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ecowoman.de Kommentar: Massentierhaltung & Haustiere - Wie steht Deutschland zum Tierschutz?
Tierschutz ist in aller Munde: In Düsseldorf warf ein Mann seinen Hund aus dem vierten Stock & ein Artenschutz-Beauftragter auf Elefantenjagd sorgte für Schlagzeilen. Wie tierfreundlich ist Deutschland? Hier werden sie gekuschelt & nebenan in der Massentierhaltung zu Schnitzel verarbeitet. Haben Tiere eine Lobby oder sind sie Mittel zum Zweck?
Den Asiaten wird oft spöttisch und diskriminierend nachgesagt, sie würden nahezu alles essen, was Augen hat. Sicherlich ist es für jeden Tierfreund ein Horrortrip, wenn er über chinesische Märkte geht und Hunde, Katzen sowie andere Tiere eingepfercht in kleinste Käfige sieht. Die Tiere werden oft bei lebendigem Leibe geschlachtet, ihnen wird der Hals umgedreht oder man wirft sie in kochendes Wasser. Tiere habe in China fast keine Lobby. Aber auch auf dem Rest der Welt werden rund 300 Millionen Tonnen Tierfleisch konsumiert. Deutschland ist laut Fleischatlas 2014 der größte europäische Friedhof für Schweine. 58 Millionen Schweine landen jedes Jahr auf deutschen Tellern. Hinzu kommen 630 Millionen Hühner und 3,2 Millionen Rinder. Keine Frage: Deutschland ist ein Land der Fleischfresser. Wurde früher Fleisch nur sonntags in den Ofen geschoben gehört Fleischkonsum mittlerweile zum alltäglichen Genuss: Wurst zum Frühstück, Schnitzel zu Mittag und Salami zu Abend. Zwischendurch ein Hamburger oder eine Currywurst.
Massentierhaltung ist ein Drama
Hühner werden geschlachtet ©Dimas Ardian/2004 Getty Images
Bitte nicht falsch verstehen, liebe Leserinnen und Leser, das ist kein Plädoyer für den Vegetarismus. Jeder muss und sollte selbst entscheiden, was zwischen seinen Zähnen landet. Aber: Wir sollten uns bewusst ernähren und dazu gehört es, zu wissen, mit was wir unseren Magen füttern. Mittlerweile ist Fleisch zu einem reinen Industrieprodukt geworden. Steak, Schnitzel, Hamburger & Co. werden in Massenproduktion hergestellt. Der Handel mit Fleisch ist ein Milliardengeschäft und der Profit steigt, wenn billig produziert werden kann. Jedes Huhn, jedes Ferkel, jedes Rind muss so viel Fleisch wie möglich abgeben und so wenig wie möglich kosten. Also steckt man die Tiere in kleine Käfige, stopft sie voll mit Kraftfutter und spart bei den Hinrichtungen. „Humane“ Tötungsarten sind Mangelware. Sie kennen sicherlich alle die Geschichten: Hoden abschneiden ohne Narkose, Kehle durchschneiden und ausbluten lassen, Antibiotika gegen Massengeschwüre, Medizin, weil Tiere zu fett sind und so weiter. Es ist ein Drama, was Massentierhaltung anrichtet. Vor einiger Zeit lief eine Reportage über das Verladen von Rindern. Mit Baggern werden Rinder auf die Ladenfläche gehievt. Dabei brechen die Knochen. Wer schon einmal in einem Schlachthof die Schmerzschreie der Tiere gehört hat, wird demnächst beim Schnitzelschneiden das Kotzen bekommen.
Sterben in Würde
Wie der Mensch mit Tieren umgeht, daran erkennt man seine Kultur. Massentierhaltung passt nicht in ein Land, das Werte predigt, das Vorbild sein will in Europa. Wir sprechen von Umweltschutz und der Schonung natürlicher Ressourcen, doch das Thema artgerechte Tierhaltung geht irgendwie unter. Muss denn wirklich ALLES billig sein? Dieser paranoide Sparwahn beim Einkaufen ist mit schuld daran, dass Tiere am Fließband hingerichtet werden.
Warum mal nicht weniger Fleisch essen, dafür aber vom Biobauer? Tiere sind Leben und wir sollten das Leben schätzen. Wenn Tiere schon geschlachtet werden, dann sollte das mit Würde geschehen. Und ein Abstechen, Ausbluten, Abhacken in einer Fabrikhalle hat keine Würde. Eigentlich sind wir dafür doch viel zu kultiviert. Oder nicht? Außerdem benutzen manche Möchtegern-Rambos getötete Tiere, um sich als Helden feiern zu lassen. Zum Glück bleiben diese Dumpfbacken nicht unentdeckt. Wie die BILD berichtete, begab sich ein hoher Beamter des Thüringer Umweltministeriums angeblich auf Großwildjagd in Botswana. Zumindest zeigen das Fotos. Aus rechtlichen Gründen muss noch das Wörtchen „angeblich“ verwendet werden. Der Baller-Beamte soll einen Elefanten niedergeschossen und sich stolz daneben abgelichtet haben lassen. Es macht Hoffnung auf ein mitfühlendes Deutschland, da über den schießwütigen Jägermann ein Heer an Kritik niederprasselte. Die Folge: Ihm wurde eine Aufgabe außerhalb des Ministeriums zugewiesen. Jetzt hat er Zeit zum Nachdenken, ob es heldenhaft ist, Tiere aus Spaß niederzuballern
Text: Peter Rensch
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