Kolumbianische Frauen in Gefahr - Hier wird geholfen
Kolumbien ist seit vielen Jahrzehnten durch brutale Konflikte geprägt. Die Bewohner des Landes müssen deswegen häufig um ihr Leben fürchten und sind zur Flucht gezwungen, darunter viele Frauen. Doch dieses Projekt gibt geflüchteten und gefährdeten Frauen eine neue Perspektive.
Dramatische Zustände in Kolumbien bedrohen Frauen
Die Bewohner des südamerikanischen Kolumbien haben massiv unter Krieg und Gewalt im eigenen Land zu leiden. Schon seit den 1940er-Jahren herrschen dort bewaffnete und brutale Konflikte, die bereits zu zahlreichen Toten führten. Diese Konflikte wurden in der Vergangenheit vor allem durch soziale Ungleichheit, die ungerechte Verteilung von Landbesitz und fehlender politischer Teilhabe großer Bevölkerungsgruppen befeuert. Diese dramatischen Verhältnisse haben zur Folge, dass Kolumbien weltweit die zweithöchste Anzahl an Binnenvertriebenen zu verzeichnen hat. Um sich in Sicherheit vor den Konflikten zu bringen, waren nämlich viele Kolumbianer dazu gezwungen, ihren Heimatort zu verlassen. Viele von ihnen suchen Zuflucht in den größeren Städten wie der kolumbianischen Hauptstadt Botega. Von den Menschen, die vor den Gefahren flüchten mussten, sind 52 % weiblich.
An ihrem neuen Wohnort gibt es meist keinerlei Perspektiven für sie. Sie sind besonders von sexuellen Übergriffen und Drogenmissbrauch gefährdet, viele von ihnen enden unfreiwillig in der Prostitution. Alternativen gab es lange kaum und so hatten viele Frauen neben dem Verlust ihrer Heimat auch noch unter ihren neuen und äußerst schlimmen Lebensumständen massiv zu leiden.
Zukunftsperspektiven für geflüchtete Frauen werden dringend benötigt
Schon 1977 erkannte die kolumbianische Nonne Esther Castaño Mejia, die dem Orden „Las Hermanas Adoratrices“ angehörte, die gefährlichen Umstände, in denen viele Frauen damals lebten.
Ein paar alte und gebrauchte Nähmaschinen reichten für sie damals aus, um eine kleine Werkstatt zu gründen, in der Frauen und Mädchen aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogota eine Chance in Form einer Nähausbildung geboten wurde. Durch die Erfahrung, welche sie dank Schwester Esther und ihrem Einsatz sammeln konnten, war es vielen Frauen möglich, schließlich Arbeit in größeren Betrieben zu finden und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Arbeit von Schwester Esther und ihrem Orden bildete den Grundstein für die Gründung der Miquelina Stiftung, die bis heute kolumbianische Frauen vor der Prostitution bewahrt.
15 Jahre nach Gründung der Werkstatt lernte Schwester Esther, die inzwischen Mutter Oberin ihres Ordens geworden war, Nick Brown kennen. Brown ist Gründer des Textilunternehmens Páramo und hatte kurz vor dem Kennenlernen die neue Textiltechnologie Nikwax Analogy® entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Produktionsverfahren, bei dem ein besonders wetterresistenter Stoff hergestellt werden kann. In Kolumbien war er auf der Suche nach einem Hersteller, der seine Outdoor-Bekleidung produziert. Beide entschlossen sich zu einer Zusammenarbeit und die Marke Páramo wurde geboren. Seit 1991 entwickeln sich Páramo und Miquelina nun gemeinsam weiter. Dank der Unterstützung durch Paramo wurde Miquelina 1997 als gemeinnützige Stiftung anerkannt. Und darüber hinaus erhielt sie 2002 sogar noch die Zertifizierung des angesehenen internationalen Qualitätsstandards ISO 9001. Die Fabrik, in der die Bekleidung heute hergestellt wird, ist hochmodern ausgestattet und verfügt über die neuesten computergesteuerten Schnittmustermaschinen. 80 % des Páramo-Sortiments werden inzwischen durch Miquelina in Kolumbien hergestellt. Die Stiftung ist Arbeitgeber für 200 Mitarbeiterinnen, jedes Jahr werden weitere 400 Frauen ausgebildet und erhalten somit eine Chance auf ein geregeltes und sicheres Leben. Die Stiftung ist Mitglied der World Fair Trade Organisation (WFTO), wodurch alle von der Miquelina Stiftung hergestellten Páramo-Produkte automatisch das WFTO First-Buyer Siegel tragen. Inzwischen konnte seit Beginn dieser Zusammenarbeit über 10.000 Frauen ein selbstständiges Leben ermöglicht werden.
Hier werden Mitarbeiter zu Partnern
Nick Brown zeigt sich nach wie vor begeistert über die Zusammenarbeit, die jetzt schon 30 Jahre andauert: „Mit Miquelina zu arbeiten war schon immer ein Privileg. Immer wieder staune ich über die Geschichten der Frauen, die in diesem Projekt arbeiten. Mit Hilfe von Páramo-Kunden konnten sie eine gesunde Familie aufbauen und unterstützen, haben ihr teils unfassbar trauriges Elend hinter sich gelassen und können heute ein schönes Leben führen.“
Zu diesem Leben gehört eine Arbeit, die voller Motivation erledigt wird. Näherin Alicia Gomez fasst es wie folgt zusammen: „Jeden Stich, den ich nähe, nähe ich für das Wohl all meiner Kolleginnen.“ Denn von den Gewinnen, die in der Fabrik erzielt werden, profitieren alle. Sie werden in Betriebseinrichtung zurück investiert, außerdem werden Projekte wie eine Wohnbaugenossenschaft, eine Kantine, ein Kindergarten und Schulungsräume dadurch finanziert. In der Kantine werden auch die Kinder der Angestellten mit warmen und nahrhaften Mahlzeiten versorgt und die Wohnbaugenossenschaft ermöglicht es den Frauen ein sicheres Zuhause für sich und ihre Kinder zu besitzen. All dies wird durch die Partnerschaft zu Páramo und das Engagement der Stiftung und des Ordens für die Frauen ermöglicht, die ansonsten möglicherweise ein Leben in äußerst prekären Verhältnissen führen müssten.
Im Februar 2022 wurde das von Nick Brown gegründete Unternehmen in einen „Employee Ownership Trust“ umgewandelt. Dabei handelt es sich um eine Treuhandgesellschaft, von der besonders die Mitarbeiter profitieren können. Hier übernimmt ein Treuhänder Aktien des Unternehmens zugunsten der Arbeitnehmer und verwaltete sie auch für diese. Alle Mitarbeiter werden so automatisch zu Partnern des Unternehmens, egal an welchem Standort sie arbeiten. Dazu gehören also auch die kolumbianischen Frauen, die dank der Miquelina Stiftung an ihre Arbeitsplätze gekommen sind. Die wertvolle Mitarbeitergemeinschaft, welche durch die Zusammenarbeit von Páramo und Miquelina zustande kam, kann so in Zukunft noch besser geschützt werden. Den Frauen ist ein sicherer Arbeitsplatz, der sie und ihre Familien versorgt, gewiss.
Mehr zu dem Projekt Paramo finden Sie hier oder auf der Seite der Caritas
Unternehmenskultur die Mensch und Umwelt im Blick hat
Páramo schreibt neben Fair Trade und der Unterstützung von sozialen Projekten auch das Thema Nachhaltigkeit groß. Durch ein Recyclingprogramm bemüht sich das Unternehmen, den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten. Deswegen wird Kunden die Möglichkeit angeboten, alte Páramo-Kleidungsstücke zurückzubringen. Es wird dann entweder repariert, als Second-Hand Ware weiterverkauft oder aber recycelt. Die Outdoor-Kleidung des Herstellers eignet sich besonders gut zum Recycling, da sie zu 100 % aus Polyester besteht. Dieser Stoff kann sehr gut in seine Grundbausteine zerlegt werden, um erneut Fasern für die Produktion von Bekleidung herzustellen. Durch das Recyceln von Polyester wird weniger Rohöl benötigt, denn daraus besteht der Stoff. Außerdem verbraucht das Recyceln deutlich weniger Energie im Vergleich zur Neuherstellung von Polyesterstoffen. Auch an diversen Umweltschutzprojekten beteiligt sich der Textilhersteller. Wie zum Beispiel am World Land Trust. Hier werden lokale NGOs und Gemeinden mit Geldern dabei unterstützt, Naturreservate zu gründen. Zerstörte Gebiete können mit dieser Hilfe wieder aufgebaut werden und langfristig tragen die Projekte zum Schutz der wertvollen Natur der jeweiligen Gebiete bei. Zusätzlich bemüht sich das Unternehmen um die Kompensation seiner CO2-Emissionen. Dafür gehen jedes Jahr Spendengelder an World Land Trust, unter anderem zur Unterstützung von gefährdeten Wäldern.
Obwohl die Kleidung des Herstellers wetterfest ist und damit für Outdoor-Aktivitäten geeignet ist, wird auf die Verwendung des fluorhaltigen Schadstoffes PFC verzichtet. Denn diese Chemikalie sammeln sich in der Umwelt und Organismen an und können schlimmstenfalls eine gesundheitsschädliche Wirkung ausüben. Bei der Nikewax®-Technologie, die zum Beispiel für Regenbekleidung verwendet wird, kommt man aber auch ohne diesen Stoff aus.
Der Einsatz für die Umwelt geht zukünftig noch weiter: Es wurde beschlossen, dass 1% des Umsatzes durch die verkauften Produkte stets in Naturschutz- und soziale Projekte fließen wird. Damit möchte das Unternehmen dazu beitragen, unsere Erde auch in den nächsten Jahrzehnten lebenswert zu erhalten.
Unternehmen wie Páramo sind durch ihren langfristigen Einsatz für den Umweltschutz und durch die Unterstützung von sozialen Projekten wie der Miquelina Stiftung ein Beispiel dafür, wie Unternehmenskultur aussehen kann, bei der nicht nur Gewinnmaximierung im Vordergrund steht. Denn hier profitieren alle Beteiligten.
Quelle&Bild: Páramo, Miquelina-Stiftung, Bundezentrale für politische Bildung, Autorin: Fatma Cevik:
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