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Tag des Wurmes
15. Februar

Tag des Regenwurms - ein Grund zum Feiern

Dass es um die Bienen schlecht steht, ist längst in aller Munde. Dass es dem Regenwurm, dem Held des Bodens, ebenso miserabel geht, ist weitaus weniger bekannt. Dabei ist er mindestens genauso wichtig. Am Tag des Regenwurms sollten wir dem Wurm die verdiente Aufmerksamkeit schenken, die er verdient.

Zugegeben, Regenwürmer sehen – im Gegensatz zur Biene - nicht sonderlich attraktiv aus. Er ist fleischfarben bis braun, kann weder sehen noch hören und bewegt sich nur kriechend vorwärts. Dafür ist er aber auch ein wahrer Muskelprotz – immerhin kann er das 60-fache seines Gewichts mit dem Kopf wegdrücken – und ein Held des Bodens.

Regenwurm: Verkannter Held des Bodes

Dank ihrer unterirdischen Gänge wird der Boden gelockert, gelüftet und kann deutlich mehr Wasser speichern, was unter anderem Effekte von extremen Wetterereignissen wie beispielsweise Hochwasser abschwächt. Doch das ist längst nicht alles.

Wenn der Regenwurm sich nicht gerade ins Erdreich gräbt, frisst er. Hauptsächlich ernährt er sich von abgestorbenen Pflanzenresten, Mikroorganismen und Blättern, die er in seine Wohnröhren zieht. Außerdem schichtet er Nährstoffe von unten nach oben, was wiederum das Pflanzenwachstum fördert.

Kurzum: Der Regenwurm übernimmt schlichtweg unsere Gartenarbeit. Er gräbt um, kompostiert, lockert die Böden und düngt sie – denn sein Kot gehört zu den besten Bio-Düngern weltweit. Seine Ausscheidung, sogenannter Wurmhumus, soll rund siebenmal mehr Nährstoffe enthalten als normale Erde.

Regenwurm: Der größte Feind ist der Mensch

Schnell wird klar: Ohne den Regenwurm wäre es um Natur, Landwirtschaft, Ernährung – und somit auch um den Menschen selbst schlecht bestellt. Und dennoch stehen laut dem WWF rund ein Drittel der Regenwurmarten in Deutschland auf der Liste der bedrohten Arten. Die Gründe, warum der Regenwurm vom Aussterben bedroht ist, sind – wie so oft – menschengemacht.

Laut dem WWF gibt es vor allem vier vom Menschen gemachte Ursachen, die dem Regenwurm zu schaffen machen:

  • Gülle aus der Massentierhaltung: Gülleschlamm produziert viel ätzenden Ammoniak. Rund um Betriebe mit Massentierhaltung entsteht jedoch viel zu viel Gülle, die dann auf den Acker gekippt wird – und das darin enthaltene Ammoniak ätzt Wunden in die Regenwurmhaut, sodass die Tiere verletzt oder getötet werden. Auch ist saurer Boden die Folge von zu viel Gülle und Ammoniak. Regenwürmer können in sauren Böden allerdings nur schlecht überleben.
  • Landwirtschaftliche Maschinen: Beim Pflügen der Felder mit modernen Landmaschinen werden die Regenwürmer regelrecht zerschnitten oder zerdrückt. Denn das hohe Gewicht der Maschinen drückt die Erde zusammen und verdichtet den Boden, sodass der Regenwurm nicht mehr durchkommt. Der WWF konnte feststellen, dass in Baden-Württemberg in 1/3 aller untersuchten Böden keinerlei Regenwurmspuren mehr zu finden waren – dafür beobachteten die Experten auch, dass sich der Regenwurmbestand deutlich erholte, wenn weniger gepflügt wurde.
  • Am meisten setzen den Regenwürmern die Pestizide zu, wie im Rahmen einer Studie bereits 2015 herausgefunden wurde. Insektenschutzmittel oder Herbizide, wie zum Beispiel das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, haben eine erschreckende Wirkung auf Regenwürmer. Die Aktivität der Regenwürmer und ihre Vermehrung nahmen stark ab.
  • Monokulturen entziehen Regenwürmern die Nahrungsgrundlage. Erntereste, Zwischenfrüchte oder Spontanwuchs sind laut dem WWF gutes Regenwurmfutter. Wird das durch Unkrautvernichtungsmittel abgetötet, fehlt es dem Wurm an Nahrung.

Wie die Landwirtschaft Tierarten bedroht

Regenwürmer vom Aussterben bedroht – mit Folgen für das Ökosystem

Diese Faktoren haben über Jahre hinweg dazu geführt, dass die Population der Regenwürmer bereits drastisch abgenommen hat. Über die Hälfte der insgesamt 46 Regenwurmarten kommen nur noch „selten“ oder sogar „extrem selten“ in den Böden von Deutschland vor.

In einem intakten Boden sollten sich rund 120 Regenwürmer pro Quadratmeter tummeln. In besonders gesunden Äckern wurden sogar bis zu 450 der kleinen Prachtkerle gezählt. In krassem Gegensatz dazu steht die Zahl der Regenwürmer in stark bewirtschafteten Böden: Hier steckt eindeutig zu wenig Wurm drin, teilweise sank die Zahl unter 30. Das bleibt nicht ohne Folgen für unsere Ökosysteme, warnt der WWF.

Regenwürmer verhindern Pflanzensterben, Hochwasser und vieles mehr

Denn damit reiht sich der Regenwurm in die Liste von Feldhamster, Biene oder Feld- und Wiesenvögel, deren Bestände immer weiter zurückgehen. Das wiederum hat zur Folge, dass unsere Artenvielfalt akut bedroht ist und somit auch die Wechselwirkung zwischen den Ökosystemen, die für eine intakte Umwelt wichtig sind.

Schwindet zudem die Fruchtbarkeit der Böden und ihre Verdichtung nimmt zu, weil keine Regenwürmer mehr sich darum kümmern, sind Pflanzen anfälliger für Krankheiten, Mangelernährung, flache Wurzeln und Trockenheit.

Ein Boden ohne Regenwürmer reagiert dem WWF zufolge auf Regen wie ein verstopftes Sieb. Die Wasseraufnahme im Boden wird gestört und es kommt zu Hochwasser, Schlamm-Schwemme und langfristig leeren Wasserspeichern für die Pflanzen.

Tag des Regenwurms am 15. Februar: Gründe genug, ihn zu feiern

Diese Dokumentation der Folgen des Regenwurm-Sterbens macht deutlich, dass es höchste Zeit ist, die Bedeutung der Regenwürmer zu erkennen und sie neben die Biene zu einem Symbol der längst überfälligen Agrarwende zu machen. Bislang wurde der Wurm in seiner Vielfalt und in seiner Wichtigkeit für unsere Gesellschaft massiv unterschätzt und daher sein Schutz vernachlässigt.

Doch auch der Regenwurm braucht einen Stopp von Pflanzenschutzmitteln auf dem Acker, von Bodenverdichtung durch schwere Landmaschinen und von der sich immer weiter ausbreitenden Flächenbebauung. Warum nicht den Tag des Regenwurms am 15. Februar dazu nutzen, die Wichtigkeit des Regenwurms gebührend zu feiern.

Tag des Regenwurms: Kurioser, aber berechtigter Feiertag

Ursprünglich wurde der Tag des Regenwurms eingeführt, um auf die Bedeutung der Regenwürmer für die Bodenfruchtbarkeit aufmerksam zu machen – und das schon seit 2005, als der Feiertag von Naturschützern erstmals etabliert wurde.

Inzwischen gibt es noch weitere, zahlreiche Gründe, den Regenwurm zu huldigen und seinen Feiertag ganz im Zeichen der Natur zu verbringen. Auch gibt es von einigen Umweltschutzverbänden an dem Tag die ein oder andere kreative wie sinnvolle Aktion, um auf den Regenwurm und seine Bedeutung für den Menschen aufmerksam zu machen.

Sowie Anja und Julia, die Gründerinnen von Hubus, die nicht nur ihren Beruf dem Regenwurm gewidmet, sondern sich für den Tag des Regenwurms etwas Besonderes überlegt haben. Sie halten am 15. Februar einen kostenfreien Vortrag, bei dem sie Wissenswertes über den Regenwurm erzählen und erklären, warum sich jeder einen Regenwurm als Haustier zulegen sollte.

Bilder: deposit,fotokostic, Pakhnyushchyy, Text: Lisa Bender