Multiresistente Keime breiten sich aus
Gefährliche Keime sind überall auf der Welt eine äußerst reale Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Die Forschung arbeitet deshalb unter Hochdruck an wirksamen Antibiotika, die vor sogenannten multiresistenten Keimen schützen sollen. Aber auch die industrielle Landwirtschaft ist gefragt.
Mit den meisten Bakterien, denen wir in unserem Leben ausgesetzt sind, kommt der menschliche Organismus ohne größere Probleme klar und wenn wir uns doch mal einen hartnäckigen Infekt eingefangen haben, sorgt ein Antibiotikum dafür, dass wir uns nach ein paar Tagen wieder putzmunter fühlen. Aber es gibt auch Bakterien, gegen die auch die Wunder der modernen Medizin nichts ausrichten können. Sogenannte multiresistente Keime sind immun gegen die meisten Antibiotika und stellen deshalb eine massive Bedrohung dar.
Bakterien werden widerstandsfähig gegen Antibiotika
Wie bei allen Lebewesen gibt es auch unter den Bakterien bestimmte Organismen, die sich besonders gut an die äußeren Gegebenheiten anpassen können, um zu überleben. Durch Veränderungen des Erbguts, die von einer Bakteriengeneration an die nächste weitergegeben werden, entwickeln sie Resistenzen gegen bestimmte Antibiotika, werden also widerstandsfähig gegen ein Medikament, sodass es nicht wirken kann. Kein Problem, könnte man meinen, dann bekämpft man die Bakterien eben mit einem anderen Antibiotikum.
Bei manchen Erregern funktioniert aber auch das nicht mehr. In den vergangenen Jahren sind so viele Antibiotika bei Menschen und Tieren eingesetzt worden – und zwar teilweise fehlerhaft –, dass einige Bakterien inzwischen gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent geworden sind. Das sind die sogenannten multiresistenten Keime. Einer der bekanntesten unter ihnen ist MRSA, ein auch als Krankenhauskeim bezeichneter Erreger, der Patienten vielerorts in Angst und Schrecken versetzt, weil eine Infektion mit dem Keim aufgrund seiner Resistenz gegen Antibiotika bei weitem nicht immer glimpflich verläuft.
Gefährlicher Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will der Lage mithilfe eines globalen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen Herr werden und hat kürzlich eine Liste veröffentlicht, auf der alle weltweit existierenden resistenten bakteriellen Erreger zu finden sind, von denen die menschliche Gesundheit aktuell am stärksten bedroht ist. So soll sichergestellt werden, dass nicht an den realen Bedürfnissen „vorbeigeforscht“ wird. Die Liste ist die Grundlage, auf der Forscher unter Hochdruck an der Entwicklung wirksamer Antibiotika arbeiten sollen.
Angefordert wurde die WHO-Liste vom Bundesministerium für Gesundheit. Deutschland verfolgt auf nationaler Ebene bereits seit langem eine Strategie zur Reduzierung und Verminderung der Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen (DART) – sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Ein riesiges Problem ist nämlich der flächendeckende Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Indem wir Menschen das Fleisch und die Eier von Schweinen und Hühnern essen und die Milch von Kühen trinken, die antibiotika-versetztes Futter gefressen haben, nehmen wir die Wirkstoffe in den Körper auf und geben den Bakterien die Gelegenheit, Widerstandsfähigkeiten gegen sie zu entwickeln. Werden wir dann tatsächlich krank, wirken die Antibiotika nicht mehr, die wir vorher unbewusst zu uns genommen haben. Beim Kampf gegen multiresistente Keime ist also in erster Linie die industrielle Landwirtschaft gefordert. An den bestehenden Verhältnissen muss sich dringend etwas ändern, sonst ist die Entwicklung neuer, wirksamer Antibiotika ein Kampf gegen Windmühlen oder auch – deutlich gesagt – pure Zeitverschwendung und blanker Hohn.
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Quellen: Bundesministerium für Gesundheit, Bilder: Depositphotos/alexraths, Suljo, Text: Ronja Kieffer
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