Kuh mit Loch im Bauch: Tierleid gegen den Klimawandel?
In einigen Ställen stehen neuerdings Kühe mit Loch im Magen: Ein Loch mit Stöpsel, das den direkten Zugang zum Magen freigibt. „Kuh – oder Pansenfistel“ wird dieser Zugang genannt und soll unter anderem dabei helfen, den weltweiten Methanausstoß zu verringern.
In einigen Forschungsinstituten stehen sogenannte Fistelkühe. Das sind Kühe, denen eine verschraubbare Öffnung aus Kunststoff oberhalb des Magens angebracht wurde, welche die Verbindung zwischen Pansen und Außenwelt darstellt. Die Kunststoffkanüle der Öffnung kann jederzeit aufgeschraubt und der Mageninhalt begutachtet werden. Dadurch können Wissenschaftler beobachten, wie sich bestimmte Substanzen auf den Verdauungsprozess der Kuh auswirken und welche zur Verminderung der Gasbildung beitragen. Das lässt wiederum Rückschlüsse auf Fütterungsmaßnahmen zu, so dass Strategien zur Verminderung der Methangasemission entwickelt werden können.
Sieht so die Zukunft der Milchkühe aus?
Die Prozedur gehört zu den genehmigten Tierversuchen und wird streng bewacht. Experten meinen, dass die Kuh davon angeblich nichts spürt. Dennoch musste sie sich zunächst einer Operation unterziehen, in der die Fistel eingesetzt und mit der Außenhaut vernäht wird. Doch wozu das Ganze?
Sind Kühe schuld am Klimawandel?
Eine Kuh besitzt vier Mägen, die ein komplexes Verdauungssystem bilden. Der erste dieser Mägen – der Pansen – ist für die Versorgung der Kühe mit Nährstoffen, die durch das Aufschließen von Raufutter erlangt werden, zuständig. Im Pansen befinden sich ca. 7 Kilogramm Bakterien und Mikroorganismen, die für die Aufschließung des Futters sorgen. Bei der Verdauung entstehen im Magen der Kuh Methangase, die beim Kauen alle 40 Sekunden unhörbar ausgerülpst werden. Aus diesem Grund gehören die rund 13 Millionen Milchkühe, die alleine in Deutschland gehalten werden, zu den „Klimaschädlingen“. Alle Kühe zusammen rülpsen pro Jahr ca. 2 Millionen Liter Methan aus, das entspricht etwa 5 % unserer gesamten Treibhausgasemission.
Die Kuh ist Meister der Methan-Produktion.
Fistulierung reduziert Methangase
Um die Treibhausgasemission der Kühe zu verringern, aber auch weil Milchkühe leistungsfähiger sind, wenn sie weniger Methan produzieren, sollen die methanbildenden Bakterien in ihrem Magen unschädlich gemacht werden.
Durch dieses Loch im Bauch, können Forscher Tannine hinzufügen und die Methan-Produktion verringern.
Tannine, das sind pflanzliche Gerbstoffe, wie sie in Eicheln, Hornklee, Kastanien und Weintrauben vorkommen, sind in der Lage die Methanbildung zu reduzieren. Das Problem: Da sie bitter schmecken, fressen Kühe sie nicht gerne. Und hier kommt das Loch ins Spiel. Durch die Kunststofföffnung werden Nylonbeutel, in denen das tannin-reiche Futter enthalten ist, direkt in den Pansen gelegt, um zu testen, ob so die Produktion von Methan gesenkt werden kann. Dabei konnte eine Verringerung von 10-15 Prozent Methangasausschüttung beobachtet werden.
Langfristig sollen die Tannine zwar so ins Futter gemischt werden, dass sie von den Tieren auch gefressen werden, doch bislang ist die ganze Prozedur eine Zwangsernährung zum Schutz des Klimas und zur Steigerung der Milchproduktion.
Hier kannst du die sogenannten Fistelkühe sehen:
ecowoman fragt: Wie sieht die Zukunft aus?
Die Treibhausgasemissionen verringern, indem man die Methangasproduktion der Tiere kontrolliert – kann das wirklich die Lösung sein? Langfristig sollen die Tannine zwar so ins Futter gemischt werden, dass sie von den Tieren auch gefressen werden, doch bislang ist die ganze Prozedur eine Zwangsernährung zum Schutz des Klimas und zur Steigerung der Milchproduktion.
Eine sinnvollere und tierleidfreie Alternative wäre ein geringerer Konsum und die damit einhergehende geringere Produktion von Milch- und Fleischprodukten. Wenn wir weniger Milch und Fleisch essen, müssen Umwelt und Tiere weniger leiden! Weiterlesen…
Quellen: prosieben.de, modernfarmer.com, stuttgarter-zeitung.de, Bild: Screenshot Gaileo, Screenshot euronews, Depositphotos/rosipro,iJacky, Text: Meike Riebe