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Sean Warner und Patrick Pittaluga sind ? zumindest in den USA ? Pioniere im Bereich der Larvenzucht
Zukunftsvisionen

Larven sind Experten in Sachen Essen

Igitt, Larven! Die kleinen Lebewesen sind nicht gerade beliebt. Vielleicht zu Unrecht? Können sie sogar dabei helfen, unsere Ernährung in der nachhaltig Zukunft zu sichern? Das klingt wenig appetitlich, muss es aber auch gar nicht sein. Sehen Sie selbst!

Was die Bevölkerungszahlen angeht, sieht die Zukunft unserer Erde nicht gerade rosig aus. Bis 2050 soll die Weltbevölkerung von derzeit knapp 7,5 auf 9 Milliarden Menschen anwachsen. Im Angesicht zunehmender Ressourcenknappheit stellt sich schon jetzt die Frage, wie all diese Erdbewohner ernährt werden sollen.  

Die besondere Fähigkeit der Larven: essen

Die Lösung lautet: Larven. Keine Sorge, das ist weit weniger eklig als es klingt. Tatsächlich könnte die Idee zweier junger Absolventen des Georgia Institute of Technology einen wichtigen Ansatz zur Lösung des Ernährungsproblems liefern. Der Star auf ihren „Grubbly Farms“ sind Fliegenlarven. Deren besondere Fähigkeit ist das Essen: Sie können täglich das Doppelte ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich zu nehmen. Sogar nachts tun sie nichts anderes als essen, essen, essen. Zum Vergleich: Könnte ein erwachsener Mann so viel essen wie Fliegenlarven, er würde täglich 45 Hühner verspeisen, und zwar inklusive Knochen und Federn!

Unglaubliche Abfallverwerter

Bei der Wahl ihrer Speisen sind die Larven nicht wählerisch, was ihnen einen weiteren Pluspunkt einbringt. Denn so schaffen sie es, innerhalb von kurzer Zeit riesige Mengen an organischem Abfall zu vernichten. Die Grubbly Farmer holen also Essensreste aus Restaurants und ähnlichen Betrieben ab und verfüttern sie an ihre Fliegenlarven. Die wiederum tun, was sie am besten können. Sie essen, wachsen weiter und können dadurch noch mehr essen. Da die organischen Abfälle dabei auf natürlichem Wege kompostiert werden, gibt es keine Verwesung und damit auch keine schädlichen Methangase. Und nebenbei produzieren die Larven auch noch natürlichen Dünger, der in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann.

Ideale Abfallverwerter

Was für uns Essensreste sind, ist für die Larven ein wahres Festmahl.

Larven als natürliches Tierfutter?

Wenn sie groß genug sind, werden die Grubbly Farm-Larven entweder lebend, geröstet oder in Form von Pulver oder Öl als Futter für Geflügeltiere oder Fische eingesetzt bzw. verkauft. Und genau hier kommen die Weltbevölkerung und ihr Ernährungsproblem ins Spiel. Denn aktuell werden riesige Mengen an Soja und Fischmehl als Tierfutter genutzt. Beides Produkte, deren Ressourcen bereits am äußersten Rand der Erschöpfung angekommen sind. Die Fliegenlarven könnten eine ernst zu nehmende Alternative sein, enthalten sie doch jede Menge natürliche Proteine, Fett und Kalzium.

Insekten Futter für die Tiere

Die Larven sind eine natürliche Proteinquelle für Hühner.

Recycling the Past to Feed the Future

Sean Warner und Patrick Pittaluga sind jedenfalls überzeugt davon, mit ihren „Grubbly Farms“ die Welt verändern zu können. Anfang 2015 starteten die beiden jungen Männer ihr großes Projekt unter dem Motto: „Recycling the Past to Feed the Future“ (dt. “Die Vergangenheit recyclen, um die Zukunft zu ernähren”). Das Ganze begann übrigens als Scherz. Sean und Patrick hatten es sich in den Kopf gesetzt, einen Burger aus Larven zu entwickeln und diesen in Asien quasi als „westliche“ Version der dortigen Essgewohnheiten zu verkaufen. Aus dem Insektenburger wurde zwar nichts, dafür begannen die beiden, sich mit dem Thema Larvenzucht auseinanderzusetzen und stellten fest, dass Europa und Asien den USA einiges voraus hatten.

Grubbly Farms Gewächshaus

Dieses Gewächshaus ist die Heimat des Pilotprojekts der „Grubbly Farms“

Erste Versuche in der Waschküche

Das war die Initialzündung für die „Grubbly Farms“. Die ersten Fliegenlarven züchteten die jungen Unternehmer noch in ihrem Waschraum, dann zogen sie in ein kleines Gewächshaus um. Dank einer Kooperation mit der Kennesaw State University konnten sie bald eines derer deutlich größeren Gewächshäuser für ein Pilotprojekt nutzen. Bisher haben sie mit ihrem Konzept schon zahlreiche Landwirte überzeugen können, die von dessen „grünen Daumen“ und der natürlichen Nahrungsquelle für ihre Tiere begeistert sind. Der Start ist Patrick und Sean also schon einmal gelungen, jetzt geht es darum, die „Grubbly Farms“ stetig weiter zu entwickeln. Dabei lernen sie ständig dazu und machen neue Erfahrungen – meistens übrigens im „Trial and Error“-Prinzip, also durch Ausprobieren. Denn die Branche ist noch jung und es gibt kaum Erfahrungsberichte. Die „Grubbly Farmer“ sind also gewissermaßen Pioniere, die die Chance haben, einen neuen Weg begehbar zu machen.

Larven Gewächshaus

Sean und Patrick beim Einzug in ihr Gewächshaus.

ecowoman Extra-Info:

Insektenlarven sind richtige Umwelthelden. Erst kürzlich haben Forscher der Stanford-University herausgefunden, dass Mehlwürmer sich problemlos und ohne gesundheitliche Einschränkungen von Styropor ernähren können. Alle Infos finden Sie hier.

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Quellen: Grubbly Farms, Bild: Grubbly Farms, Text:  Ronja Kieffer