Gelingt uns eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe?
Um die Klimakrise noch rechtzeitig zu stoppen, muss die Förderung der Nutzung fossiler Brennstoffe endlich beendet werden. Das geht aber nur, wenn auch die Finanzinstitute mitmachen und statt in Kohle, Gas und Öl in nachhaltige Projekte investieren.
Wie können wir die Klimakrise stoppen?
Zu den Hauptverursachern der Klimakrise gehören fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas. Im Pariser Klimaschutzabkommen, auf das sich 2015 197 Staaten geeinigt haben, werden sie trotzdem nicht ein einziges Mal erwähnt. Obwohl ihre schädlichen Auswirkungen auf das Klima schon lange bekannt sind. Die Bedeutung von erneuerbaren Energien nimmt zwar immer stärker zu, das kann bisher aber nur wenig Hoffnung auf eine nachhaltigere Zukunft machen. Denn bis jetzt ist global kein Rückgang der fossilen Energien zu erkennen. 2022 hatten Öl-, Gas- und Kohleprodukte gegenüber erneuerbaren Energien ganze 82 Prozent Vorsprung bei der Deckung der Energienachfrage. Dadurch entwickeln wir uns immer noch in die entgegengesetzte Richtung zu den Vorgaben des Pariser Abkommens. Diese Vorgaben sollten nämlich eigentlich dazu führen, dass die globale Erwärmung nicht noch schlimmer wird, als sie schon ist. Inzwischen haben viele Länder Netto-Null-Ziele und Pläne für die Reduktion von Emissionen verfasst, aber es werden immer noch neue Kohle-, Öl- und Gasprojekte geplant, von den Regierungen genehmigt und von Banken und Kapitalmärkten finanziert. Was immer noch fehlt, ist ein Vertrag zur Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe. Damit könnte ein rechtlicher Mechanismus geschaffen werden, der endlich die Lücke zwischen den Netto-Null-Ambitionen und ihrer tatsächlichen Umsetzung schließt.
Bündnis fordert Ende fossiler Brennstoffe
Einen solchen Vertrag möchte die Initiative „Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty“ (Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe) verwirklichen und so die Ausweitung der Nutzung von Kohle, Öl und Gas beenden und die bereits bestehende Nutzung auslaufen lassen. Vom 30. November bis zum 12. Dezember findet die 28. UN-Klimakonferenz in Dubai statt. Die Bundesregierung und politischen Entscheidungsträger werden in einem offenen Brief von der Initiative dazu aufgefordert, sich dieser Konferenz endlich für einen rechtsverbindlichen internationalen Vertrag einzusetzen. Erst vor kurzem warnte der sogenannte Production Gap Report 2023 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen davor, dass die Pläne zur Förderung fossiler Brennstoffe das Erreichen der globalen Klimaziele verhindert. Laut dem Bericht planen die Regierungen trotz Klimazusagen im Jahr 2030 etwa 110 % mehr fossile Brennstoffe zu fördern, als mit einer Begrenzung der Erderwärmung von 1,5 °C aus dem Pariser Abkommen zu vereinbaren ist. Und das, obwohl sich das Zeitfenster für die Absicherung einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft rasant schließt. Es bleiben nämlich nur noch sechs Jahre, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen und die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten. Das kann nur mit internationaler Zusammenarbeit gelingen und wenn es keine neuen Investitionen in fossile Energien mehr gibt. Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass das Abschließen von Verträgen zur Bekämpfung globaler Bedrohungen erfolgreich sein kann. So wurden zum Beispiel bereits Abkommen zum Verbot von Landminen oder ein Atomwaffenverbotsvertrag geschaffen. Die Nutzung fossiler Energien stellt durch ihre Auswirkungen auf unser Klima eine genauso große Gefahr für und Menschen dar.
Der Ausstieg ist dringend nötig
Wenn wir die globalen Klimaziele in den nächsten Jahren noch erreichen und katastrophale Klimaveränderungen verhindern wollen, muss ein schrittweiser Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Brennstoffen erfolgen. Und damit darf nicht länger gewartet werden. Eine zentrale Rolle bei dieser Aufgabe spielt der Finanzsektor. Denn seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens wurden von Banken weltweit 5,5 Billionen Dollar in die weitere Nutzung fossile Brennstoffe investiert. Dazu zählen zum Beispiel die Erschließung neuer Ölquellen oder Gasfelder. Zum Teil verstoßen Finanzinstitute durch ihre Investitionen so gegen die zum großen Teil selbsterklärten Klimaziele und schaden der Umwelt. Banken, die sich für Nachhaltigkeit verpflichten und es damit auch wirklich ernst meinen, sollten deshalb diese Vertragsinitiative unterstützen. Ein Vertrag für die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe kann dazu führen, ein stabiles Geschäftsklima mit langfristiger Perspektive und gleichen Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Somit erfüllt er auch die Interessen von Unternehmen und Finanzinstituten.
Ein Beispiel für nachhaltige Investitionen
Zu den Unterstützern der Initiative gehört zum Beispiel auch die Triodos Bank. Sie möchte mithilfe von Banking das Ziel erreichen, Projekte und Unternehmen mit Krediten zu unterstützen, die auf lange Sicht eine positive Veränderung für Mensch und Umwelt bewirken können. Das niederländische Geldinstitut möchte damit ein gesellschaftliches Umfeld schaffen, durch das die Lebensqualität von Menschen überall auf der Welt verbessert wird. Der gezielte Einsatz von Geld in der nachhaltigen Wirtschaft soll das verantwortungsvolle Wachstum und Wirtschaften sowie eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft fördern. Und für eine nachhaltigere Zukunft braucht es den Verzicht auf fossilen Brennstoff. Deswegen unterstützt die Triodos Bank das Vorhaben eines Vertrags gegen die Nutzung fossiler Energien, um genau das zu erreichen und die Klimakrise verhindern zu können. Noch mehr Unternehmen aus dem Finanzsektor müssen diesem Beispiel folgen und sich für nachhaltige Projekte engagieren, anstatt Geld in fossile Brennstoffe zu investieren. Banken können so ihren Einfluss nutzen und eine bessere Zukunft für uns alle schaffen.
Das sind die Unterstützter der Initiative
Bei der Unterzeichnung des offenen Briefs haben mehr als 3.000 Wissenschaftler und Akademiker, 101 Nobelpreisträger, 8 Nationalstaaten, Hunderte von Fachleuten aus dem Gesundheitswesen und Tausende von religiösen Einrichtungen mitgemacht. Und auch eine wachsende Zahl indigener Organisationen und Jugendaktivisten, fast 100 Städte und subnationale Regierungen sowie mehr als 600 Parlamentarier aus der ganzen Welt haben sich beteiligt. Sie fordern gemeinsam einen Vertrag zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und zur Beschleunigung einer fairen Energiewende. "Mit dem Vertragsvorschlag soll sichergestellt werden, dass die Regierungen endlich ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden und einen gerechten Übergang weg von der Nutzung fossiler Brennstoffe auf der Grundlage von Zusammenarbeit und Gerechtigkeit vollziehen.“, sagt Ali Sheridan, Direktor für strategische Partnerschaft bei der Initiative Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty. Für die Schaffung einer gerechten und nachhaltigen Zukunft können Unternehmen Großes bewirken. Das geht laut Sheridan aber nur, wenn auf fossile Brennstoffe verzichtet wird. Besonders Finanzinstitute dürfen dafür die Nutzung fossiler Brennstoffe nicht länger unterstützen. Stattdessen müssen sie sich für saubere und gerechtere Energiequellen stark machen und ihren Einfluss für mehr Nachhaltigkeit effektiv nutzen.
Mehr Informationen zum Fossil Fuel Non-Proliferation-Treaty gibt es hier.
Quellen: Triodos, ARD, Brot für die Welt, Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty, Bilder: Depositphotos/ssuaphoto, kritchanut, PeopleImages.com, Text: Fatma Cevik
- Klimawandel