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Nachhaltige Landwirtschaft

Riesige Verschwendung von gesundem Gemüse - Muss das sein?

Obst und Gemüse gehören für eine ausgewogene und gesunde Ernährung einfach dazu. Die meisten von und achten beim Einkauf auf das Aussehen der Ware. Aber wussten Sie schon wie klimaschädlich Makelloses Gemüse sein kann?

Klimaschädliche Produktion für die Tonne

Eins ist schon mal sicher: Das Gemüse, das in Deutschland in den Supermärkten zu kaufen ist, ist in der Regel von höchster Qualität. Dafür sorgen Lebensmittelrecht und EU-Vermarktungsnormen. Und auch der Handel selbst hat hohe Anforderungen an Größe, Gewicht und Aussehen der Produkte. Doch die Lebensmittel, die so auf unseren Tellern landen, sind oftmals eine Belastung für das Klima. Denn besonders um die Erwartungen der Händler zu erreichen, müssen Landwirte zusätzlichen Dünger, gesundheits- und umweltschädliche Pflanzenschutzmittel und riesige Mengen von Wasser verwenden. Und auch dann bleiben noch Produkte übrig, die beispielsweise zu klein oder zu unregelmäßig gewachsen sein. Diese können nur entsorgt oder in der Zweitverwertung zu Tierfutter oder Säften weiterverarbeitete werden, daran verdienen die Landwirte allerdings deutlich weniger. Das führt dann dazu, dass die Ressourcen, die zur Erreichung der hohen Anforderungen verwendet wurden, verschwendet worden sind. Bei den Schätzungen von Fachleuten zufolge bleiben in Deutschland Produzenten jedes Jahr auf 10 bis 30 Prozent ihres angebauten Gemüses sitzen. Oft ist ihre Qualität für die Ansprüche der Händler nicht ausreichend. Umweltbundesamt und die Verbraucherzentrale kritisieren die bisherigen Vorgaben des Handels in einer gemeinsamen Veröffentlichung und schlagen Alternativen vor, mit denen sich das Klima besser schützen lässt.

Wie Veränderung möglich wird

In den Supermärkten, die wir tagtägliche besuchen, ist die Obst- und Gemüseabteilung meist voll mit makellosen und frisch aussehenden Äpfeln, Karotten, Gurken, Kartoffeln und vielem mehr. Dieses Aussehen ist von uns Kunden meist auch so gewünscht. Doch um dies zu erreichen, führt für die Landwirte meist kein Weg an schädlichen Pflanzenschutzmitteln vorbei. Und auch eine bestimmte Mindestgröße müssen die Produkte meist erst erreichen, um überhaupt beim Verbraucher ankommen zu dürfen. Aber je länger das Gemüse auf dem Feld ist, desto mehr Wasser benötigt es und desto mehr giftige Pestizide werden eingesetzt. Viele Gemüsesorten wie Radieschen oder Bundmöhren werden nur mit grünen Blättern verkauft, die ebenfalls einen makellosen Eindruck hinterlassen müssen. Dabei werden die in der Regel gar nicht mitgegessen. Auch für sie müssen mehr Pestizide eingesetzt werden und auch Düngemittel kommt vermehrt zum Einsatz, um das gewünschte Aussehen zu erreichen. Dabei könnte auch ganz auf den Verkauf von Gemüse mit Blättern verzichtet werden, das bringt sogar Vorteile mit sich. Durch die Blätter verliert das geerntete Gemüse schneller Wasser und wird welk. Ohne Blätter bleibt es dagegen länger frisch.

Angebote mit „imperfekten“ Produkten, wie zum Beispiel krummen Gurken, gibt es zwar inzwischen gelegentlich, sie sind jedoch immer noch eine Ausnahme. Um den Klimaschutz in der Landwirtschaft voranzutreiben, ist es jedoch unbedingt nötig, dass handelsspezifische Vorgaben für die Landwirtschaft gesenkt werden. Ein branchenweit abgestimmtes Handeln bringt dabei am meisten. Dann können die Erzeuger damit aufhören, wertvolle Ressourcen wie Wasser unnötig zu verschwenden und außerdem auch einen größeren Teil ihres Gemüses zum regulären Preis an die Händler verkaufen.

Der Handel muss zugunsten des Klimas seine Vorgaben für Gemüse lockern und den Kunden auch von der bisherigen Norm Abweichendes anbieten. Verbraucher sollten dann am besten über die Hintergründe des neuen Angebots informiert werden, damit diese es auch annehmen. Dabei können unter anderem Werbe- und Informationsaktionen in den Märkten oder den Medien hilfreich sein. Verbraucherzentralen, Bildungseinrichtungen und NGOs können hier ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die klimafreundliche Produktion von Obst und Gemüse funktioniert also nicht ohne uns Verbraucher, denn ohne Nachfrage kein Angebot. Einkaufsgewohnheiten müssen geändert werden, aber eine Veränderung gelingt nur, wenn Kunden auch Obst und Gemüse mit ungewohntem Gewicht oder optischen Mängeln in ihren Einkaufswagen legen und verzehren. Denn sie stehen denn scheinbar perfekten Produkten in puncto Geschmack und Vitaminreichtum schließlich in nichts nach.

Den Ausführlichen Bericht zu den Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um den klimaschutz in der Landwirtschaft zu verbessern, finden Sie auf der Seite vom Umweltbundesamt.

Quelle: Verbraucherzentrale, Umweltbundesamt, Bild: Depositphotos: VitalikRadko, Text: Fatma Cevik