Sind unsere Kinder etwa Klimakiller?
Die Weltbevölkerung wird immer grösser, doch eine Überbevölkerung kann gefährliche Folgen für die Umwelt haben. Was können wir dagegen tun? Dürfen wir etwa keine Kinder mehr bekommen, wenn wir den Klimawandel stoppen wollen?
Welche Folgen drohen uns bei einer Überbevölkerung?
Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis 2050 die Weltbevölkerung auf die enorme Anzahl von zehn Milliarden Menschen ansteigen wird. Schon jetzt hat die Umwelt extrem unter dem Menschen und seinen klimaschädlichen Lebensgewohnheiten zu leiden und mit mehr Menschen wird die Situation noch schlimmer. Sollte es zur Überbevölkerung kommen, werden noch mehr Ressourcen verbraucht, Wälder werden schneller abgeholzt und es werden immer mehr Abfälle produziert.
Durch den Klimawandel und daraus resultierende Naturkatastrophen werden immer mehr Regionen der Erden unbewohnbar oder ein extrem gefährlicher Lebensort. Die riesige Menge von 10 Milliarden Menschen müssen ernährt werden und bei wachsendem Wohlstand steigt auch der Bedarf nach Fleisch und Milchprodukten. Bisher gäbe es für diese Ansprüche keine ausreichenden Agrarflächen, da große Flächen fruchtbares Land durch Überweisung, schlechte Anbaumethoden, Erosion oder den Bau von Städten und Straßen verloren gehen und nicht für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden können. Wenn sich daran nichts ändert, sinken die Ernten in den nächsten 25 Jahren bis zu zwölf Prozent und im Falle einer Überbevölkerung kann die ausreichende Ernährung nicht gewährleistet werden, Hungerkatastrophen sind die Folge. Natürliche Ressourcen wie fruchtbare Böden, aber auch Süßwasser oder Fischbestände in Gewässern sind begrenzt und werden durch die übermäßige Beanspruchung knapp oder geschädigt. Auch wir in Deutschland tragen zu diesen Folgen bei, denn durch unsere Ernährungsgewohnheiten werden ebenfalls große Mengen an Ressourcen verbraucht, zum Beispiel durch den hohen Fleischkonsum. So verbraucht die Produktion eines Kilos Rindfleisch 15.000 Liter Wasser, ein Kilo Kartoffeln dagegen nur 250 Liter.
Die Prognose für die Zukunft sieht im Falle einer Überbevölkerung also dramatisch aus, wenn sich an den bestehenden Verhältnissen nichts ändert.
Wir müssen dramatische Folgen verhindern
In Industrienationen wie Deutschland geht die Geburtenrate eher zurück, die meisten Menschen werden in Entwicklungsländern geboren. Trotzdem sind die Menschen dort nicht hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich, sondern wir, die Bewohner der reichen Industrieländer, treiben ihn mit unseren exzessiven Lebens- und Konsumgewohnheiten immer weiter voran. Und unter den durch den Klimawandel bedingten Folgen wie Naturkatastrophen haben vor allem die Menschen in Gebieten mit schwacher Infrastruktur am stärksten zu leiden. In wohlhabenden Ländern wie Deutschland werden 50-mal so viel Emissionen ausgestoßen als in den ärmsten Ländern der Erde. Eine kleinere Weltbevölkerung würde zwar auch weniger Treibhausgase ausstoßen und die ausreichende Ernährung der Menschen würde einfacher werden. Dennoch ist es damit nicht getan und die Verantwortung für den Klimawandel kann nicht allein auf die geburtenstarken Nationen geschoben werden. Denn das Argument der Umweltzerstörung durch den scheinbar rasanten Bevölkerungswachstums in ärmeren Ländern und eine daraus entstehende Überbevölkerung wird hierzulande gerne genutzt, um sich aus eben jener Verantwortung zu ziehen. Dabei kann auch eine bevölkerungsreiche Welt ein lebenswerter Ort sein, in dem Rücksicht auf die Umwelt genommen wird. Dies könnte etwa durch die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien erreicht werden, auch in Afrika oder Asien. Eigentlich sollten ärmere Länder von reicheren Nationen wie Deutschland bei der Bekämpfung des Klimawandels finanziell zu unterstützen, denn dieses Ziel wurde im Pariser Klimaabkommen festgehalten. Umgesetzt wurde davon bisher nichts.
Verzicht auf Klimakiller Kind: Ist das die Lösung?
Eine Überbevölkerung und ihre Folgen für die Umwelt kann am besten durch Bildung und Emanzipation von Frauen verhindert werden. So wird eine durchdachte Familienplanung ermöglicht und arbeitende Frauen gebären durchschnittlich weniger Kinder. Denn durch sexuelle Aufklärung und die Erreichbarkeit von Verhütungsmitteln können wir selbst darüber entscheiden, ob und wie viele Kinder wir bekommen wollen. Von diesen Themen sind Frauen in reicheren Ländern übrigens genauso betroffen wie anderswo auf der Welt. In den USA liegt die Quote an ungewollten Schwangerschaften immerhin bei 50 Prozent.
Eine Studie in Zusammenarbeit aus schwedischen und kanadischen Forschern hat 2017 gezeigt, dass vermeintlich umweltfreundliche Handlungen wie die Reduzierung des Verbrauchs von Fleisch und Benzin oder Recycling nur einen geringen Unterschied machen. Dagegen würde Kinderlosigkeit im Jahr bis zu 117,7 Tonnen CO2-Ausstoß einsparen, im Vergleich dazu spart der Verzicht auf ein Auto „nur“ 5,3 Tonnen CO2. Diese Studie wird von den Anhängern des sogenannten „Birth Strike Movement“ gerne als Argument für die Entscheidung der Umwelt zuliebe keine Kinder zu bekommen, genutzt. Menschen, die vom Birth Strike überzeugt sind, sind der Meinung, dass die Fortpflanzung nicht mit dem Klimaschutz vereinbar ist. Da es schon zu viele Menschen gibt, die Ressourcen verbrauchen und Emissionen verursachen, sollen nicht noch weitere in die Welt gesetzt werden. Die Idee des Birth Strike hat sich in den letzten Jahren vor allem in reichen Ländern verbreitet, in denen der meiste Schaden für die Umwelt verursacht wird. Doch kann dieser radikale Verzicht auf Kinder wirklich die einzige Lösung sein?
4 Maßnahmen mit denen nachhaltige Erziehung gelingt
Es mag zwar sein, dass Kinderlosigkeit große Mengen an Emissionen einsparen kann, doch damit der Birth Strike etwas bringt, müssten sich so viele Frauen bewusst für den Verzicht auf Kinder erscheinen, dass dieser Ansatz eher utopisch erscheint. Schließlich ist der Kinderwunsch in vielen von uns fest verankert und ein eigenes Kind, dem man seine Liebe schenken kann, kommt der Erfüllung eines lang gehegten Traums gleich. Ein schlechtes Gewissen wegen der Entscheidung für ein Kind oder Schuldzuweisungen in Richtung Eltern kann auch keine Lösung sein. Viel wichtiger ist es, dass sich jeder von uns, insbesondere auch Eltern, über die eigene Verantwortung für das Klima bewusst ist. Gerade in wohlhabenden Ländern wie Deutschland, die massiv zur Umweltzerstörung und der Produktion von Treibhausgasen beitragen, sollte sich jeder fragen: Kann es wirklich so weitergehen? Was können wir im Alltag tun, um etwas zu ändern? Eine nachhaltige Erziehung der eigenen Kinder ist ein wichtiger Punkt, an dem wir ansetzten müssen. Denn nur so kann eine Generation heranwachsen, welche die Herausforderungen des Klimawandels ernst nimmt und sich für den Schutz unseres Heimatplaneten einsetzt. Denn nur wenn wir konsequent auf Nachhaltigkeit setzten, ist auf der Erde in Zukunft auch genug Platz für viele Menschen. Eltern müssen dabei Vorbild sein. So können Sie schon die Kleinsten mit nachhaltiger Erziehung an das Thema heranführen:
- Kaufen Sie zusammen mit Ihrem Kind regionale und saisonale Produkte in Bio-Qualität. Planen Sie gemeinsam den Wocheneinkauf, um Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden. Gemeinsames Kochen von leckeren Rezepten macht Spaß und steigert die Wertschätzung für qualitativ hochwertige und nachhaltige Lebensmittel.
- Auch ein eigener Garten oder Gemüsebeete auf dem Balkon erhöhen die Wertschätzung von Lebensmitteln. Beziehen Sie ihre Kinder im Rahmen der nachhaltigen Erziehung mit ein, sie können bei der Gartenarbeit helfen und lernen so verschiedene Obst- und Gemüsesorten kennen, die nachhaltig und ohne Schadstoffe entstanden sind.
- Gerade wer in der Stadt wohnt, braucht nicht für jede Erledigung das Auto. Gehen Sie mit Ihren Kindern zu Fuß oder nehmen Sie das Fahrrad. Auf diese Art kann die Natur der Umgebung auch viel besser entdeckt und bestaunt werden.
- Im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, Abfälle oder Materialien aus Kunststoff zu vermeiden. Kinder lieben es kreativ zu sein, mit vielen Materialien aus dem Haushalt wie Plastikflaschen lassen sich tolle Bastelprojekt umsetzten. Es muss nicht immer neues Spielzeug aus Plastik sein, es gibt auch eine große Auswahl an Spielzeugen aus hochwertigem und nachhaltig produziertem Holz. Durch Second Hand-Kleidung für Kinder oder Spielzeug aus zweiter Hand vermeidet man die Produktion von neuem und spart somit Ressourcen.
Quellen: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, blog.ernergiedienste.de dw.com, deutschlandfunkkultur.de, geo.de, Bilder: Depositphotos/halfpoint, ginasanders, tonodiaz, Text: Fatma Cevik
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