beitrag erheben, um sämtliche Kosten zu decken. Die Höhe dieses Zusatzbeitrages legen die Versicherer nach eigenem Ermessen fest. Somit kann der endgültige Krankenkassenbeitrag je nach Kasse variieren.

Das Bundesgesundheitsministerium hob im Oktober 2022 den durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,3 auf 1,6 Prozent an. Im Zuge dessen haben viele Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag erhöht. Es gibt aber auch Kassen, die auf eine Erhöhung verzichten, wie etwa die bundesweit geöffnete BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER. Diese möchte ihre Versicherten entlasten und zeichnet sich mit nur 0,9 Prozent Zusatzbeitrag mit einem besonders günstigen Beitragssatz als Krankenversicherung aus. Dieser liegt (addiert mit dem gesetzlich vorgegebenen allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent) bei insgesamt 15,5 Prozent.

Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhung

Krankenkassen, die ihren Zusatzbeitrag erhöhen, informieren ihre Versicherten normalerweise schriftlich darüber. Allerdings sind die Kassen aufgrund einer vom Bundestag beschlossenen Regelung bis Juni 2023 gesetzlich nicht dazu verpflichtet. Versicherte müssen sich also selbst über eine etwaige Erhöhung der eigenen Krankenkasse informieren.

Was viele diesbezüglich vermutlich nicht wissen: Erhöht eine Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag, können die Versicherten von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Sie können ihre Versicherung also kündigen, ohne sich an die üblichen Kündigungsfristen halten zu müssen. Dieses Sonderrecht gilt jedoch nur bis zum Ende des Monats, in dem die Kasse ihren Beitrag erhöht.

Wer mit der Beitragserhöhung nicht einverstanden ist und die Frist verpasst hat, kann natürlich trotzdem eine Kündigung einreichen und zu einer anderen Versicherung wechseln. Dann gelten allerdings wieder die Kündigungsfristen der jeweiligen Kasse. Die Frist liegt in den meisten Fällen bei zwei Monaten. Der Wechsel zu einer anderen Krankenkasse ist nicht schwierig. Viele Versicherer bieten einen Wechselservice an. Nach dem Antrag bei der neuen Kasse kümmert sich diese auch um die Kündigung bei der Vorkasse.

Wann lohnt sich ein Wechsel zu einer anderen Krankenkasse noch?

Krankenkasse wechseln

Ein Kassenwechsel lohnt sich neben dem preislichen Aspekt auch aus anderen Gründen. Schließlich dreht sich bei einer Krankenkasse alles um das Thema Gesundheit. Dementsprechend ist es wichtig, sich vorab über das jeweilige Leistungspaket zu informieren. Dieses sollte einen guten Service sowie freiwillige Zusatzleistungen wie eine Bezuschussung für Sportkurse oder die professionelle Zahnreinigung beinhalten. Auch bei der Vorsorge wie Schutzimpfungen oder Krebsfrüherkennung bestehen große Unterschiede zwischen den einzelnen Kassen. 

GKV versus PKV – was ist besser?

Vor dem Hintergrund steigender Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung erwägen viele Menschen den Wechsel zu einer privaten Kasse. Aber lohnt sich das wirklich? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an.

Bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) handelt es sich um ein Solidarsystem. Das heißt, dass jeder Versicherte denselben Schutz erhält, unabhängig davon, wie viel Geld er einzahlt. Die Höhe des Monatsbeitrages errechnet sich nach der Höhe des Einkommens. Ein großer Vorteil ist, dass sich Familienmitglieder mit keinem oder niedrigem Einkommen kostenlos mitversichern lassen. Die meisten medizinischen Leistungen sind in der GKV gesetzlich vorgeschrieben und deshalb bei allen Kassen gleich. Über die gesetzlichen Leistungen hinaus können die Krankenkassen ihren Versicherten verschiedene individuelle Leistungen anbieten.

Bei der PKV zahlt hingegen jeder Versicherte seinen monatlichen Beitrag für seine eigene gesundheitliche Absicherung. Deshalb hängt der Beitrag nicht vom Einkommen, sondern vom gewählten Tarif sowie dem Gesundheitszustand und Alter ab. Der Versicherungsschutz lässt sich in gewissem Umfang an die persönlichen Bedürfnisse anpassen, was sich auch auf die Beitragshöhe auswirkt. Ehepartner und Kinder können in der PKV nicht kostenlos mitversichert werden.

Privat Krankenversicherte erhalten häufig schneller Termine bei Fachärzten sowie bessere medizinische Leistungen. Sie müssen keine Zuzahlungen für verordnete Medikamente leisten. Die vertraglich festgelegten Leistungen sind anders als in der GKV garantiert. Nicht jeder kann allerdings in die PKV wechseln. Dies ist erst möglich, wenn das Brutto-Jahreseinkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze von 64.350 Euro liegt. Für Freiberufler und Selbstständige gilt diese Grenze nicht. Sie müssen den Monatsbeitrag jedoch allein bezahlen, da es keinen Arbeitgeber gibt, der sich hälftig daran beteiligt.

Ein Wechsel in die PKV sollte auch aus Kostengründen gut überlegt sein. Die Beiträge werden mit steigendem Alter und Behandlungsbedarf immer teurer. Auch nach dem Renteneintritt müssen privat Versicherte mit weiter steigenden Beiträgen rechnen. Anders verhält es sich in der GKV. Da die Beiträge hier einkommensabhängig sind, sinken sie zum Rentenbeginn wieder.

Quellen: Bilder: Depositphotos/PantherMediaSeller, belchonock, Text: red