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High-Protein gesund oder unnötig
High-Protein-Trend

Der High-Protein-Boom: Gesund oder unnötig?

Sogenannte High-Protein-Produkte sind aktuell überall in den Supermarktregalen zu finden. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat diesen Trend jetzt unter die Lupe genommen und zeigt, was dahintersteckt. 

High-Protein-Produkte: Brauchen wir sie wirklich?

Proteine sind gerade voll im Trend und deswegen werden viele Lebensmittel als spezielle Protein-Produkte vermarktet. Dazu gehören zum Beispiel Protein-Puddings oder Eiweißbrot. Ein Marktcheck der Verbraucherorganisation foodwatch hat jetzt allerdings gezeigt, dass diese Produkte in der Regel deutlich teurer sind als ähnliche Produkte, die ohne angereichertes Eiweiß auskommen. Und der hohe Preis lässt sich auch nicht dadurch rechtfertigen, dass das zusätzliche Protein gut für den Körper ist. Eigentlich ist das zugesetzte Protein überflüssig und meistens lediglich Teil einer Werbemasche. In der Regel reicht eine ausgewogene Ernährung nämlich vollkommen aus, um den Eiweißbedarf des Körpers zu decken. Das gilt sogar für Sportler. Zudem wird bei dem Marktcheck kritisiert, dass ungesunde und stark verarbeitete Lebensmittel mit Eiweiß angereichert werden. So werden Verbraucher, die eigentlich auf ihre Gesundheit achten möchten, hinters Licht geführt und getäuscht.

Darum ist der Trend nur eine Werbemasche

High Protein Pulver

Laut foodwatch nutzten Marken wie Dr. Oetker, Ehrmann und Co. den Fitness-Trend aus, um Profit zu machen, obwohl das zugesetzte Proteinpulver und der Süßstoff, der statt Zucker verwendet wird, einen Pudding nicht zu einem gesunden Lebensmittel macht. Diesen Trend kritisiert auch Prof. Dr. Ingo Froböse, Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln: „Der Proteinbedarf von Hobby- und Ausdauersportlern liegt bei rund 1 bis 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht, bei Kraftsportlern bei rund 2 Gramm. Ein breites Spektrum natürlicher Lebensmittel ganz ohne Zusatzstoffe ist die beste Wahl, um den körpereigenen Proteinbedarf zu decken! Um unsere Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern, spielt die Qualität unserer Lebensmittel eine große Rolle: je natürlicher desto besser!“ Zu diesen natürlichen Lebensmitteln zählen zum Beispiel Hülsenfrüchte, die einen Proteingehalt von fast 30 Prozent besitzen. Zusätzlich enthalten sie Kohlenhydrate, welche wir für die Stimulation des Muskelaufbaus benötigen. Aber obwohl es genügend natürliche Alternativen zu dem High-Protein-Produkten gibt, ist die Nachfrage nach ihnen so groß wie nie.

So viel Geld macht die Lebensmittelindustrie mit der Werbelüge

Dennoch wächst der Markt für die im Grunde nutzlosen Protein-Lebensmittel immer weiter. So fand ein Marktforschungsinstitut im Auftrag des Spiegel-Magazins heraus, dass die Verbraucher in Deutschland jährlich mehr als eine Milliarde Euro im Jahr für sie ausgeben. Das sind fast 50 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Werbung für die hoch verarbeiteten Produkte findet sich dabei vor allem in den verschiedenen sozialen Medien und richtet sich besonders an eine junge Zielgruppe. Auf Instagram wirbt beispielsweise der „High Protein Pudding“ von Ehrmann mit aussagekräftigen Bildern von jungen und sportlichen Menschen. Dadurch möchte der Hersteller vermitteln, dass der Pudding eine sinnvolle Ergänzung für den Speiseplan erfolgreicher Sportler darstellt.

Protein-Produkte sind vollkommen überteuert

Produkte, die mit einem höheren Proteingehalt beworben werden, enthalten meistens künstliches Eiweiß. Bei Milchprodukten handelt es sich dabei oft um Molkeneiweiß, was eigentlich ein Abfallprodukt ist und bei der Käseherstellung entsteht. Es wird oft auch für Tierfutter verwendet. Molkeneiweiß ist also ein sehr günstiger Rohstoff, für den die Hersteller der Protein-Produkte aber viel Geld verlangen. So können sie nur durch den Zusatz von billigem Eiweißpulver ein Protein-Pudding für den dreifachen Preis verkaufen.

Dabei benötigt der Körper eines erwachsenen Menschen laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung täglich nur 0,8 g Proteine pro kg Körpergewicht. Dieser Bedarf kann normalerweise schon über eine ausgewogene Ernährung vollständig abgedeckt werden. Eine nationale Verzehrstudie, die vom Bundesernährungsministerium in Auftrag gegeben wurde, hat sogar gezeigt, dass wir Deutschen eher dazu neigen, zu viele Proteine zu uns zu nehmen. Der Trend der High-Protein-Produkte ist also überhaupt nicht gerechtfertigt. Mit folgenden Lebensmitteln können Sie stattdessen ganz einfach auf gesunde und natürliche Weise Ihren täglichen Proteinbedarf abdecken. 

Das sind die proteinreichsten Lebensmittel:

Fisch, Fleisch, Milch und Co.:

proteinreiche Lebensmittel

Tierisches Eiweiß ist unserem Körpereiweiß in seiner Zusammensetzung sehr ähnlich. Außerdem enthält es alle wichtigen Aminosäuren, die für die Stoffwechselvorgänge unseres Körpers benötigt werden. Den höchsten Eiweißgehalt pro 100 Gramm haben bei tierischen Lebensmitteln unter anderem Parmesankäse, Thunfisch, Putenbrust, Hüttenkäse oder Quark. Aber fettige Fleischsorten, Wurst und Eiern enthalten nicht nur Eiweiß, sondern auch Cholesterin, Fette oder Kochsalz. Zu viel von diesen Inhaltsstoffen können zu Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettstoffwechselstörungen führen. Hier sollte also auf ein gesundes Maß geachtet werden. Auch wenn man auf Fleisch verzichtet, reichen Milchprodukte und Eier immer noch für eine ausreichende Proteinzufuhr.

Pflanzliche Proteine

Proteine sind auch in pflanzlichen Lebensmitteln zu Genüge enthalten. Unser Körper kann diese zwar meist nicht ganz so gut verwerten wie Proteine aus tierischen Produkten, trotzdem sind sie sehr gesund. Sie sind nämlich oft fettarm und enthalten auch kein Cholesterin. Pflanzliche Proteine finden sich zum Beispiel in Brot, Getreide, Kartoffeln, Nüssen und Hülsenfrüchten. Den höchsten Proteingehalt pro 100 Gramm haben unter anderem Sojabohnen, Erdnüsse, Kürbiskerne, Linsen oder Quinoa. Wer vegan lebt, und vollständig auf tierische Eiweiße verzichtet, kann sich also auch über pflanzliche Proteine gesund und ausgewogen ernähren.

Quellen: foodwatch, NDR, Techniker Krankenkasse, Bilder: Depositphotos/AsierRomeroCarballo, foodwatch e.V., Depositphotos/AntonMatyukha, Text: Fatma Cevik