1. Home
  2.  › Freizeit
  3.  › Natur
Die Meere werden immer mehr ausgebeutet, wodurch es viele Fischarten bald nicht mehr geben wird.

Die Verschmutzung der Meere bedroht den Lebensraum vieler Fischarten.

Abfall und Überfischung belasten Meer und Fische

Der meiste Abfall, den wir an Land produzieren, landet im Meer. Das belastet die Fische und Pflanzen. Aber auch Überfischung bedroht die Meeresbewohner. Wie stark sie bedroht sind, lesen Sie hier.

Über 80 Prozent der Meeresverschmutzung stammt von menschlichen Aktivitäten an Land. Von Plastiksäcken bis Pestiziden – der meiste Abfall, den wir an Land produzieren, landet irgendwann im Meer. Entweder durch absichtliches Deponieren oder via Abwasserkanälen und Flüssen. Dazu gehören: Öl, Düngemittel, feste Abfälle, Abwasser und toxische Chemikalien

Verschmutzung durch Öl

Ölteppiche verursachen zwar grosse Schäden, sind aber gemäss einer Studie vom «US National Research Council» nur für 12 Prozent des Öleintrags ins Meer verantwortlich. Rund 36 Prozent gelangen als Abfallstoffe und Oberflächenabflüsse von Städten und der Industrie durch Abwasserkanäle und Flüsse ins Meer. Die aktuellen Ölkatastrophen bringen dieses Verhältnis jedoch durcheinander.

Verschmutzung durch Düngemittel

Oberflächenabflüsse von Düngemitteln umliegender Farmen und Felder sind ein Riesenproblem für Küstengebiete. Durch die Überdüngen können Algenblüten ausgelöst werden. Dadurch wird der im Wasser gelöste Sauerstoff verringert und viele andere Meereslebewesen ersticken. Dieses Phänomen hat weltweit schon viele so genannte tote Zonen hervorgerufen, wie zum Beispiel im Golf von Mexiko oder in der Baltischen See.

Bedrohung durch Abfallberge

Plastiksäcke, Ballone, Glasflaschen, Schuhe, Verpackungsmaterialien – wenn wir Abfälle nicht korrekt entsorgen, landet vieles letztendlich im Meer. Besonders Plastik baut sich sehr langsam ab und gelangt immer wieder in Mägen von Walen, Delfinen, Robben, Papageientauchern, Möwen und Meeresschildkröten. Besonders schlimm sind Flaschenhälse aus PET, an denen Meerestiere oft ersticken. Auch andere Plastikteile können im Hals hängen bleiben und blockieren so die Atemwege und die Nahrungsaufnahme der Tiere. Der Abfall kann aber auch wieder an den Strand zurückgeschwemmt werden und ganze Strände und andere Küstengebiete verschmutzen.


Unbehandeltes Abwasser, dass direkt ins Meer gelangt, trägt stark zur Verschmutzung der Gewässer bei.

Durch Rohrleitungen gelangt unbehandeltes Abwasser in die Meere und verschmutzt sie.

In vielen Regionen der Welt gelangt unbehandeltes Abwasser direkt ins Meer. Zum Beispiel fliessen 80 Prozent des Abwassers von Städten rund ums Mittelmeer ungesäubert ins Meer. Dieses Abwasser fördert eine Überdüngung des Meeres. Daneben kann es Krankheiten hervorrufen und Badestrände still legen.

Nahezu jedes Lebewesen im Meer ist mit Chemikalien kontaminiert. Bis in die 1970er Jahre wurden die Ozeane als bequeme Müllhalde betrachtet. Fast alles wurde absichtlich im Meer deponiert – auch Pestizide, chemische Waffen und radioaktive Abfälle. Erst das Londoner Deponieabkommen für toxische Materialien brachte ab 1972 Besserung.

Dieses Abkommen diente dem Schutz der Meere vor Verschmutzung durch Giftmüll und radioaktiven Abfällen. Das Nachfolgeabkommen - die Londoner Konvention - umfasst seit 1996 weitere Restriktionen, wie ein Verbot für das Einlassen von radioaktiven und industriellen Abfällen und das Verbrennen von Giftmüll auf dem Meer. Dennoch sind die Meere mit immensen Mengen verschmutzt, dies weil es entweder schon früher geschah oder toxische Materialien illegal deponiert wurden. Aber auch gebilligte Abfälle können das Meer erheblich gefährden.

Chemikalien gelangen nicht nur absichtlich im Meer, sondern auch versehentlich bei der Herstellung, dem Gebrauch und der Entsorgung von Gütern. Auch durch Lecke und Brände an Frachtschiffen können solche Substanzen ins Meer gelangen und sich dort über weite Distanzen verteilen. Früher hat man angenommen, dass die Ozeane gross genug sind, um Unmengen Chemikalien so fest zu verdünnen, dass sie nicht mehr gefährlich sind. Die giftigen Stoffe sind aber nicht verschwunden, sondern gelangen teils konzentriert via Nahrungskette wieder zum Menschen zurück.

So können Meerestiere am Ende der Nahrungskette das Millionenfache an toxischen Stoffen gegenüber ihrer Umwelt enthalten. Eisbären, die sich hauptsächlich von Robben ernähren, enthalten bis zu drei Milliarden mehr Giftstoffe als das Meer um sie herum. Inzwischen häufen sich die Anzeichen, dass diese Giftstoffe bei Mensch und Tier ernsthafte Gesundheitsprobleme wie Krebs, Beschädigung des Immunsystems, Verhaltensprobleme und reduzierte Fruchtbarkeit auslösen können.


Die Überfischung der Meere trägt zur Bedrohung vieler Fischarten bei.

Die Überfischung der Meere trägt zur Bedrohung vieler Fischarten bei.

Weltweit haben industrielle Fangflotten mit modernster Technik und zerstörerischen Fangmethoden das Meeresleben stark dezimiert: Rund 82 Millionen Tonnen Fische werden so jährlich aus den Meeren gefischt. Dies ist viermal mehr als noch vor 50 Jahren. Aus kurzsichtigen wirtschaftlichen Überlegungen verhindern einzelne Länder seit Jahren, dass Fangquoten nach wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt werden. Dass die Fischerei eine sehr starke Lobby hat, sieht man auch daran, dass viele Staaten – unter ihnen auch die EU – ihre Fangflotten massiv subventionieren. Dabei gibt es weltweit zweieinhalb Mal mehr Fangschiffe, als tragbar wären.

Die Folgen davon: 80 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände rund um den Globus sind schon überfischt oder stehen kurz davor. Darunter auch viele für den Schweizer Markt wichtige Fischbestände wie Atlantischer Heilbutt, Rotzunge, Kabeljau, Seeteufel, Seezunge und Steinbutt. Grosse Räuber wie der Rote Thun oder verschiedene Hai- und Rochenarten sind sogar vom Aussterben bedroht.

In den letzten Jahrzehnten ist der Fang von Tiefseefischen stark angestiegen. Bei diesen spät geschlechtsreifen und nur wenige Nachkommen produzierenden Arten wie dem Seeteufel, dem Rotbarsch oder dem atlantischen Sägebauch (Granatbarsch) hat die Überfischung gravierende Folgen. Diese häufig in der Tiefsee lebenden Bestände brauchen zum Teil bis zu 30 Jahre um die Geschlechtsreife zu erreichen. Falls relevante Mengen an Jungfischen entnommen werden, droht die gesamte Population innerhalb kurzer Zeit zusammenzubrechen. Dass sich solche Bestände, - einmal übernutzt und zusammengebrochen-, nur sehr schwer wieder erholen, liegt auf der Hand.

Wer Fisch isst, trägt Verantwortung

Der WWF setzt sich für eine nachhaltige Fischerei ein. Er kämpft gegen unnötige Subventionen, für strenge, wissenschaftlich abgestützte Fangquoten und für schonende Fangmethoden. Konsumentinnen rät der WWF: Auf Fische und Meeresfrüchte mit dem MSC- und dem Bio-Label sowie aus einheimischem Wildfang zu setzen und Meeresfrüchte als nicht alltägliche Delikatesse zu geniessen.

Bedrohung durch Fangmethoden

Fangschiffe sind auf die Verarbeitung von einer oder wenigen Fischarten spezialisiert. Weil die Fangmethoden in der Regel nicht selektiv sind, bleiben neben den Zielarten unzählige Jungfische, Meeressäuger, Seevögel und andere Meereslebewesen in den Netzen hängen. 40 Prozent aller gefangenen Meerestiere oder 38 Millionen Tonnen sind Beifang! Häufig werden sie tot oder verletzt wieder über Bord geworfen. Besonders schlimm ist der Beifang der tropischen Krevetten-Fischerei. Auf ein Kilo Krevetten kommen 10, manchmal sogar 20 Kilo Beifang an Fischen, Schlangen, Meeresschildkröten und anderen Meerestieren.

Nicht nur Netze gefährden Meeresleben, auch Langleinen verursachen viel Beifang. Langleinen sind bis zu 100 Kilometer lange Angelschnüre mit bis zu 20 000 Köderhaken für Thunfische. Doch auch jedes andere Meerestier, das gross genug ist, um Köder und Haken zu verschlingen, kann Langleinen zum Opfer fallen. Dies gilt auch für Meeresschildkröten. So werden weltweit jedes Jahr mehr als eine Viertel Million Unechte Karettschildkröten und Lederschildkröten mit auf Thun- und Schwertfisch ausgelegten Haken gefangen. Und auch Seevögel wie Albatrosse schnappen nach den Ködern, verfangen sich in den Leinen und ertrinken im Meer.

Quelle: WWF