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Giftstoffe in Textilien

Wie giftig ist unsere Kleidung?

Schon seit 2011 versucht Greenpeace mit seiner Detox-Kampagne gefährliche Giftstoffe, die lange Zeit zum Färben und Imprägnieren von Textilien eingesetzt wurden, aus den Fabriken großer Bekleidungskonzerne zu verbannen. Vor kurzem ist auf diesem Weg ein weiterer Durchbruch gelungen: Prato, die für ihre Textilindustrie bekannte Region in Italien, verpflichtete sich bis zum Jahr 2020 verschiedene Gifte aus allen Teilen ihrer Produktionsketten zu verbannen.

Die Erklärung von insgesamt 20 italienischen Unternehmen wird aus verschiedenen Gründen als Meilenstein in der „Entgiftung“ der Kleidung gewertet. Einerseits ist die schiere Menge der betroffenen Ware beachtlich: alleine in der Region Prato werden 13 Millionen Meter Stoffbahnen pro Jahr produziert. Dazu kommen 13000 Tonnen Garn und Rohstoffe, die in Zukunft nachweislich frei von giftigen Substanzen sein werden. Zum anderen hat die Umstellung auf die giftfreie Färbung der Textilien auch eine Zugwirkung auf große Marken, die in der Region produzieren lassen. Betroffen sind vor allem Edelmarken wie Gucci, Dolce & Gabbana oder Prada, die Prato beliefert und die bei bisherigen Untersuchungen von Greenpeace hinsichtlich der Schadstoffbelastung am schlechtesten abgeschnitten haben. Für diese Unternehmen wird nun der Druck größer, sich ebenfalls der Kampagne anzuschließen.

Große Erfolge bei bekannten Modemarken

Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace bereits große Erfolge bei 35 globalen Modekonzernen erzielen können und durch regelmäßige Kontrollen wird die Einhaltung der Vereinbarungen überprüft. Insgesamt machen die so verpflichteten Betriebe 15 % der weltweiten Textilproduktion aus. Auch hier hat jede der Firmen eine Vorbild- und Zugfunktion, denn die produzierenden Firmen werden kaum für ein Unternehmen schadstofffrei produzieren, während für ein Anderes giftige Chemikalien zum Färben verwendet werden. Auf diese Weise hofft man nach und nach den gesamten Markt verändern zu können.

Italienische Textilproduzenten

Umstellung bleibt langwieriger Prozess

Als besonders schwierig erweist sich die Umstellung bei Outdoor-Firmen. Viele von ihnen verwenden zur Imprägnierung nach wie vor PFC (poly- und perfluorierte Chemikalien), die sich in der Umwelt nicht abbauen und beim Menschen Unfruchtbarkeit und Immunschäden verursachen, obwohl bereits gute Alternativen vorhanden wären. Zudem bedeutet die Umstellung auf ökologisch nachhaltigere Farb- und Imprägnierstoffe keineswegs auch soziale Verbesserungen. So sind in der Region Prato nach wie vor chinesische Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen in der Textilproduktion beschäftigt. Und auch unser Konsumverhalten muss sich langfristig verändern, denn jeder Deutsche kauft im Schnitt 60 Teile pro Jahr, von denen nur ca. 40 % tatsächlich getragen werden. Die Umstellung der Modebranche hin zu einem nachhaltigen, ökologisch sinnvollen und sozial gerechten Wirtschaftszweig bleibt also nach wie vor ein langer Weg, doch die Errungenschaften der Detox-Kampagne sind ein guter und hoffnungsvoller Schritt auf diesem Weg.

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Quellen: https://www.greenpeace.de/kampagnen/detox, https://www.greenpeace.de/themen/endlager-umwelt/die-toskana-gibt-den-ton , Text: Anna-Lena Kraft