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Nichts kaufen
No-Buy-Challenge

No-Buy-Challenge mit weniger glücklich sein

Nichts gibt uns so schnell ein Glücksgefühl wie das Einkaufen von Dingen, die schön, aber nicht unbedingt notwendig sind. Von dauerhaftem Glück kann aber nicht die Rede sein und unser Konsumverhalten führt zu vielen Problemen. Diese Challenge kann das ändern. 

Einkaufen macht glücklich? Aber nicht auf Dauer!

Shopping macht glücklich, oder jedenfalls fühlt es sich so an. Gerade während der Corona Pandemie. Wenn man durch Homeoffice und Kontaktbeschränkungen, die meiste Zeit zuhause verbringt, fühlen sich die Tage schnell eintönig und trostlos an. Das ersehnte Klingeln des Paketboten, der bestellte Waren bringt, ist dann häufig der einzige Lichtblick an einem ansonsten ereignislosen Tag.

Besonders Online-Shopping hat in Zeiten der Pandemie extrem an Beliebtheit gewonnen. Das Internet umgibt uns mittlerweile ständig und überall, mit ein paar Klicks sind Elektronikartikel, Schuhe oder Kosmetik im Warenkorb gelandet und auch schon bestellt. Einfacher geht es kaum und gerade das begünstigt impulsive Kaufentscheidungen für Dinge, die man eigentlich nicht braucht. Auch Trendartikel, die auf Social-Media-Kanälen geteilt werden, verleiten uns zum Kauf zu Artikeln, die nach schon kurz nach dem Auspacken ungenutzt in der Ecke stehen. Aber wieso kaufen wir so viel?

Unglückliche Frau überhäuft mit Einkäufen

Einkaufen macht tatsächlich glücklich, wenn auch nur kurz. Unser Hirn schüttet das Glückshormon Dopamin aus, wenn wir ein neues paar Schuhe oder ein neues Smartphone unser eigen nennen können. Besonders in stressigen Phasen fühlt es sich daher wohltuend an, wenn wir uns etwas „gönnen“ und uns belohnen. Einkaufen gibt uns das Gefühl von Kontrolle, dabei wird es meist dazu genutzt, um für Ablenkung zu sorgen und von wichtigeren und tieferliegenden Problemen abzulenken, mit denen man sich lieber nicht beschäftigen möchte. Der glückliche Moment, wenn das Objekt der Begierde im Einkaufskorb landet, verfliegt allerdings in der Regel genauso schnell, wie er gekommen ist. Deshalb müssen bald wieder neue Sachen her. Dieser Kreislauf kann zu einem ständigen Bedürfnis führen, dass sich nie befriedigen lässt. In der Folge gibt man mehr Geld aus, als man eigentlich zur Verfügung hat, Rechnungen können irgendwann nicht mehr bezahlt werden und es entstehen nur noch mehr Probleme und zusätzlicher Stress. Wenn diese Spirale zu sehr außer Kontrolle gerät, kann es schlimmstenfalls zu einer Kaufsucht kommen, bei der gar keine Kontrolle über das eigene Kaufverhalten mehr vorhanden ist. Und wir schaden nicht nur uns selbst mit diesem zügellosen Verhalten, sondern auch unserer Umwelt. Durch den Transport von Onlinebestellungen über weite Strecken wird CO2 produziert und die Umweltbilanz negativ beeinflusst. Die vielen Retouren, wenn etwas nicht gefällt oder nicht passt, verstärken das Problem zusätzlich. Die meisten Versandhändler nutzen für die Verpackung ihrer Artikel ressourcenfressende Energiesysteme und es entstehen jedes Jahr Tonnen an Verpackungsmüll. Und egal ob online oder im Geschäft: Alles was wir kaufen und dann doch nicht nutzen muss irgendwann entsorgt werden und sorgt damit für noch mehr Abfall.

Teufelskreis des Konsums unterbrechen mit der No-Buy-Challenge

Um endlich aus dem beschriebenen Kreislauf ausbrechen zu können, kann die sogenannte No-Buy-Challenge hilfreich sein. Dabei geht es darum, über einen festgelegten Zeitraum nur Dinge zu kaufen, die man wirklich benötigt, anstatt aus Langeweile, Stress oder anderen Gründen eine kurzzeitige Befriedigung beim sinnlosen Shoppen zu finden. Dadurch fängt man automatisch an, zuerst die Dinge zu nutzen und aufzubrauchen, die man schon hat und damit Ressourcen zu schonen, anstatt im Überfluss aus Kosmetikprodukten, Kleidung und Co. Zu versinken. Die Challenge ist auch unter den Begriffen „No-Buy Year“, „No Spend Challenge“ oder „Konsumfasten“ bekannt und ein ideales Mittel um sich von schlechten Kaufgewohnheiten zu befreien.

Mit diesen Regeln kann es gelingen

Zu Beginn der No-Buy-Challenge sollte man sich zuerst überlegen, über welchen Zeitraum man seinen Konsum einschränken möchte. Am leichtesten fällt ein kurzer Zeitraum, zum Beispiel über eine Woche oder Monat. Aber natürlich sind auch längere Zeiträume möglich, wie etwa ein ganzes Jahr ohne Konsum für diejenigen, die fest dazu entschlossen sind, ihre Gewohnheiten grundlegend und dauerhaft ändern zu wollen. Es ist am besten, wenn der gewählte Zeitraum zwar eine Herausforderung darstellt, aber nicht gleich überfordert. Um die Challenge konsequent durchziehen zu können, macht es Sinn, vorher feste Regeln aufzustellen. Dafür kann man zum Beispiel Kategorien aufstelle, aus Dingen, die von der Challenge nicht betroffen sind, und Dingen, die man nicht mehr oder nur wenn unbedingt nötigt, kaufen möchte. So kann man zum Beispiel festlegen, dass Lebensmittel normal weitergekauft werden, aber Kosmetika oder Kleidung nur wenn sie aufgebraucht ist oder kaputt geht und ersetzt werden muss. Die Kategorien können schriftlich festgehalten, individuell angepasst und erweitert werden. Um die Motivation nicht zu verlieren, ist es wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben. Was möchte ich mit der No-Buy-Challenge eigentlich erreichen? Eine klare Antwort auf diese Frage schützt vor Versuchungen. Apropos Versuchungen, um es sich selbst nicht schwerer zu machen, als es sein muss, sollten Orte wie Einkaufszentren oder das Scrollen durch Onlineshop vermieden werden. Diese Regel schützt vor Rückfällen. Denn auch wenn man eigentlich nicht vorhat, etwas zu kaufen, die Gefahr ist besonders am Anfang der Challenge groß, doch schwach zu werden. Wenn man während der No-Buy-Challenge doch mal etwas unbedingt haben will oder meint, es unbedingt zu brauchen, dürfen keine impulsiven Kaufentscheidungen getroffen werden. Folgende Fragen können hier helfen: Brauche ich das wirklich? Warum will ich das unbedingt haben, geht es nur um eine kurzfristige Befriedigung oder wird mir der Artikel auch langfristig Freude bringen? Kann ich es auch leihen, kostenlos bekommen oder gebraucht kaufen? Oder vielleicht gibt es das Produkt auch in einem nachhaltigen Online-Shop zu kaufen.  Zusätzlich gibt es im Internet Erfahrungsberichte zu der Challenge, die inspirieren und motivieren können.

So profitieren wir von der No-Buy-Challenge

Entspannt am Strand

Die No-Buy-Challenge ist die ideale Gelegenheit, um aus dem Kreislauf des ewigen Kaufens auszusteigen und sich selbst zu beweisen, dass es auch anders geht. Es gibt auch viele Dinge, die nichts kosten und langfristig Freude bringen. Der positive Effekt, wenn man auf überflüssige Shoppingtouren oder das Surfen im Netz verzichtet, stellt sich schnell ein: Man hat viel mehr Zeit für andere Dinge übrig. Diese Zeit kann genutzt werden, um neue Hobbys aufzunehmen, die kein Geld kosten. Lesen, Bewegung an der frischen Luft, Meditation, ein langes Gespräch mit den Liebsten. All das kostet nichts und steigert die Entspannung oder das allgemeine Wohlbefinden.

Ganz pragmatisch gedacht spart man durch die Challenge, gerade wenn sie über einen langen Zeitraum durchgeführt wird, auch jede Menge Geld. Dieses lässt sich für wichtige Dinge einsetzten oder um neue und wertvolle Erfahrungen zu machen, wie einen Urlaub, um neue Kulturen kennenzulernen. Als Verbraucher haben wie außerdem einen großen Einfluss darauf, wie viele nicht recyclebare Abfälle durch unser Konsumverhalten entstehen. Durch die Produktion der Waren, die wir durch impulsive Entscheidungen in unsere Warenkörbe werfen, werden begrenzte Ressourcen verbraucht. Durch die Einschränkung unseres Konsums können wir einen Beitrag dazu leisten, dass sich dieses Problem nicht weiter verschlimmert. Eine No-Buy-Challenge kann dabei als Anstoß in die richtige Richtung dienen um den Konsumwahn zu beenden.

Quelle: frugalesglück.de, momoneymap.com, The Guardian, Bilder: Depositphotos/belchonock, deagreez1, pressmaster, Text: Fatma Cevik