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Pilze ernten
Pilzsaison

Was tun bei Pilzvergiftung?

Pfifferlinge, Steinpilze, Rotkappen: In unseren heimischen Wäldern findet man insbesondere im Spätsommer und Herbst eine große Vielfalt essbarer Pilze. Doch was tun, wenn nach dem Verzehr der Pilze Beschwerden wie Übelkeit oder Durchfall auftreten? Wie man eine Pilzvergiftung erkennt und wie man in so einem Fall handeln sollte, erfahren Sie hier.

Es gibt viele gute Gründe, Pilze in den Speiseplan aufzunehmen: Sie sind kalorienarm, enthalten viele Mineralstoffe und Vitamine – und sie schmecken dabei auch noch sehr gut. Wer seine Pilze nicht im Supermarkt kaufen, sondern ganz frisch selbst sammeln möchte, sollte sich gut informieren, nicht nur über die verschiedenen Pilzsorten, sondern auch über mögliche Gefahren.

Welche Pilze können in Deutschland gesammelt werden?

Pilze sammeln

In Deutschland lassen sich zahlreiche Pilzarten finden, viele von ihnen genießbar. Zu den besonders beliebten und auch weit verbreiteten Sorten zählen:

  • Steinpilz: Dieser sehr aromatische Pilz ist von Juli bis November in Nadel- oder Mischwäldern zu finden. Steinpilze sind sehr fest, haben einen bauchigen, hellen Stiel und einen gewölbten, hellbraunen Hut.
  • Pfifferling: Pfifferlinge wachsen in Laub- und Nadelwäldern, sind zwischen drei und acht Zentimetern groß und können zwischen Juni und November gesammelt werden. Sie sind leicht zu erkennen, an ihrer typischen, trichterartigen Form und dem Stiel, der unter dem Hut in gegabelte Lamellen übergeht.
  • Rotkappen: Diese von Frühling bis Herbst wachsenden Speisepilze zeichnen sich durch einen eher milden Geschmack aus. Man erkennt sie an ihrem orange-braunen Hut und ihrem Stiel mit weißen Schuppen.
  • Birkenpilz: Birkenpilze sind zwischen fünf und 15 Zentimetern groß und zwischen Juni und November zu finden. Der Name ist gleichzeitig das Erkennungsmerkmal dieses Speisepilzes: Der weiße Stiel mit schwarzen Schuppen unter dem gelblich-braunen Hut erinnert an die Rinde der Birke – und zusätzlich wächst er auch unter Birken.

Vorsicht vor giftigen Doppelgängern!

Waldchampignon und giftiger Doppelgänger

Der giftige Knollenblätterpilz wird häufig mit dem Waldchampignon verwechselt

Während sich einige Pilze leicht identifizieren lassen, kann es – vor allem für ungeübte Pilzsammler:innen – bei einigen Sorten schnell zu Verwechslungen kommen.

Zu den gefährlichsten Doppelgängern gehört der grüne Knollenblätterpilz, der dem Waldchampignon sehr ähnlichsieht – tatsächlich ist dieser Giftpilz für den Großteil der tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich.

Auch das an Laubbaumstümpfen wachsende Stockschwämmchen hat einen tödlichen Doppelgänger: Vom sogenannten Gift-Häubling ist der Speisepilz kaum zu unterscheiden und zum Teil wachsen beide Sorten sogar am gleichen Holzstumpf.

Pfifferlinge dagegen haben zwar einen Doppelgänger, bekannt unter dem passenden Namen Falscher Pfifferling, dieser sorgt jedoch in der Regel nur – wenn überhaupt – für milde Beschwerden.

In jedem Fall gilt: Sind Sie sich nicht sicher, ob ein Pilz giftig ist oder ob sie die richtige Sorte gefunden haben, lassen Sie ihn lieber stehen!

Ursachen einer Pilzvergiftung

Nicht nur der Verzehr giftiger Pilze kann eine Pilzvergiftung auslösen, auch verdorbene und alte, sowie nicht ausreichend gegarte Pilze können zu Beschwerden führen. Achten Sie also immer darauf, die Pilze frisch zu verzehren und sie richtig zu lagern. Ebenso sollten die Pilze gut durchgegart werden, da auch rohe Speisepilze Probleme bereiten können. In seltenen Fällen leiden Menschen auch unter einer Pilz-Unverträglichkeit, die ähnliche Symptome wie eine Pilzvergiftung auslöst.

Wie erkenne ich eine Pilzvergiftung?

Zu den häufigsten Symptomen einer Pilzvergiftung zählen:

  • Bauchschmerzen
  • Kreislaufprobleme
  • Schweißausbrüche
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall

Zum Teil können auch Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen auftreten.

Wie schwer die Symptome sind, hängt auch von der Art des Giftstoffes ab und reicht von leichten bis lebensgefährlichen Beschwerden. Je nach Pilz können die ersten Symptome der Vergiftung bereits 15 Minuten nach dem Verzehr auftreten, während es bei anderen mehrere Stunden dauert. Es gilt: Eine Vergiftung, die sich innerhalb von etwa zwei Stunden nach dem Verzehr der Pilze bemerkbar macht, ist in der Regel weniger gefährlich als eine, die nach sechs Stunden oder mehr Symptome auslöst.

Was muss ich bei einer Pilzvergiftung tun?

Sollten Sie die Symptome einer Pilzvergiftung nach dem Verzehr von Speisepilzen bemerken, gilt zunächst: Ruhe bewahren, aber zügig reagieren. In den meisten Fällen lässt sich eine Pilzvergiftung dadurch rechtzeitig behandeln.

  • Kontaktieren Sie den Giftnotruf oder rufen Sie den Notarzt. Teilen Sie dem Giftnotruf mit, wer die betroffene Person ist und welche Beschwerden sie hat, welche Pilze genau verzehrt wurden, woher diese stammen, wann und wie viel davon gegessen wurde. 
  • Bewahren Sie die Reste der Pilze und sogar das Erbrochene auf und übergeben Sie sie dem Notarzt:der Notärztin oder den Sanitäter:innen.
  • Sollten mehrere Personen die gleichen Pilze verspeist haben, aber nur eine:r von ihnen Symptome einer Pilzvergiftung zeigen, sollten sich trotzdem alle Personen untersuchen lassen.
  • Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollten Sie auf gar keinen Fall Erbrechen herbeiführen, da dies vor allem für Kinder und ältere Menschen gefährlich sein kann. Ebenso sollten Sie auf das Trinken von Milch und die Einnahme von Kohletabletten gegen Durchfall verzichten.

Pilzvergiftung vermeiden: Worauf sollte ich beim Pilze sammeln achten?

Gesammelte Pilze

Damit ein Anruf beim Giftnotruf gar nicht erst nötig wird, sollte man einige wichtige Punkte beachten, bevor man sich auf den Weg in den Wald macht:

  • Fragen Sie eine:n Sachkundige:n: Falls Sie vorher noch nie Pilze gesammelt haben, sollten Sie zunächst an einer Lehrwanderung mit einem Experten oder einer Expertin teilnehmen. So erhalten Sie wertvolle Tipps zur Bestimmung essbarer Pilze.
  • Informieren Sie sich außerdem gut über die Art der Pilze, die Sie sammeln möchten. Wählen Sie am Anfang insbesondere Pilzarten ohne tödlich giftige Varianten oder Doppelgänger – Röhrlinge, zu denen auch der Steinpilz zählt, bieten sich für Pilzneulinge beispielsweise gut an.
  • Lassen Sie die von Ihnen gesammelten Pilze von einer Pilzberatungsstelle oder einem:einer Pilzsachverständigen überprüfen.
  • Sammeln Sie die Pilze am besten in einem luftdurchlässigen Korb. Die Pilze sollten nicht aufeinander liegen oder in einer Plastiktüte transportiert werden – so können sie schnell verderben. Verzehren Sie die gesammelten Pilze zudem immer frisch!
  • Garen Sie die Pilze immer gut durch – mindestens 15 Minuten lang. Auch in essbaren Pilzen können Giftstoffe enthalten sein, die sich aber bei Hitze zersetzen.

Wenn Sie diese Vorsichtsmaßnahmen beachten, steht der Suche nach frischen Pilzen in heimischen Wäldern nichts mehr im Wege.

Alternativen zum Pilze sammeln im Wald

Wer sich den Ausflug in den Wald (noch) nicht zutraut, aber trotzdem nicht auf frische Pilze verzichten möchte, kann Pilze auch im eigenen Zuhause züchten. Mit Hilfe von Fertig-Pilzzuchtkulturen lassen sich die verschiedensten Pilzsorten – von Champignons bis Shiitake – auch im Keller züchten.

Giftnotruf: Nummern für alle Bundesländer

Baden-Württemberg: 0761 19240
Bayern: 089 19240
Berlin, Brandenburg: 030 19240
Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen: 0551 19240
Hessen, Rheinland-Pfalz: 06131 19240
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen: 0361 730730
Nordrhein-Westfalen: 0228 19240
Saarland: 06131 19240

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V., AOK, Bilder: Depositphotos/Boarding2Now, photography33, All2014, Aztart, Adam88xxx, Text: Melina Kunold