Weihnachtsbräuche und Rituale sind schon Jahrhunderte alt und viele Länder haben ihre eigenen entwickelt. Nahezu undenkbar ist es beispielsweise in Großbritannien, das Weihnachtsmahl ohne den lecker-üppigen Christmas- oder Plumpudding abzuschließen. (c) Thinkstockphotos
Weihnachtsbräuche: Wie im Ausland gefeiert und getafelt wird
Viele fiebern schon auf die Festtage zu. Und nicht nur in Deutschland gibt es alljährlich zelebrierte Bräuche. Manche ähneln den unsrigen, andere sind wieder ganz anders. So kommen in Island 13 Wichtel, die auch mal Kartoffel verteilen, wird in Dänemark nach Mandeln für das Extrageschenk gesucht und in Bulgarien singen Junggesellen. Mehr zum Weihnachtsbrauchtum und wer zum Beispiel die Weihnachtskarte erfand.
In Belgien wie auch in den Niederlanden ist der Sinterklaasavond, der Nikolausabend (5. Dezember), immer noch der wichtigere Tag zum Schenken. Die Kinder stellen wie in Deutschland die Stiefel vor die Tür und warten gespannt auf Geschenke. Sinterklaas wird bekleidet vom „Schwarzen Peter“, ein sich auf einen Stock stützenden Mann, der mit einer Bischhofmütze sein Haupt bedeckt. Dieser soll außerhalb der Saison in Spanien leben und im November per Schiff das Land besuchen. Dieses Ereignis wird vielerorts in spielerischer Weise nachgestellt. Zwar erlangt auch hier der kommerzielle Weihnachtsmann vermehrt an Bedeutung, aber für die meisten Beneluxbürger ist Weihnachten nach wie vor nur ein christliches Ereignis.
In Großbritannien beginnt schon lange vor dem Fest die Vorbereitung. Denn die Briten sind Weltmeister im Weihnachtskarten schreiben und dass eine Familie auch mal Hundert an Freunde und Verwandte schreibt, ist keine Seltenheit. Mit ein Grund hierfür ist: Man freut sich auf ebenso viele Antworten, die dann auf einer Schnur aufgehängt den festlichen Weihnachtsschmuck ergänzen. Die Briten sind übrigens die Erfinder der Weihnachtskarte und die erste wurde bereits 1848 verschickt.
Das Fest selbst beginnt auch hier mit dem 24. Dezember. Dies ist allerdings der Vorabend, Christmas Eve, für das Weihnachtsfest, an dem nicht wie in Deutschland gefeiert wird. Denn erst am 25. Dezember gibt es Geschenke – Das haben beispielsweise die USA oder Australien übernommen - und wird üppig gespeist. Gerne übrigens auch mit Freunden. Das große Fest steigt auch bei den Royals. Bis zu fünf Mal wird hier die festliche Garderobe auf dem Landsitz Sandringham gewechselt, doch teure Geschenke kommen nicht unter den Weihnachtsbaum. Denn die Royals – ganz britisch – lieben es auch gerne mal skurril und schenken sich lediglich meist Witziges aus dem englischen 1 Euro-Shop.
In Skandinavien ist der große Tag ebenfalls am 24.12. und wie in Deutschland beginnt die Weihnachtszeit mit dem ersten Advent. Eine besondere Feier findet bei den Schweden zudem am 13. Dezember statt, der Tag an dem die heilige Lucia gefeiert wird. Für die meisten Schweden sind mit der Frühmesse am 25.12. um 6 oder 7 Uhr dann die Feierlichkeiten bereits beendet.
In Russland gibt es erst am Neujahrstag Geschenke und Heiligabend eher fasten angesagt. Geschlemmt wird hier erst am 6. Januar, denn dann ist das orthodoxe Weihnachtsfest. (c) Thinkstockphotos
In Bulgarien gehen junge Männer auf die Straße und singen. Sie ziehen in Gruppen von Haus zu Haus und erhalten als Belohnung, Geld, Essen und Geschenke.
Island ist das Land der Fabelwesen. Wohl ein Grund dafür, dass zur Weihnachtszeit 13 Wichtel die Isländer besuchen. Eine Geduldsprobe für Kinder, denn vom 12.12. bis zum 25.12. ist jeder Tag für einen Wichtel reserviert. Und nur wer brav war, bekommt Süßigkeiten, wer nicht, muss sich mit einer Kartoffel begnügen.
Geschenke gibt es in Russland übrigens zu Sylvester.
Und in Italien gibt es nicht nur am 25. Dezember Geschenke, sondern auch am 6. Januar, dem Tag der "Befana". Dies ist dem Volksmund nach eine Hexe, die zu spät zu Jesu Geburt unterwegs war und durch die Dunkelheit den Stall nicht fand. Da sie noch heute auf der Suche ist, bekommen alle Kinder nun Geschenke, denn sie hofft, dass sie das Jesu-Kind doch noch antrifft.
In Estland schließlich gibt es allerlei zwielichte Herumtreiber, glaubt man dem Volksmund. Daher reinigt auch jeder kurz vor Heiligabend erstmal seinen Hof und dann den Besen selbst. Denn es sollen auch Teufel und Hexen unter den geheimnisvollen Wesen sein und, findet eine Hexe einen dreckigen Besen vor auf dem sie reiten möchte, dann neigen die sonst friedlichen Gessellen zu gemeinen Streichen.
Was kommt auf den Tisch?
In Luxemburg wird an Heiligabend traditionell Blutwurst mit Stampfkartoffeln und Apfelsoße verspeist und in Großbritannien kommt der mächtige aber sehr leckere Plumpudding auf den Tisch, neben Truthahn mit deftiger Sauce und zumeist Rosenkohl und Röstkartoffeln als Beilage.
Reichlich gespeist wird auch bei den Schweden. Fast in jeder Familie kommt ein besonderer Weihnachtsschinken und Fisch auf den Tisch. Diese und weitere Speisen werden als Büffet, als Smorgasbord gereicht, und schon in der Vorweihnachtszeit darf der Weinpunsch Glögg mit Beeren und Mandeln nirgendwo fehlen. In Norwegen, Dänemark und Island begibt man sich indes auf Mandelsuche in einem traditionellen Reisbrei. Wer diese findet, so ein alter Weihnachtsbrauch, bekommt zu Weihnachten noch ein Extrageschenk.
In Skandinavien gibt es zum Fest häufig ein Büffet wie das schwedische Smorgasbord. Fisch und ein besonderer Weihnachtsschinken gehören hier einfach dazu. (c) Thinkstockphotos
Was den Skandinaviern die Mandel zu Weihnachten, ist dem Bulgaren eine Münze. Diese wird in ein Brot eingebacken. Wer sie findet, soll im folgenden Jahr einen Geldsegen erhalten und sich an guter Gesundheit erfreuen. Bei den Griechen gibt es die Münze im so genannten ‚Basiliusbrot‘ übrigens zum Neujahrstag.
Bei den Bulgaren geht es üppig, aber fleischlos zu. Mindestens 12 Gerichte werden aufgetischt, für jeden Monat des Jahres eines. Wer noch mehr auftischt, soll im Folgejahr dem Volksmund zufolge immer genug zu essen haben.
In Russland wird am 24. gefastet. Denn Russland feiert das Heilige Fest erst am 6. Januar. Doch dann wird ausschweifend gespeist, immer mit 12 Gedecken auf dem Tisch, in Erinnerung an die 12 Apostel.
Typisch französisch wird in Frankreich geschlemmt. Dort kommen Austern oder Hummer genauso auf den Tisch wie ein traditioneller Truthahn mit Walnüssen. Beliebt ist der klassische Nachtisch Bûche de Noël, ein mächtiger Dessert mit Biskuit und Butter-Schokocreme, wohingegen es in der Provence auch mal bis zu 13 Desserts sein können.
Text: Jürgen Rösemeier