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Kühe auf Weide
Der große Weidecheck

Gibt es noch glückliche Kühe?

„Milch ist ein Stück Lebenskraft“, „Nur vom Besten der Natur“, „Unsere gute Alpenmilch“ - Wer kennt sie nicht, die Werbeslogan der Milchprodukte aus Funk und Fernsehen. Mit idyllischen Abbildungen von saftigen Wiesen in sattem Grün und weidenden Kühen erschaffen Hersteller den Eindruck von Vertrauen und Nachhaltigkeit. Dass sich die Versprechen nur selten bewahrheiten, zeigt der Weidecheck der Welttierschutzorganisation im Rahmen der KUH+DU Kampagne.

Was ist dran an den glücklich grasenden Kühen aus dem Fernsehen? Wie viele Kühe kommen tatsächlich auf die Weide und genießen ein artgerechtes Leben? Wie werden sie außerhalb der Weidezeit gehalten? Und wie reagieren die Unternehmen auf diese Fragen, die mehr Transparenz für den Verbraucher schaffen sollen?

Das wollte die Welttierschutzorganisation genauer wissen und hat im Rahmen der KUH+DU Kampagne 17 Molkereien und 3 Lebensmittelkonzerne dazu befragt. Die befragten Unternehmen führen insgesamt 29 bekannte Marken, die ihre Milchprodukte mit Alpenpanoramen und idyllischen Landschaftsbildern auffällig bewerben.

Gibt es noch glückliche Kühe?

Das erschreckende Ergebnis: Den meisten Unternehmen ist überhaupt nicht bekannt, wie viele der Kühe Weidezugang haben oder angebunden in einem Stall ihr Dasein fristen. Nur bei 3 von 29 Marken wird das Werbeversprechen eingehalten.

Die Mehrheit der befragten Unternehmen – darunter Haribo, Bayernland, Alpenhain, Ehrmann und Alois Müller – haben auf die Fragen der Welttierschutzgesellschaft entweder gar nicht reagiert oder die Frage nach dem Weideanteil der Kühe unbeantwortet gelassen.

Andere Unternehmen, wie Mondelez, Zott und Savencia versuchten die Fragen zu umgehen, indem sie Projekte auflisteten, in denen sie sich engagieren – die konkreten Weide- und Stallhaltungszahlen ignorierten sie jedoch.

Kühe im Stall

Auch Ausreden, wie „Landwirte sind eigenverantwortliche Unternehmer“ oder „die Milchlieferanten halten sich an alle einschlägigen Gesetze“ wurden häufig genannt. Lediglich Dr. Oetker, DMK, Zott und Hochland waren so ehrlich, zuzugeben, dass sie die nachgefragten Zahlen schlichtweg nicht kennen.

Die Unternehmen Arla Foods, FrieslandCampina, die Gläserne Meierei und OMIRA konnten Zahlen zum Weidegang von insgesamt neun bekannten Marken nennen. Während bei den Marken Arla Bio und Hansano Weidemilch von Arla Foods alle Kühe Weidezugang haben, sind es bei der Gläsernen Molkerei – eine Marke der Gläsernen Meierei – immerhin noch mehr als 95% der Tiere (bei der Heumilch-Variante sogar 100%). Bei den anderen sechs Marken fällt der Anteil der Kühe, die auf die Weide kommen, jedoch deutlich geringer aus. Alle Fragen und Antworten kannst du hier finden.

Verbrauchertäuschung in der Milchproduktion

Von den 4,3 Millionen Milchkühen in Deutschland wird die Hälfte bereits in Ställen gehalten, in dem jede 4. Kuh zudem noch teil- oder ganzjährig angebunden ist. Viele der mit Weideidylle werbenden Unternehmen wissen nicht mal wie viele Kühe überhaupt Weidezugang haben und selbst bei denen, die es wussten, fiel der Anteil der weidenden Kühe eher gering aus. Gleichzeitig gibt es auch nur selten Vorgaben zum Weidegang oder zu einer artgerechten Fütterung der Kühe. Lebensmittelkonzerne und Molkereien sind jedoch, genauso wie Landwirte, dafür verantwortlich, dass es den Kühen in Deutschland gut geht.

Die Werbung von glücklichen Kühen auf saftigen Wiesen, ist somit reine Verbrauchertäuschung, die die Missstände in der Milchwirtschaft verschleiert. Lediglich die drei Marken Arla Bio, Gläserne Molkerei und die Weidemilch von Hansano halten, was sie versprechen.

Aus diesem Grund fordert die Tierschutzorganisation Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf, wenigstens ein Mindestmaß an Tierschutz für alle Kühe zu gewährleisten und eine Haltungsverordnung einzuführen. Die Welttierschutzorganisation hat bereits einen Entwurf zur Erweiterung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für Milchkühe vorgelegt, der u.a. einen verbindlichen Auslauf im Freien beinhaltet. Mehr als 220.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt.

Jetzt mitmachen und unterschreiben. Hier geht's zur Petition:  http://welttierschutz.org/kampagnen/petition/

Nachtrag: Nach der Veröffentlichung des Weidechecks nahm die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG Kontakt zur Welttierschutzgesellschaft auf, um den Fragebogen nachträglich zu beantworten. Die Antworten gibt es unter: www.kuhplusdu.de/weidecheck

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Quellen: Kuhpusdu Bilder: Depositphotos/amedeoemaja, mihtiander, Text: Meike Riebe