Der große, grüne Kunst- und Fashion-Remix
Weiche Stoffe, liebevoll gestaltete Printmotive, eine ungebrochene Liebe zum Handwerk und eine klare Haltung zu sozialen und ökologischen Fragen - das Mainzer Streetfashionlabel Kitnoir sorgt nicht nur für einen durchaus stilbewussten Auftritt sondern macht auch sonst alles richtig. Warum Kunst dabei ganz gut Hand in Hand mit Textil gehen kann erklärt Co-Gründerin Mareike Knevels im Interview.
Kunst meets Fashion im Nachhaltigkeitsremix - so ungefähr könnte man Kitnoir, das von Mareike Knevels und Colin Heow gegründete Label für alle Wahre und Schöne umschreiben. Was es genau damit auf sich hat erfahrt ihr hier.
Hallo Mareike. Du hast Malerei studiert, arbeitest als Illustratorin und betreibst mit Kitnoir jetzt auch noch dein eigenes nachhaltiges Fashionlabel. Ganz schön viel Trubel für ein Leben oder?
Kitnoir-Logo mit Bär
Ach es geht noch, vor allem weil natürlich alles ein bisschen miteinander verknüpft ist. Ich habe in der Tat Kunst mit Schwerpunkt Malerei studiert und bin dann irgendwie in Richtung Gestaltung gerutscht und hab mich dann ziemlich auf Editorial und Buchgestaltung konzentriert. Seit 1,5 Jahren arbeite ich hauptsächlich im Bereich Illustration, wobei ich weder 100-prozentige Illustratorin noch 100-prozentige Gestalterin bin, sondern so ein Zwischending. Ich zeichne, illustriere, gestalte Plakate und Editorials, experimentiere mit Siebdruck in der Heimwerkstatt, arbeite gerade zusammen mit einem Psychologen an einem Kinderbuch, schreibe auch noch ein bisschen und mit Kitnoir kümmere ich mich seit 2015 gemeinsam mit meinem Freund Colin Heow auch noch um das Thema Mode.
Bleiben wir doch bei der Fashion. Wie kam es zu Kitnoir und was ist die Idee hinter dem Label?
Kitnoir ist zufälligerweise ein Jugendtraum von uns beiden. Colin war schon immer Fan von schönen, simplen Prints - träumte schon als Kind davon diese selber zu gestalten und ich habe bereits mit 16 Jahren bei meinen Eltern im Wintergarten T-Shirts bestickt und bedruckt. Der Name stammt dann auch aus dieser Zeit. Kitnoir ist ein Fantasiewort und setzt sich zusammen aus dem japanischen Kita Kitzune, was so viel wie Nordfuchs oder Schneefuchs heißt und Noir aus dem franz. für Nacht oder Dunkelheit. Es ist der Fuchs, der dir in der Dunkelheit begegnet. Inspiriert hat mich dazu wahrscheinlich mein Heimatort im Hunsrück, der umgeben ist von Wäldern in denen viele Füchse leben und die nächtlichen Ausflüge, die man als Teenie so macht. Der Aufbau unserer Siebdruckwerkstatt begann dann vor ein paar Jahren mit einem selbstgebauten Siebdrucktisch. Wir hatten einen Riesenspaß am Drucken und daran unsere Motive auf Shirts zu sehen, wobei der Gedanke an ein eigenes Label noch eher Träumerei war. Nachdem wir aus dem Bekanntenkreisen viele positive Rückmeldungen bekamen, konnte mich Colin glücklicherweise dazu überreden etwas mehr Zeit und Geld zu investieren. Nach und nach erweiterten und verbesserten wir unser Equipment und gründeten schließlich unser Label Kitnoir, das immer noch ziemlich am Anfang steht. Die Konzeption neuer Motive, sowie die Modell- und Farbauswahl treffen wir gemeinsam. Während ich die Motive gestalterisch umsetze, kümmert sich Colin um die Prints. Echte handgemachte Siebdrucke direkt aus unserer Wohnzimmer-Werkstatt.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt in eurer Arbeit eine wichtige Rolle oder?
Floraler Schmetterling Print
Nachhaltigkeit sollte für jeden Menschen zunächst in seinem unmittelbaren Alltag eine Rolle spielen. Wie und was konsumiere ich und was brauche ich überhaupt? Ich persönlich setze dabei auf sehr reduzierten und selektiven Konsum wobei ich ehrlich zugeben muss, dass mich das ganze Siegel-Wirrwarr teilweise sprach- und ratlos zurücklässt. Es ist da manchmal ziemlich schwierig herauszufinden, was echtes Engagement ist und was bloßes Greenwashing. Wir kaufen, sofern es geht, lokale Produkte. Nachhaltigkeit in unserer Arbeit findet in erster Linie bei Kitnoir statt. Wir achten da sehr auf eine faire und nachhaltige Produktion.
Was heißt das konkret?
Konkret heißt das, dass wir großen Wert darauf legen, welche Produkte wir benutzen, wie sie hergestellt sind und welche Auswirkungen ihre Nutzung auf uns und unsere Umwelt haben. Die T-Shirts, die wir bedrucken sind aus Bioqualitäten, komplett fair gehandelt und die Hersteller, von denen wir direkt beziehen, achten auf einen nachhaltigen Baumwoll-Anbau. Unsere Bags bestehen zu 50 Prozent aus recycelten, geshredderten und zu Garn verarbeiteten Plastikflaschen, die aus dem Meer gefischt wurden. Die Druckfarben sind wasserbasiert, wodurch die Verwendung von Chemikalien deutlich verringert wird und auch die Chemikalien, die wir gelegentlich nutzen müssen, sind komplett biologisch abbaubar.
Ihr bedruckt eure Styles also komplett per Hand oder? Was ist aktuell im Angebot?
Ja, die Kitnoir-Kollektion wird in unserer Wohnzimmer-Werkstatt handbedruckt. Die Teile gibt es deshalb auch nur in relativ kleinen Auflagen, nicht zuletzt weil wir das Handwerkliche daran mögen und uns Massenproduktionen eh nicht sonderlich interessieren. Neben Shirts, Tops, Sweatern und Hoodies haben wir, wie gesagt, auch noch Taschen am Start. Kunstdrucke sind gerade in Arbeit, das wird der nächste Schritt.
Wo kann man Kitnoir kaufen?
Kitnoir gibts in unserem Online-Shop, bei Facebook, bald bei heimatsinn.de und zudem sind wir auf verschiedenen Festivals vertreten.
Was habt ihr für die Zukunft geplant?
Mareike und Colin
In nächster Zeit werden wir auf jeden Fall noch ein paar Festivals abgrasen, so wie das Surf & Skate oder das Reflecta Film Festival wie im letzten Jahr. Darüber hinaus: Viel Zeichnen und drucken und weiterhin Spaß damit haben. Und wenn es gut läuft, werden wir endlich auch eigene Schnitte entwerfen. Ich hab vor ein paar Jahren mal in einem Mode-Atelier nähen gelernt und kenne mich mit der Umsetzung von Schnittmuster halbwegs gut aus. Aber das ist wirklich noch Zukunftsmusik.
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Bild: Kitnoir, Text: Andreas Grüter
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