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Japanisches Geißblatt
Erkenntnisse aus der Forschung

Japanisches Geißblatt: Chinesische Medizin soll gegen Erkältung helfen – und das Coronavirus

Geißblattgewächse gelten als robuste, immergrüne Gartenpflanzen mit duftenden Blüten. Deshalb sind sie gerade bei Gärtnern besonders beliebt. Insbesondere das japanische Geißblatt findet jedoch auch seine Verwendung in der traditionellen chinesischen Medizin – und soll gegen das Coronavirus helfen.

Die meisten Menschen dürften das Geißblatt als wohlriechende Pflanze kennen, die sich an Hauswänden oder Bäumen emporrankt. Sie blüht von Mai bis Juli und meist kann man den süßlichen Duft schon von Weitem wahrnehmen. Nicht ohne Grund heißt das Geißblatt im Volksmund auch „Jelängerjelieber“ – denn am Duft und an den zahlreichen, gelblich-rosa Blüten kann man sich gar nicht lange genug erfreuen.

Nach der Blütezeit trägt das Geißblatt auch noch knallrote Beerenfrüchte. Aber Achtung: So schön sie auch sind, so giftig sind sie auch. Sie dürfen also auf keinen Fall verzehrt werden. Denn bei dieser in Europa weitverbreiteten Sorte des Geißblatts handelt es sich in der Regel um das Garten-Geißblatt (Lonicera caprifolium), bei der nur den Blüten eine heilende Wirkung nachgesagt wird.

Geißblatt: Gartengewächs mit heilender Wirkung

Die Blüten des Geißblatts können in getrockneter Form als Tee getrunken werden. Sie sollen einen ähnlichen Effekt wie Aspirin haben, da sie Salicylsäure enthalten. Außerdem sollen sie entzündungshemmend und antibakteriell wirken sowie eine kühlende Wirkung haben.

Aber auch diese natürliche Heilwirkung ist in Europa in den letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund der konventionellen Medizin gerückt – im Gegensatz zum asiatischen Raum. Hier findet insbesondere eine Sorte der Geißblattgewächse Einsatz in der traditionellen chinesischen Medizin: Das japanische Geißblatt (Lonicera japonica).

Geißblatt ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin

Lonicera japonica

Wie auch in der hiesigen Volksmedizin werden in China ebenfalls die Blüten, die Blätter und Stängel der Geißblatt-Pflanzen zum Heilen von Krankheiten genutzt. So soll beispielsweise ein Tee aus dem japanischen Geißblatt effektiv gegen Erkältung oder Grippe helfen.

Außerdem sagt man in der traditionellen chinesischen Medizin dem Geißblatt nach, dass es innere Hitze beseitigt, entgiftend wirkt, bei Hautproblemen helfen kann und das Bakterienwachstum hemmt – und gut für das Immunsystem ist. Deshalb wird es häufig zur Linderung von Symptomen wie Fieber, Husten und Halsschmerzen eingesetzt.

Japanisches Geißblatt soll gegen das Coronavirus helfen

Das japanische Geißblatt wird bereits seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt. Doch seit kurzer Zeit hat die duftende, hübsch blühende Gartenpflanze noch einmal an Popularität gewonnen.

Denn Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz (JGU) haben nun herausgefunden, dass ein pflanzliches Mittel möglicherweise gegen das Coronavirus wirken soll: Ein Stoff aus dem Japanischen Geißblatt. So teilten die Forschenden Ergebnisse einer Studie mit, die zeigen, dass ein „Naturstoff aus dem Japanischen Geißblatt sehr stark gegen Sars-CoV-2 wirkt“. Die Studie wurde durch die Weltgesundheitsorganisation Ende April veröffentlicht.

Forscher der Uni Mainz: Geißblatt wirkt sehr stark gegen Corona

Der Heilwirkung des japanischen Geißblatts sind unter anderem auf die Spur gekommen, indem aufwendige Berechnungen mit dem sogenannten Supercomputer Mogon II durchgeführt wurden. In der Studie heißt es, dass sie mittels des Supercomputers simuliert haben, wie rund 42.000 Substanzen das Eindringen des Coronavirus in menschliche Zellen verhindern oder die Vermehrung von Sars-CoV-2 hemmen – darunter auch das japanische Geißblatt. Das Verfahren nennt sich molekulares Docking und wurde laut Aussagen der Mainzer Wissenschaftler zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Coronavirus angewendet.

Aber auch in China, wo das Coronavirus vermutlich zuerst ausgebrochen ist, will eine wissenschaftliche Akademie rausgefunden haben, dass das Mittel Shuanghuanglian gegen Covid-19 helfen soll. In der pflanzlichen Lösung aus der traditionellen chinesischen Medizin ist ebenfalls japanisches Geißblatt enthalten.

Das wissenschaftliche Institut will Erkenntnisse vorgelegt haben, die zeigen, dass die natürlichen Mittel das Coronavirus „hemmen“ könnten – was in China wiederum einen Sturm auf Apotheken auslöste, um das im Shuanghuanglian enthaltende Geißblatt zu ergattern.

Studien müssen Wirksamkeit von Geißblatt gegen Corona noch überprüfen

Allerdings ist in China wie auch in Deutschland Vorsicht geboten. Noch ist die Wirkung des Geißblatts bezüglich des Coronavirus nicht hinreichend erforscht. So sagte auch Dr. Thomas Efferth von der Johannes Gutenberg-Universität, dass „die Ergebnisse nun durch Laborexperimente und klinische Studien überprüft werden“ müssen. Ähnliche Aussagen soll es vonseiten des chinesischen Instituts gegeben haben.   

Wer folglich Anzeichen spürt, die auf das Coronavirus hindeuten könnten, sollte in jedem Fall einen Arzt kontaktieren. Die Ergebnisse der Studie sind zunächst erst einmal ein weiterer Schritt auf der Suche nach einem Medikament oder einem Impfstoff gegen den Erreger.

Geißblatt-Tee als Naturmittel nicht nur gegen das Coronavirus

Geißblatt-Tee

Wer nun unabhängig von dem Coronavirus die Wirkung des Geißblattes als natürliches Heilmittel erfahren möchte, bekommt die getrockneten Blüten oder Blätter auch in Deutschland in Apotheken, in gut sortierten Teegeschäften oder bei manchen Online-Händlern, die sich auf Essenzen aus der traditionellen chinesischen Medizin spezialisiert haben.

Die Bestandteile des Geißblatts sind in der Regel als Tee, als Salbe oder als Tropfen erhältlich. Die am meisten verbreitete Variante ist allerdings ein Tee aus den getrockneten Blüten des Geißblattes. Um diesen zu genießen, sollte man pro Tasse etwa 1 Teelöffel Geißblatt mit heißem Wasser aufgießen und zwei Minuten ziehen lassen. Und schon ist ein leckerer Tee mit wohltuendem Effekt für den Körper und die Gesundheit fertig.

Quellen: Bilder: Depositphotos/danilovajanna, PantherMediaSeller, dashek, Text: Lisa Bender