Das Haus ohne Ecken und Kanten steht im bayrischen Bad Endorf. Ein wohl durchdachtes Holzhaus, das auf natürlichste Weise beste Energiewerte aufweist. (c) Finsterwalderarchitekten
Ein Haus ohne Ecken und Kanten in vielerlei Hinsicht ein Traum
„Form follows nature“ ist das Motto der Finsterwalder-Architekten, welches beim Projekt „Mutterhaus“ im bayrischen Bad Endorf in Perfektion umgesetzt wurde. Denn das einmalige ökologische Bauprojekt scheint in die Natur zu fließen statt diese zu dominieren. Und das hat Vorteile. Wobei das einmalige Haus eher als „Low-Tech“, denn als „High-Tech“-Haus bezeichnet werden kann. Natürlich wohnen. Durchdacht und modern.
„Seit 15 Jahren redete meine Mutter davon, dass sie nochmal ein Haus bauen will“, erzählt Architekt Rudolf Finsterwalder vom langen Prozess des heutigen Mutterhauses, das neue Haus für die Mutter des Architekten Finsterwalder. Und dann, als Helga Maria Finsterwalder 70 Jahre alt war, folgte der Einzug in eines der ungewöhnlichsten, ökologischen Wohnhäuser überhaupt. Vieles ist dabei ungewöhnlich und doch wieder nicht. Eines der außerordentlichsten Dinge an diesem Haus ist, dass man auf „High-Tech“ und künstliche Materialien, Beton, Estrich und so weiter verzichtete. Die Basis des Mutterhauses bildet extrem massives Fichtenholz – etwa 30 Zentimeter dicke Außenwände und nochmals 12 Zentimeter starke Innenwände -, von dessen Eigenschaften Rudolf Finsterwalder überzeugt ist. Denn das verwendete Dickholz, völlig ohne Leim verarbeitet, hat super Eigenschaften, was die Dämmwerte, den Schall- und letztlich auch den sommerlichen Hitzeschutz angeht. „Man muss sich einfach mal mehr Gedanken machen, dann kann man auch mit eher ungewöhnlichen, aber natürlichen Lösungen ohne High-Tech oder Beton tolle, energieeffiziente Häuser bauen. Noch dazu kostengünstiger oder zumindest auf vergleichbarem Niveau eines konventionellen Hauses“, weiß der kreative Architekt.
Und die Lösungen stecken im Detail, denn das Haus ist konsequent nach dem Sonnenstand ausgerichtet und lässt die Grenzen zwischen Innenraum und Außenanlage verschwimmen. „Meine Eltern lieben die Natur und das haben wir alleine schon bei der organischen Form des Hauses berücksichtigt, beim großzügigen Zugang ins Freie oder der bei einem Schlafzimmerfenster Richtung Osten, das sich die Mutter so wünschte.
Mit 70 Jahren nochmals bauen und einen individuellen Wohntraum erfüllen.
Da erwacht man an einem schönen Sommertag nicht nur mit der Sonne, denn auch im Winter erwärmt die Kraft der Sonne das elterliche Schlafgemach.“ Für Finsterwalder selbstverständlich ist zudem die die Verwendung von natürlichen Energiequellen zum Beheizen des Hauses. „Zur Sicherheit haben wir in dem offen gestalteten Haus drei einfache Elektroheizkörper installiert. Doch, wie der erste Winter zeigte, war dies völlig unnötig.“ Denn das kellerlose, begrünte Flachdachhaus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche, dass beim Heizen ausnahmslos auf einen kuscheligen Kachelofen zählt und zur Wassererwärmung auf Solarthermie setzt, hat letzten Winter lediglich drei Ster Holz (drei Raummeter oder das Volumen an gestapeltem Holz auf drei Kubikmetern) benötigt. Damit ist es nahezu auf Passivhausstandard. Und dies in Low-Tech-Bauweise, ohne solche heute sehr gängige Wärmerückgewinnungsanlagen oder anderen aufwändigen und teuren Techniken.
„Viel Licht, viel Raum und gute Materialien“, mehr ist nicht nötig, um ein schönes und energieeffizientes, vor allem aber natürliches Haus zu bauen, meint Rudolf Finsterwalder. Nebenbei ist das kellerlose, lichtdurchflutete Haus auch noch barrierefrei. Auch ein Wunsch der Mutter, die sich im für Deutschland ungewöhnlichem Alter von 70 Jahren nochmal den Traum eines neuen Hauses erfüllen wollte. Man muss beim Bauen einfach mal mehr nachdenken. Und vielleicht sich auf Altes und Bewährtes rückbesinnen.
Natürlich bauen ohne Wenn und Aber – und ohne Ecken und Kanten.
Architekt Finkenwalder ist seit langem vom Baustoff Holz begeistert und in seinem Architekturbüro ist Holz aus heimischen Wäldern der Baustoff Nummer eins. Heutzutage, so sagt er, hat dieser Baustoff, neben seiner nachhaltigen Herkunft, viele weitere Vorteile im Hausbau. Vorfertigung, Schnelligkeit, Langlebigkeit und vor allem viele kreative Möglichkeiten zeichnen den Baustoff aus der Natur aus. Zudem sind heutzutage und dank modernster Technik viel mehr Möglichkeiten im Hausbau gegeben – etwa in der Formgebung dank neuester Frästechnik - als bei der Verwendung von Stein beziehungsweise Ziegeln. Partner bei der Umsetzung von Holzhausprojekten ist die Zimmerei Rottmüller aus Bad Aibling, ein Holzspezialist mit dem Finkenwalder immer wieder neue, kreative Ideen für ein schönes Eigenheim umsetzt.
Nicht nur im waldreichen Bayern steigt die Zahl der Holzhäuser merklich. Es ist ein deutlicher Trend, hin zum natürlichen Wohnhaus aus Holz, festzustellen.
Der Architekt ist derzeit dabei, ein ökologisches Smarthaus aus Holz zu bauen, welches Interessierte ab Herbst wochenendweise bewohnen zu können um die vielen Vorteile eines energieeffizienten Holzhauses und damit die vielen Vorzüge eines natürlich gebauten Hauses zu erleben.
Quellen und alle Bilder: www.finsterwalderarchitekten.com, http://www.rottmueller-holzbau.de/, Text: Jürgen Rösemeier
Aus welcher Perspektive man das Mutterhaus auch betrachtet...
... Hausecken oder Kanten sucht der Betrachter vergebens.
Selbst im Innern sind Rundungen Trumpf, bis hin zur Decke.
Viel Licht, eine offene Bauweise und ein großzügiger Zugang ins Freie waren nur drei der vielen Herausforderungen für die Architekten.
Ausnahmsweise eckig wurde das Bad im Herzen des ausgefallenen Hauses.
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