Geht der Plastikwahnsinn weiter?
Alle sprechen von weniger Plastik, doch die Realität sieht anders aus. Ob Obst, Gemüse, Butter, Käse oder Wurst – im Supermarkt gibt es kaum noch Produkte, die nicht in Kunststoff eingeschweißt sind. Kunststoffverpackungen belasten nicht nur die Umwelt, sondern können auch schädlich für die Gesundheit sein. Doch der Plastikwahn wird wohl so schnell kein Ende nehmen, wie der Fall des Gurkenbauern Hagn aus Segnitz zeigt.
Dass Plastik extrem umweltschädlich ist, da es mehr als 500 Jahre benötigt bis es verrottet und tonnenweise in den Ozeanen landet, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Und da ein Drittel des weltweiten Plastikmülls auf Verpackungen zurückzuführen ist, wurde eine Selbstverpflichtung für Unternehmen ins Leben gerufen, mit deren Hilfe zumindest schon einmal der Pro-Kopf-Verbrauch von Einkaufstüten aus Plastik drastisch reduziert werden soll.
„Toll“, denkt man, „Supermarktketten reagieren endlich und das Thema Plastikmüll wird auch in den Köpfen der Verbraucher immer präsenter.“ Doch plötzlich taucht ein Video im Netz auf, dass momentan für viel Aufregung sorgt. Es zeigt Franz Hagn, einen Landwirt aus dem unterfränkischen Segnitz, der einen Teil seiner Gurkenernte vor laufender Kamera vernichtet. Ca. 2 Tonnen Gurken erntet er momentan pro Tag und wird sie nicht mehr los. Der Grund: Der Handel wolle seine Minigurken nur noch verpackt haben und das könne er sich nicht leisten.
Das Plastik in unseren Nahrungsmitteln
Um Lebensmittel vor Schmutz, Keimen und dem Austrocknen zu schützen und damit sie leichter transportiert werden können, werden Obst, Gemüse und Co. in Plastik verpackt. Und das, obwohl bewiesen ist, dass in Plastik verpackte Lebensmittel krankmachen können. Denn die Verpackungen enthalten die Weichmacher Bisphenol A (BPA) und Phthalaten, welche nachweislich unser Hormonsystem stören können. Besonders häufig kommen sie in den Beschichtungen von Plastikbehältern, Plastikflaschen, sowie Getränke- und Konservendosen vor. Aus dieser Beschichtung kann das BPA in die Nahrung übergehen und anschließend in unserem Körper dafür sorgen, dass das Hormon Adiponectin unterdrückt wird – unser Hormonsystem gerät aus dem Gleichgewicht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Diabetes Typ2, Unfruchtbarkeit, Hoden- und Prostatakrebs, Brust-, Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs und vieles mehr können die Folgen sein. Besonders gravierend können die Auswirkungen auf Ungeborene und auf Kinder sein. Die kompletten möglichen Gesundheitsstörungen sind aber längst noch nicht alle aufgedeckt.
Weichmacher aus Plastik machen krank
Während BPA vor allem in Beschichtungen zu finden ist, kamen Phthalate früher häufig in Folien, Tüten, Deckeln und Spielzeug aus Kunststoff vor. In Lebensmittelverpackungen werden sie zwar nicht mehr eingesetzt, dafür aber oft in den Maschinen, die der Verarbeitung er Lebensmittel dienen. Auch Phthalate sind nicht fest mit dem Kunststoff verbunden und können bei Kontakt in die Lebensmittel oder über die Haut in den Körper gelangen. Zwar handelt es sich zunächst nur um winzige Konzentrationen, über viele Jahre hinweg kann sich jedoch eine kritische Menge der Schadstoffe im Körper ansammeln. Dort wirken sie dann wie Hormone und bringen, genau wie BPA, das körpereigene Hormonsystem aus dem Gleichgewicht.
Kaufe nur plastikfreies Obst und Gemüse, z.B. auf dem Markt
So kannst du Hormone in den Nahrungsmitteln vermeiden:
- Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Kaufe deshalb keine Lebensmittel, die in Plastik verpackt sind, sondern nur plastikfreies Obst und Gemüse, z.B. auf dem Markt, am Hofladen, im Bio-Supermarkt oder in Unverpacktläden
- Verwende Glas- oder Metall- statt Plastikflaschen
- Vermeide Convenience-Food
- Verzichte auf Plastikbeutel und verwende besser Stoff- oder Jutebeutel
- Verzichte auf abgepackte Fertiggerichte und koche stattdessen selbst
- Kaufe anstelle der Supermarkt-Aufbackbrötchen in Plastik lieber Brötchen vom Bäcker. Beim örtlichen Bäcker kann das Brot auch direkt in einen Stoff-Brotbeutel gepackt werden
- Ersetze Partybesteck und -Geschirr aus Plastik durch Mehrweg-Geschirr (z. B. beim Grillen im Park)
- Zahlreiche Studien haben belegt, dass Pestizide in ihrem Aufbau Hormonen gleichen. Kaufe deshalb Lebensmittel in Bio-Qualität oder direkt beim Erzeuger, wo du sichergehen kannst, dass das Obst und Gemüse nicht gespritzt wurde.
- Fleisch, Milch und Eier sollten ebenfalls in Bio-Qualität oder beim regionalen Erzeuger des Vertrauens gekauft werden, um Antibiotikarückstände möglichst auszuschließen.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/Petunyia, gpointstudio, Text: Meike Riebe
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