Müll im Meer: Wer möchte an diesem Strand baden?
Plastikflaschen und alte Verpackungen statt Sandstrand und Palmen: Die lokalen Strände in Hongkong werden aktuell von illegalem Müll aus dem Meer überflutet. Einheimische baden zwischen Plastikflaschen und Abfall. Müssen wir bald alle am Strand aus Müll liegen?
Auch in Deutschland gibt es ihn bereits: Den Strand aus Müll. Das Müll im Meer wird inzwischen an immer mehr Küstenstreifen sichtbar. In Hongkong bot sich dieser Tage ein besonders grauenvolles Bild. Viele Strände der 7 Millionen Einwohner Metropole werden seit Juni von einem regelrechten „Müll-Tsunami“ überflutet. Das Thema Müll im Meer ist inzwischen zu einem globalen Problem geworden, das nicht nur die Ozeane und Meere als Biosystem und Lebensraum zahlreicher Arten zusehends gefährdet, sondern auch uns Menschen als Verursacher mehr und mehr einholt. Sehen so bald alle Strände aus, wenn wir die riesige Menge Müll im Meer weiter ignorieren?
Illegaler Müll als weltweites Problem
In letzter Zeit hörte man in Sachen Plastikmüll viel von den Stränden in Rio de Janeiro, wo die Olympischen Spiele in diesem Jahr stattfinden. Die zweitgrößte Stadt Brasiliens liegt zum Teil am Atlantik, aber das Zentrum befindet sich an der Guanbara-Bucht: Eine Lagune, mit nur schmalem Durchgang zum Meer. Inzwischen völlig verdreckt, ist an manchen Stellen der Lagune mittlerweile das Wasser unter dem ganzen Müll nicht mehr zu sehen. Der Müll aus dem Meer landet aber nicht bloß in der Ferne, sondern auch an zahlreichen europäischen Stränden. Die Lieblingsinsel der Deutschen, Mallorca, berichtet immer wieder von angespültem Müll - und auch Deutschland selbst ist betroffen. Allein auf Juist wurden im vergangenen Jahr rund fünf Tonnen Müll aus dem Meer an Küstenstreifen, Naturschutzgebieten und Stränden gesammelt. Der Großteil des Plastikmülls gelangt über kommunale Abwässer, Mülldeponien und illegale Entsorgung ins Meer. In der Schifffahrt werden trotz Verbots weiterhin Plastik-Abfälle illegal im Meer entsorgt und bis zu zehn Prozent des Mülls stammen von verloren gegangener Fischereiausrüstung. Eine der Folgen dieses rücksichtlosen Umgangs mit unseren Meeren und Ozeanen wird jetzt in Hongkong wieder einmal sichtbar.
Vom Strand zur Mülldeponie
Ein Tsunami aus Plastikmüll und Haushalts-Abfällen hat viele der Strände in Hongkong weitestgehend überschwemmt. Hongkong ist zwar generell nicht besonders eifrig in Sachen Recycling, aber das aktuelle Ausmaß übersteigt alles bisher Gekannte: Bis zu zehn Mal mehr Müll aus dem Meer ist an den Stränden gelandet. Eine Besorgnis erregende Menge an Plastikmüll und Abfällen, die freiwillige Anti-Müll-Aktionen vor Ort maßlos überfordert. Die genauen Ursachen des Müll-Tsunamis sind ungeklärt. Während die Regierung in Hongkong illegale Entsorgung auf dem chinesischen Festland dafür verantwortlich macht, lassen die Aufschriften der Verpackungen eher auf einen Ursprung in Hongkong schließen. Fest steht: Der illegale Müll aus dem Meer scheint das Ergebnis einer unglücklichen Kombination aus menschlichem Fehlverhalten durch illegale Entsorgung und Mutter Natur zu sein, die in der Region aktuell für Monsunregen und Überflutungen sorgt. Es geht hier nicht um ein paar zufällig weggeworfene Plastikflaschen, sondern um viele tausend Tonnen Müll, die in großen Massen illegal entsorgt worden sind – ein Problem, das auf der ganzen Welt besteht und dadurch auch Ihren liebsten Strand betreffen wird, wenn wir das Meer weiterhin als Müllhalde verwenden.
Monsunregen und Überflutungen bringen die wahren Plastikmassen zum Vorschein.
Freiwillige Anti-Müll-Aktionen leisten Vorarbeit
Während die Regierung bislang noch nicht ernsthaft eingeschritten ist, nehmen die Einwohner von Hongkong es derzeit selbst in die Hand, ihre Strände zu reinigen. Auch in vielen anderen Ländern leisten freiwillige Naturschützer und Umweltaktivisten Großartiges. So bildet beispielsweise die Organisation Ocean Recovery Alliance eine Plattform, auf der weltweit Müll im Meer und in Küstengebieten gemeldet werden kann. Auch in Deutschland ist der Naturschutzbund unter dem Motto „Meere ohne Plastik“ aktiv und koordiniert unter anderem jedes Jahr am dritten Samstag im September den International Coastal Cleanup Day – der weltgrößte Reinigungstag, zu dem die US-Umweltorganisation Ocean Consercany aufruft. Die Freiwilligenarbeit ist gut als Bildungsarbeit und Quelle von neuen Ideen, letztlich aber keine ausreichende Lösung auf das Problem Müll im Meer. Ein sorgsamerer Umgang mit unseren Ozeanen und Meeren lässt sich nachhaltig nur durch Abfallvermeidung und Recycling erreichen. Neben Politik und Industrie kann jeder Einzelne durch einen bewussteren Umgang mit Müll helfen. Weitere Informationen zum Thema Meer ohne Plastik.
Verloren im Plastikmeer.
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Quellen: MNN, NABU, BUND, Bild: Ocean Recovery Alliance, Text: Isabel Binzer
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