Hier schneit es gefährliches Mikroplastik vom Himmel
Plastikmüll ist allgegenwärtig und das dadurch verursachte Mikroplastik wird zur Gefahr für unsere Gesundheit. Kaum ein Ort auf der Erde ist noch frei von ihm, wie jetzt auch neue Forschungsergebnisse zeigen.
Sogar hierher hat es das Mikroplastik geschafft
Der Südpol ist einer der wenigen Orte auf unserem Planeten, der vom Menschen weitestgehend unberührt geblieben ist. Neuseeländische Forscher haben aber nun während eines Forschungsprojektes in der Antarktis eine erschreckende Entdeckung gemacht. 19 Proben aus verschiedenen Regionen haben ergeben, dass im frischen Schnee Mikroplastik nachgewiesen werden kann. Und das sogar in entlegenen Orten. Bei einem Großteil des nachgewiesenen Plastiks handelt es sich um Rückstände von PET. Genau das Material, welches häufig für die Verpackungen von Einweggetränken oder für die Herstellung von Textilien verwendet wird. Pro Liter geschmolzenem Schnee konnten etwa 29 Partikel gefunden werden. Aber wie gelangt das Mikroplastik dorthin?
Auch Babys bleiben nicht vor Mikroplastik verschont
Die Forschergruppe betrachtet den Wind als naheliegendste Erklärung für das Problem, er ermöglicht nämlich den Transport von Mikroplastik über große Entfernungen. Es könnten aber auch Menschen dafür verantwortlich sein, die sich in der Antarktis aufgehalten haben. Die Rückstände im Schnee stammen vielleicht von dem von ihnen genutzten Plastik. Aktuelle Studien stützen die Theorie mit der Übertragung durch den Wind. Ihnen zufolge wird Mikroplastik durch den Wind sogar noch schneller und weiter transportiert als durch Wasser.
Der Fund im Antarktisschnee ist aber noch nicht einmal die einzige beunruhigende Entdeckung dieser Art. Auch im Eis und Wasser wurden die Partikel hier schon gefunden. Und noch schlimmer: Im menschlichen Blut und der Plazenta konnten bereits Mikroplastikteilchen nachgewiesen werden. Es ist schon so weit, dass einige Kinder inzwischen mit einer Vorbelastung auf die Welt kommen. Das wurde festgestellt, indem der erste Stuhl von neugeborenen Babys untersucht wurde. Auch hier war Mikroplastik zu finden. Noch ist weitestgehend unbekannt, welche Folgen da für die Gesundheit haben kann. Wir wissen aber bereits, dass Mikroplastik dazu in der Lage ist, die Zellmembran zu destabilisieren. Es konnte nämlich wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Mikroplastikkügelchen an der Zellmembran haften bleiben. In der Folge dehnt sich die Spannung der Membran so lange bis sie sich auflöst. Durch dieses mechanische Dehnen der Zellmembran kann es zu einer gefährlichen Schwächung der Abwehrzellen im Gehirn kommen. Und auch die im Plastik enthaltenen Chemikalien haben das Potenzial unserer Gesundheit zu schaden. Können wir etwas dagegen tun?
Was kann uns schützen?
Vor den Gefahren durch Mikroplastik kann uns nur die Reduzierung von Plastikabfällen helfen. Das kann durch den Verzicht auf Einwegverpackungen gelingen. Auch der Kauf von unverpackten Produkten und Mehrwegverpackungen müssen sich durchsetzen. Dies funktioniert nur, wenn endlich die im Verpackungsgesetz festgelegte Mehrwegquote von 70 Prozent erreicht wird. Dabei helfen kann auch ein einheitliches Mehrwegsystem bei allen Lebensmittelverpackungen, auch im Handel zwischen Unternehmen und im Online-Handel. Auch im To-Go-Bereich muss eine Pflicht zu Mehrwegverpackungen her. Dass der Wandel gelingen kann, haben schon verschiedene Projekte beweisen können. In Tübingen wurde beispielsweise eine Steuer für Einwegverpackungen erprobt. Das Ergebnis war eine eindeutig müllfreiere Stadt und das Angebot an Mehrwegverpackungen ist deutlich gestiegen. Nur wenn Recycling und die Nutzung von Mehrwegangeboten selbstverständlich wird, kann die Verbreitung von gefährlichem Mikroplastik gestoppt werden. Wir als Verbraucher können da auch einiges beitragen. Tipps, wie das Gelingen kann, gibt es zum Beispiel auch auf der Seite des Bund für Umwelt und Naturschutz.
Quellen: Bund, Bilder: Depositphotos/mzphoto; Pexels/Alfo Medeiros, Daria Shevtsova, Text: Fatma Cevik
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