Rote Liste für Steinpilz, Morchel & Co
Mit der Veröffentlichung der aktuellen Roten Liste legt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) jetzt auch erstmals eine Gesamtartenliste für heimische Ständer- und Schlauchpilze vor. Über 6.000 essbare wie auch ungenießbare heimische Großpilze wurden katalogisiert und auf Bestandsgefährdung geprüft.
Das Bundesamt für Naturschutz behandelt mit Band 8 der Roten Liste für gefährdete Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland erstmalig eine Gesamtartenliste der Großpilze. Zusammengetragen wurden die umfangreichen Informationen von der Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Vereinfacht ausgedrückt zählt man zu den Großpilzen all diejenigen Pilze, deren Fruchtkörper mit bloßem Auge gut zu erkennen ist, die sogenannten "echten Pilze". Hierzu zählen die meisten heimischen Schlauch- und Ständerpilze wie Wiesenchampignons, Königsröhrling oder der Steinpilz.
Pfifferlinge (Cantharellus)
Pfifferlinge (Cantharellus)Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum)
Flaschenstäubling (Lycoperdon perlatum)Morcheln (Morchella)
Morcheln (Morchella)Habichtspilz (Sarcodon imbricatus)
Habichtspilz (Sarcodon imbricatus)Hallimasche oder Honigpilze (Armillaria)
Hallimasche oder Honigpilze (Armillaria)Parasol (Macrolepiota procera)
Parasol (Macrolepiota procera)Reizker (Lactarius)
Reizker (Lactarius)Steinpilze (Boletus edulis)
Steinpilze (Boletus edulis)Totentrompete (Craterellus cornucopioides)
Totentrompete (Craterellus cornucopioides)
Bei der Gefährdungsanalyse wurde vor allem die intensive Landnutzung in der Forst- und Landwirtschaft identifiziert. "Die immensen und anhaltenden Überfrachtungen mit Nährstoffen beeinträchtigen die Pilze nicht nur über den Boden, sondern auch über die Luft – und das sogar in Schutzgebieten", sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. In der Roten Liste konnten 6.120 Pilze erfasst und bewertet werden, über 27% davon sind bestandsgefährdet. Weitere 728 Arten sind aufgrund ihrer extremen Seltenheit latent bedroht. Der Band zeigt einen weitreichenden Überblick über den Großpilzbestand, die Gefährdungsursachen sowie Handlungsempfehlungen für den Artenschutz.
Ergänzt wird die Rote Liste mit einer detaillierten Einführung in die Biologie und Bedeutung aller Pilze und pilzähnlichen Gruppen. Pilze erfüllen in der Natur wichtige Funktionen. Ein Großteil der einheimischen Pilzarten wachsen im Wald. Als Symbiosepartner versorgen sie etwa 90% aller Landpflanzen mit Wasser, filtern Schadstoffe, schützen vor Krankheitserregern und verbessern die Bodenbeschaffenheit. Als Gegenleistung erhalten sie lebenswichtige Nährstoffe. Pilze sind im Ökosystem auch als wesentlicher Zersetzer am Stoffkreislauf beteiligt. So bilden sie Lebensbereiche und Nahrungsbasis für Pflanzen und Tiere, liefern als Bioindikatoren aber auch wichtige Hinweise über die Luftqualität oder die Lebensraumqualität von Wäldern. Daher ist die Datenbasis der Rote Liste, die im Wesentlichen von mehreren Hundert Amateur- und Freizeitmykologinnen und -mykologen der DGfM zusammengetragen wurden so wichtig. Die daraus gewonnen Erkenntnisse über die Bestandssituation und Gefährdung der Pilze sind nicht nur für den Naturschutz, sondern weit darüber hinaus von Bedeutung.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/Argument, Kassandra2, thomaseder, angel648@mail.ru, farbenwelt, NataliiaMelnyc, xload, tiloligo, Text: Tine Esser