©Iwan Baan
Einmaliger High Line Park: New York wird nachhaltig grün
Ein Traum nachhaltigen Städtebaus wurde wahr. Der High Line Park ist Manhattans neue grüne Lunge, die die Bürger lieben. Eine 30 Jahre stillgelegte Hochbahntrasse wurde wohl zum ungewöhnlichsten Stadtpark der Welt umfunktioniert. Wo früher Viehtransporter entlangfuhren, lädt nun ein Park nachhaltig zum Verweilen ein.
Die Geschichte der Hochbahntrasse reicht bis tief in Zeiten zurück, zu denen im Südwesten von Manhattan, dem «Meatpacking–District», zwischen Gansevoort Street und 30. Straße, noch etwa 200 Schlachthäuser waren. Diese gaben dem Viertel auch den Namen. In den Neunzigern, als der letzte Zug schon längst von Dannen gefahren war, entwickelte sich rege Aktivität unter den Anwohnern, die dieses Kapitel der New Yorker Stadtgeschichte nicht zuklappen wollten. Mit nachhaltiger Unterstützung von Schauspieler Ethan Hawke, Edward Norton und Kevin Bacon, der Designerin Diane von Fürstenberg und dem Fotografen Joel Sternfeld waren es vor allem die beiden Anwohner Joshua David und Robert Hammond, die sich für den Erhalt der Hochbahntrasse stark machten. Sie gründeten bereits 1999 den Verein «Friends of the High Line». Deren Ziel war es schon damals, aus der stillgelegten und verwilderten Bahntrasse einen öffentlichen Park zu machen. Letztlich setzten sie sich durch.
Weltweit einmalig: Bilder einer Hochbahntrasse die zum Park wurde
- Einer der acht Aufgänge, die Gansevoort Slow Stair, in den einmaligen High Line Park. Der neue Stadtpark liegt 10 Meter über dem Erdboden und ist 1,6 Kilometer lang. © The High Line
- The Sundeck genannt, macht der Platz seinem Namen alle Ehre. Sonnenbaden in Manhatten und zwischen der 14. und 15. Straße. Der Platz ist einer der beliebtesten Treffpunkte des High Line Parks. © The High Line
- Chealsea Grasslands heißt dieser bereich des High Line Parks zwischen der 19. und 20. Straße West. Ganz im Stile der in Deutschlands so beliebten Steppengärten ist dieser Bereich gestaltet. © The High Line
- Viele Wildblumen wachsen im High Line Park, die dennoch den Blick auf die Schienen freigeben. Ein breiter Pfad lädt zum Schlendern mitten in der Stadt ein, viele Sitzplätze zum Innehalten. © Iwan Baan
- Der Kontrast zwischen Großstadt und Parkanlage wird an vielen Stellen deutlich. Einladende Sitztreppen und eine große Rasenfläche vor den traditionellen, alten Backsteingebäuden werden zum großen Treffpunkt im High Line Park an der 23. Straße. © Iwan Baan
- Fast schon surreal wirkt dieser Blick aus der Vogelperspektive. Nur 10 Meter über dem Großstadtdschungel: Gartenarchitektur pur. Auf dem ganzen Gelände wurden die Schienen bewußt beibehalten und integriert. © The High Line
- Ein Sonnendeck am Hudson River mit Fernblick. Die Abendstimmung macht diesen Platz am Wasser zwischen der West 14. und 15 Straße zu einer Oase der Ruhe im Großstadttrubel. © Iwan Baan
- Die Wildblumenbeete aus der Vogelperspektive und in dezent beleuchteter Abendstimmung. Der grüne Faden der Stadt scheint sich in einer leichten Biegung zwischen den Häusern zu verlieren. © Iwan Baan
- Rundblick in der Abenddämmerung von der Gansevoort Street über den Highline Park, nahe dem Hudson River. Gansevoort Woodland. © The High Line
- Kaum zu glauben: So sah die Bahn im Meatpacking District kurz nach der Fertigstellung 1934 noch aus. © The High Line
Der High Line Park: Nachhaltige Naturierung alter Bahngleise
Das Ziel war es, die High Line Hochbahntrasse zu erhalten. In außergewöhnlicher Form, drei Jahren Anfangsbauzeit und auf einem Abschnitt von einer Meile. In zwei Bauabschnitten entstand so ein grüner Park, der die Geschichte nicht vergessen lassen möchte. Ein ganzes Design-Team, unter anderem mit dem niederländischen Garten-Designer Piet Oudolf, zeichnet für das nachhaltige wie einmalige Park-Design verantwortlich. Es wurde in ganz außergewöhnlicher Art und Weise ein Park in zehn Metern Höhe geschaffen, der von New Yorkern wie Urlaubern sehr begeistert angenommen wird.
Die Schienen blieben erhalten, auch das alte Gleisbett findet sich in manchen Abschnitten des 1,6 Kilometer langen High Line Park wieder. Über insgesamt acht Eingänge, vier davon nachhaltig mit Fahrstühlen ausgestattet und damit nachhaltig auch für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer erreichbar, gelangt der Ruhesuchende in das neue Grün der Stadt. Es gibt eine waldähnliche Passage, dem «Gaansevoort Woodland», der Manhattan im September und October durch sein buntes Laub zum Leuchten bringt, üppige Staudenbeete, viele Ruheplätze oder Wiesen für die Mittagspause oder das Sonnenbad. Nachhaltiger kann eine ehemalige Zugtrasse wie die High Line kaum genutzt werden.
Nachhaltiges Engagement: Zu 90 Prozent von Spenden getragen
Nicht nur erst in der Bauphase, sondern auch heute noch trägt sich der High Line Park durch viele Spenden. Heute unterhält der Verein um die beiden Gründer Joshua David und Robert Hammond den Park zu 90 Prozent aus Spenden und durch Gönner finanziert, die schon den ersten und zweiten Bauabschnitt möglich machten.
Der Weg durch den Park verläuft zwischen historischen Lagerhäusern, entlang der 25. und 27. Straße und in südlicher Richtung. ©Iwan Baan
Der «Meatpacking District» und der High Line Park: Angesagter denn je
Die Bahnlinie führte zunächst ebenerdig zu den Schlachthäusern. Da es den Stadtvätern aufgrund des zunehmenden Verkehrs zu gefährlich wurde, entstand bereits 1934 die Hochtrasse. Sie war ab diesem Zeitpunkt jahrzehntelang die zehn Meter hohe Versorgungsstrecke für die Schlachthäuser und damit die Bewohner Manhattans und New York. In den Neunzigern entdeckten Szenegänger das ehemalige Schlachterviertel und mehr und mehr Menschen zogen in das durch Backsteinbauten geprägte Viertel des Meatpacking Districs. Das ehemals verrufene Viertel wurde nach und nach saniert, Bars, Restaurants und Geschäfte folgten. Heute ist der Stadtteil rund um die alte Bahntrasse und den heutigen High Line Park eines der angesagtesten Vierteln in ganz New York. So kann nachhaltige Stadtentwicklung in der Großstadt aussehen.
Somit ist der Stadtteil und der High Line Park ein ideales Reiseziel. Umwelt-Tipp: Wenn USA-Reise, dann sollte der CO2-Ausstoß mit einer freiwilligen Spende für nachhaltige Projekte kompensiert werden. Mehr dazu im Artikel: «Durch CO2-Kompensation das Klima schützen.»
Mehr nachhaltige Trends und grünes Design
Nicht nur in den USA setzt man auf Nachhaltigkeit und nicht nur in der Stadtentwicklung. Nachhaltige Bauprojekte gibt es auch in Europa wie der erste «vertikale Wald der Welt» in Mailand, bezugsfertig 2012, zeigt. Selbst der Schuhdesigner Manolo Blahnik setzt mit Öko-Schuhen auf grüne Mode und beweist, dass nicht nur ein einfaches T-Shirt fair und nachhaltig produziert werden kann, sondern auch Luxus-Produkte.
Quelle: The Higline.org, Text: Jürgen Rösemeier