Nachahmer gesucht: Keine Plastiktüten bei Rewe
Kostenlose Plastiktüten wird es in Zukunft – hoffentlich – nur noch vereinzelt geben. Ein großer Discounter geht noch einen Schritt weiter hin zu weniger Plastiktüten und schafft die Umweltsünder ein für alle Mal ab. ecowoman sagt: tolle Aktion! Ein Kommentar.
Die Nachricht hat Anfang Juni die Herzen von Umweltschützern höher schlagen lassen: Discounter-Riese Rewe macht Schluss mit Plastiktüten! Wenn die Restbestände aufgebraucht sind (voraussichtlich Anfang Juli), wird es in den dreitausend deutschen Märkten mit Ausnahme der durchsichtigen, kostenlosen Beutel in der Obst- und Gemüseabteilung keine Plastiktüten mehr geben.
Rewe geht weiter als Selbstverpflichtung des Handels
Mit dieser Maßnahme sorgt Rewe dafür, dass in Zukunft deutlich weniger Plastiktüten die Umwelt verschmutzen werden – nämlich rund 140 Millionen Stück. Kostenlose Plastiktüten gab es in den Märkten ohnehin nicht, jetzt werden nur noch Papiertüten, Pappkartons, Permanent-Tragetaschen aus Recyclingmaterial, Baumwoll- und Jutebeutel verkauft. Rewe tut das freiwillig und geht einen großen Schritt weiter als der Großteil des Handels.
Eine gesetzliche Regelung gibt es nicht. Ende April haben sich 260 Unternehmen aber selbst verpflichtet, dabei mitzuhelfen, den Verbrauch von Plastiktüten zu reduzieren. Für die meisten von ihnen ist es allerdings das Höchste der Gefühle, die Tüten nicht mehr kostenlos zu verteilen, sondern – je nach Unternehmen und Tütengröße – fünf bis zwanzig Cent vom Kunden zu verlangen.
Irreführende Diskussion um Papier- und Plastiktüten
Immerhin: In anderen Ländern hat die Einführung von Gebühren für Plastiktüten dazu beigetragen, den Pro-Kopf-Verbrauch deutlich zu reduzieren. Deutschland liegt mit jährlich rund 76 verbrauchten Plastiktüten pro Einwohner zwar bereits unter dem EU-Zwischenziel von 90 Stück pro Person und Jahr, möchte die Zahlen aber bis 2025 um gut die Hälfte nach unten korrigieren. Dieses ehrgeizige Ziel lässt sich nur erreichen, wenn der Handel mitzieht.
Rewe, immerhin die zweitgrößte Einzelhandelskette in Deutschland, geht mit gutem Beispiel voran. Würde die Konkurrenz nachziehen, ließen sich jährlich enorme Mengen an Plastikmüll vermeiden. Die Diskussion um die schlechtere Öko-Bilanz von Papiertüten, die auf die Nachricht folgte, führt indes in die Irre. Tragetaschen aus Papier mögen in der Herstellung viele Ressourcen verbrauchen. Doch es gibt kein Argument, dass die riesige Umweltbelastung rechtfertigt, die durch Plastikmüll entsteht.
Plastikmüll ist ein riesiges Umweltproblem
Fakt ist: Plastik ist biologisch kaum oder gar nicht abbaubar. Bis eine Plastiktüte verrottet ist, können 500 Jahre vergehen. Achtlos weggeworfene Abfälle landen in Seen, Flüssen und Meeren und schließlich in den Mägen von Tieren, die qualvoll daran verenden. Die Weltmeere sind stark belastet, Ökosysteme sind bedroht. Wenn es so weitergeht wie bisher, wird es im Jahr 2050 mehr Plastikteile in den Ozeanen geben als Fische.
Angesichts solch katastrophaler Aussichten kann es nur mit weniger Plastiktüten in die Zukunft gehen. Die Entscheidung von Rewe, komplett ohne die Umweltsünder auszukommen, kann also nicht zu gering bewertet werden. Es bleibt zu hoffen, dass andere Unternehmen nachziehen und so der Verbrauch von Plastiktüten deutlich reduziert werden kann. Wir als Verbraucher können maßgeblich dazu beitragen. Wer immer einen Einkaufsbeutel dabei hat, braucht keine Plastiktüte – übrigens auch nicht für Obst und Gemüse. Wenn die Nachfrage sinkt, wird das Angebot langfristig kleiner werden. Das Stichwort heißt kritischer Konsum. Das bedeutet in diesem Fall, offen zu sein für Alternativen, die Dinge nicht als gegeben hinzunehmen, sondern immer wieder zu hinterfragen, und sich nicht durch inszenierte Diskussionen in die Irre führen und vom eigentlichen Thema ablenken zu lassen.
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Quellen: Rewe, Bild: Rewe, Text: Ronja Kieffer