Tolerante Geschäftsidee - Essen ohne Nebenwirkung
Als Lebensmittelalleriker oder -intoleranzler mit Freunden und Bekannten abends lecker essen gehen? Häufig ein Ding der Unmöglichkeit. Die Berliner von Glutanada sind angetreten um diesen Zustand nachhaltig zu ändern und ein neues Lokal für alternatives Essen zu schaffen. Was dahinter steckt, erzählt Co-Gründerin Lara Ramm im Interview.
Hallo, wer steckt hinter Glutanada und was habt ihr vorher gemacht?
Hallo, ich bin Lara, 25 Jahre alt, komme aus Berlin und habe in diesem Jahr meinen Masterabschluss in BWL an der Universität Potsdam gemacht. Während des gesamten Studiums habe ich an dem Projekt Glutanada gearbeitet und dies aufgrund meiner eigenen Lebensmittelallergie und Lebensmittelintoleranzen zum Leben erweckt. Nebenbei habe ich in der Gastronomie gearbeitet und dort die nötigen Erfahrungen gesammelt. Ebenfalls mit an Bord sind Cindy, Mama von zwei Kindern, von Beruf Ergotherapeutin und nach jahrelanger Arbeit im pädiatriatischen Bereich aktuell Studentin der Kulturwissenschaft und Europäischen Ethnologien sowie Nikias, Papa von zwei Kindern, der auf langjährige Erfahrung in der Gastronomie zurückblicken kann und seine gesammelten Skills in das Projekt einfließen lässt.
Wie und wann kam es zur Glutanada-Idee und wie lange arbeitet ihr schon an der Realisation eines Allergiker Restaurant in Berlin?
Ich hatte vor über fünf Jahren die Idee für ein allergikergerechtes Restaurant, wo alle gemeinsam essen können. Der Grund dafür war, dass ich selbst an verschiedenen Lebensmittelintoleranzen leide und es für mich kaum möglich ist zusammen mit Freunden oder meinem Mann essen zu gehen. Der eine hat eine Milcheiweißallergie, der nächste verträgt kein Gluten, ein weiterer ernährt sich vegan. Die Liste ist eigentlich endlos. Die Idee war also ein Restaurant zu gründen, wo Lebensmittelallergiker, Nahrungsmittelintoleranzler, Freunde der veganen und vegetarischen Küche, Low Carb-Enthusiasten und grundsätzlich Gesundheitsbewusste gemeinsam an einem Tisch sitzen und sich verwöhnen lassen können. In Deutschland gibt es meines Wissens kein vergleichbares Restaurant.
Es gibt ja eine Vielzahl verschiedener Lebensmittelallergieauslöser - wie aufwendig ist es, eine Speisekarte zu erstellen, die den Ansprüchen aller Gäste genügt? Wie kleinteilig geht ihr da ans Werk?
Sehr kleinteilig, was manchmal ziemlich kompliziert sein kann. Wir haben eine Speisekarte entwickelt, die aus einem Blockkasten- und Toppingsystem besteht. Das heißt, man kann sich fertig zusammengestellte Gerichte aus der Karte auswählen, die dann unter Angabe der Allergien, Intoleranzen, Ernährungsweisen usw. zubereitet werden. Oder man stellt sich sein Lieblingsgericht aus dem Toppingsystem selber zusammen. Wir haben keine überdimensionierte Karte sondern konzentrieren uns auf saisonale, regionale Produkte, die komplett glutenfrei sind und bereiten diese dann, wie gesagt, ganz auf die Bedürfnisse unserer Gäste zu. Dafür verwenden wir ein Farbsystem. Die drei Farben des Logos kennzeichnen Küchenutensilien, die nur für bestimmte Produkte und Inhaltsstoffe verwendet werden dürfen, um eine Kontamination auszuschließen.
Bei Glutanada können sich die Gäste ihr Essen selbst zusammenstellen.
Bereits im Vorfeld der Restauranteröffnung habt ihr einige Aktionen gestartet. Was ist bislang passiert?
Jede Menge. Am 1. Adventswochenende haben wir beispielsweise auf dem Free From-Festival in der Runbase Berlin ausgestellt und dort auch histaminarmen Glühwein und Hugo sowie glutenfreie Crêpes verkauft. Die Gäste konnten dabei zwischen drei verschiedenen Teigarten, einen veganen Buchweizenteig, einen Reis-Maismehlteig und einen Low Carb Teig, wählen. Am gleichen Wochenende haben wir auch unsere Startnext Crowdfunding-Kampagne die bis zum 7. Januar läuft. Die offizielle Glutanada-Eröffnung findet dann im kommenden März statt.
Glutanada öffnet bald die Türen - im März kommenden Jahres ist es soweit.
Müsst ihr in den Räumlichkeiten noch viel umbauen?
Das Ladenlokal ist in der Berliner Gneisenaustraße und bis zur Eröffnung wird da noch einiges passieren. Das Thema Upcycling ist uns sehr wichtig weshalb wir unsere Tische, Stühle und Sitzsäcke aus alten Paletten und Plastikmüll selbst bauen. Dabei werden unter anderem übrigens auch Bananenschalen und Avocadokerne zum Einsatz kommen. Zudem müssen die Räume gestrichen und eine neue Küche eingebaut werden. Lasst euch einfach überraschen.
Du erwähntest ja eben schon dass ihr auf saisonale und regionale Zutaten setzt. Woher bezieht ihr eure Ware?
Wir kaufen viel bei Bauern rund um Berlin und aus Brandenburg. Die Speisekarte wird quartalsweise geändert, um saisonale Produkte frisch und lecker anbieten zu können. Und auch Neulandqualität und Bioqualität liegen uns sehr am Herzen weshalb viele Produkte in dieser Qualität eingekauft werden. Die Zertifizierungen werden natürlich in der Speisekarte angegeben. Bei den Getränken setzen wir natürlich auch auf Bio.
Bio-Qualität ist für das Küchenteam selbstverständlich.
Neben dem Restaurant habt ihr noch einige andere Asse rund ums gesunde Essen im Ärmel. Was können wir da in Zukunft erwarten?
Wir planen einen Lieferservice für Berlin aufzubauen, der Kitas, Kindergärten und Schulmensen mit Essen für Kinder mit Lebensmittelallergien und Nahrungsmittelintoleranzen versorgt. Häufig ist es so, dass betroffene Kids das Essen in der Brotdose von zu Hause mitbekommen und immer das Gefühl haben, nicht dazu zu gehören. Wir möchten es ihnen ermöglichen, gemeinsam mit ihren Schulkameraden zu essen. Darüber hinaus werden wir Personalschulungen für Restaurants, Supermärkte und Krankenhäuser anbieten um die Sensibilisierung für Themen wie Lebensmittelallergien und Nahrungmittelintoleranzen voranzutreiben.
Hier erfahren Sie mehr zu Glutanada: Allergiker-Restaurant
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Quelle: www.glutanada.com, Bild: www.glutanada.com, Interview: Andreas Grüter