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Plastikmüll durch Online-Shopping
Onlineshopping und Verpackungsmüll

So schädlich sind Plastikverpackungen der Versandhändler

Mit wenigen Klicks ist der Einkaufskorb gefüllt und die Ware bestellt: Onlineshopping ist praktisch und wird millionenfach genutzt. Doch die Folgen für die Umwelt sind durch den Verpackungsmüll, der dabei anfällt, verheerend. 

Unser Konsumverhalten verursacht Millionen von Tonnen an Plastikmüll

Onlineshopping ist so beliebt wie noch nie. Gerade währende der Corona Pandemie, wenn es darauf ankommt, wenn möglich Zuhause zu bleiben und Kontakte zu reduzieren, wird es gerne dem Einkauf im Geschäft vorgezogen. Mit nur wenigen Klicks erhält man Artikel schnell, unkompliziert und kontaktlos. Aber unsere Bequemlichkeit hat einen hohen Preis, denn sie schadet langfristig unseren Gewässern und Ozeanen, wie jetzt ein von der Umweltschutz-Organisation Oceana veröffentlichter Bericht zeigt.

Versandhandel

Die Organisation widmet sich dem Schutz der Meere und warnt vor den Auswirkungen der Umweltverschmutzung durch Plastik. So hat allein Amazon, der Gigant unter den Onlineshops, im letzten Jahr Schätzungen zufolge 270 Milliarden Kilogramm Verpackungen aus Kunststoff produziert. Durch die Pandemie kam es im Vergleich zum Vorjahr um einen 29%-igen Anstieg. Besonders dramatisch daran ist, dass 10,7 Millionen Kilogramm dieser Plastikverpackungen in den Gewässern und Ozeanen Landen und diese verschmutzen. Vorstellen kann man sich das als eine Lieferwagenladung voll mit Plastik, die alle 67 Minuten in den Ozean gekippt wird.

Deutschland trägt dabei besonders zum Problem bei, da es eins der größten Märkte von Unternehmen wie Amazon ist. Der amerikanische Versandhändler hat hierzulande einen Marktanteil von 50 % und hat im Jahr 2020 mit „single-use“ Verpackungen, also nicht wiederverwendbaren Plastikverpackungen etwa 40 Millionen Kilogramm Abfall verursacht. Auch das ist ein enormer Anstieg im Vergleich zum Jahr 2020. Zwar hat Amazon angekündigt, die Nutzung von Plastikverpackungen beim Versand von Artikeln in Deutschland einzustellen, doch es liegen noch keine konkreten Zahlen zu den Reduktionszielen vor. Auch konkrete Zahlen zu dem bisher verursachten Plastikmüll wurden bisher nicht veröffentlicht, hier fehlt es also noch eindeutig an nötiger Transparenz.

So kann die Reduktion von Plastikmüll gelingen

Egal ob von Amazon oder anderen Versandhändlern, Verpackungen aus Kunststoff, die nicht recycelt werden können, sind ein großes Problem. „Die Plastikverschmutzung überschwemmt unsere Ozeane und schädigt das Meeresleben in alarmierendem Ausmaß", warnt Ricardo Aguilar, Senior Advisor und Expeditionsleiter bei Oceana. Plastik ist einer der größten Faktoren für die Verschmutzung der Weltmeere. Studien zufolge haben bereits 55 % aller Meeresvögel, 70 % aller Meeressäugetiere und 100% der Meeresschildkröten Plastik verschluckt oder sich darin verfangen. Plastikfolie ist dabei am tödlichsten für die Meeresbewohner. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bisher nur 9 % des jemals hergestellten Kunststoffs auch recycelt wurden. Vor allem die Plastikfolie, die oft zum Verpacken von Versandartikeln genutzt wird, ist nur sehr schwer recycelbar. Bisher gibt es also kaum eine wirklich umweltfreundliche Lösung für das weltweite Plastikproblem, trotzdem wird es vor allem im Versandhandel immer weiter für die Verpackung der Waren genutzt.

Schildkröte frisst Plastikmüll

Dabei wäre ein Umdenken durchaus möglich und realistisch umsetzbar. Amazon verzichtet beispielsweise in Indien bereits auf die Nutzung von „single-use“ Plastikverpackungen, was zu einem verstärkten Einsatz von Mehrwegverpackungen führte. Dies wäre auch weltweit möglich, um die Produktion von Plastikabfällen extrem zu senken. Da es sich bei Amazon inzwischen um das den größten Händler weltweit außerhalb Chinas handelt, bestimmt er auch darüber, mit welchen Materialien Produkte verpackt werden. Er kann zu einer erheblichen Senkung des durch Verpackungen entstandenen Plastikmülls beitragen und Vorbild für andere Versandhändler werden. Organisationen wie Oceana fordern deshalb den Verzicht auf Plastikverpackungen, um die Ozeane zu schützen. Kunden von Versandhändlern sollte beim Einkauf der Waren auch eine plastikfreie Option angeboten werden. Eine Petition, die Amazon dazu auffordert plastikfreie Alternativen anzubieten, wurde mehr als 740.000-mal unterschrieben.  Der Wunsch danach ist bei den Kunden also vorhanden. Für die Reduktion der Abfälle braucht es außerdem transparente und konkrete Ziele. Hilfreich ist auch die generelle Reduzierung des Verpackungsmaterials, da so besser auf Plastik verzichtet werden kann und die Nutzung wiederverwendbarer Verpackungen. Große Händler sollen zusätzlich regelmäßig über die Mengen von verursachtem Plastikabfall berichten und stets sie Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere den Ozean, im Blick behalten, beispielsweise wenn unternehmensweite Umweltanalysen für Nachhaltigkeitsberichte angefertigt werden.

Schlussendlich liegt es auch an uns Verbrauchern, bei unserem Konsumverhalten nicht immer nur den bequemsten Weg zu wählen und unüberlegt überflüssige Waren zu bestellen. Einkaufen vor Ort und der Verzicht auf Plastik im Alltag tut nicht nur den Innenstädten gut, sondern auch den Weltmeeren.

Quelle: Oceana, Bilder: Depositphotos/belchonock, Rost9, Kwangmoo, Text: Fatma Cevik