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Nachhaltige Mode
Nachhaltige Modekette

Ist das jetzt das Ende von Fast-Fashion?

Große Modeketten haben ihre Produktionen schon lange in Billiglohnländer verlagert. Hier ist die Herstellung von Kleidung oft extrem umweltschädlich und geschieht unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Läutet dieses neue Projekt jetzt die Wende ein? 

So schlimm ist Fast Fashion für Mensch und Natur

Die Kleidung, die hierzulande von den bekannten Modeketten angeboten wird, stammt schon lange nicht mehr aus Deutschland. Die Produktion findet zu 90 Prozent im Ausland statt, dass meiste kommt aus Asien. Bei der Herstellung werden in den ausländischen Produktionsstätten Unmengen an Chemikalien verwendet, die das Abwasser verunreinigen und so in die Umwelt gelangen. Unvorstellbare Mengen von Wasser werden außerdem für den Anbau von Baumwolle benötigt, es handelt sich dabei um eine wertvolle und überlebenswichtige Ressource, die als Folge von Fast-Fashion  immer knapper wird. Durch die Verarbeitung von synthetischen Fasern ist die Bekleidungsindustrie inzwischen außerdem zu einem der größten Klimasünder überhaupt geworden, denn für sie werden Millionen Tonnen von Öl gebraucht. Dadurch wird mehr CO2 verursacht als durch Flüge und Schifffahrt. Neben den dramatischen Folgen für die Umwelt leiden auch die Arbeiter in den asiatischen Nähereien oder die Anbauer von Baumwolle oftmals unter Unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Die Textilindustrie beschäftigt weltweit 75 Millionen Menschen, 85 Prozent davon sind weiblich. Die Herstellung in Asien, Lateinamerika, Afrika und Osteuropa spart den Modeketten durch niedrige Produktions- und Lohnkosten sehr viel Geld. Arbeiter verdienen dadurch aber oft nur einen Hungerlohn. Die Massenhafte Anfertigung von billiger Kleidung und die Auslagerung der Produktionsstätten ins Ausland führt also zu einer Vielzahl von Problemen.

Nachhaltige Textilproduktion aus Deutschland: Wie sieht das genau aus?

Nachhaltige Textilproduktion aus Deutschland

Mitten in Nordrheinwestfalen hat die große deutsche Modekette C&A 2021 eine neue und nachhaltige Textilproduktionsstätte errichtet. Mit dem Bau der C&A Factory for Innovation Textiles (FIT) wurde im Mai letzten Jahres in Mönchengladbach gestartet, seit Oktober haben die Arbeiten dort begonnen. Der neue Produktionsstandort erstreckt sich über 4,300 m2. Ziel des Unternehmens ist dort die Entwicklung und Produktion besonders nachhaltiger Kleidung durch die Nutzung modernster Technologien.

Unterstützt wird die Umsetzung dieses Vorhabens durch die Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein, der Textilakademie Nordrhein-Westfalen, der RWTH Aachen und mehrerer Start-Ups. Giny Boer, CEO von C&A Europe, ist überzeugt von dem neuen Projekt: „Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir neue Maßstäbe in der Textilherstellung setzen. Wir freuen uns sehr, wieder im Herzen Europas zu produzieren. C&A FIT wird die Digitalisierung von Prozessen mit Nachhaltigkeit verbinden und damit neue Standards für die weltweite Produktion schaffen.“

Nachhaltige Textilproduktion

Bisher werden in dem Standort hauptsächlich nachhaltige Jeans produziert. Die Herstellung nachhaltiger Jeanshosen liegt schon länger im Fokus des Unternehmens, 2018 entwickelte es die erste Jeans, die mit dem Zertifikat für Nachhaltigkeit Cradle-to-Cradle (C2CTM) Gold-Level zertifiziert wurde. Dieses Label weist die Verwendung nachhaltiger Materialien und eine faire Behandlung von Produzenten nach. Eine weitere Auszeichnung für Nachhaltigkeit in der Produktion folgte 2020.

Das Modeunternehmen möchte jetzt durch den neuen Standort in Mönchengladbach die Herstellung von nachhaltig produzierten Textilien weiter voranbringen. Dies wird mithilfe hochautomatisierter Prozesse in Näherei und Wäscherei geschehen. Durch Automatisierung und Robotertechnologie soll im FIT eine höhere Produktivität erreicht werden können.

In der modernen und CO2-neutralen Produktionsstätte wurden bisher etwa 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen neu beschäftigt und in Zusammenarbeit mit der Textilakademie NRW ausgebildet, 180 sollen es noch werden. Ziel ist es, dort zunächst jährlich 400.000 Jeans pro Jahr herzustellen und später auf 800.000 zu steigern. Die ersten nachhaltig produzierten Jeans aus dem FIT sind ab diesem Jahr erhältlich. Die Herstellung in großen Stückzahlen soll dazu führen, dass nachhaltige Mode zukünftig in den Modegeschäften stärker repräsentiert wird und kein Nischenprodukt mehr bleibt.

Nachhaltige Jeans

Chance für die Region?

Die Textilproduktion am Niederrhein hat eine lange Geschichte, seitdem Textilproduktionen verstärkt ins Ausland verlagert werden, gibt es jedoch kaum noch Unternehmen die vor Ort produzieren. Dies könnte sich nun ändern: „Diese Investition von C&A unterstreicht, dass die Textilindustrie hier bei uns, mitten in Europa, wieder neue Impulse setzt“, sagt Rolf Königs, der Vorsitzende des Verbands der Rheinischen Textil und Bekleidungsindustrie. Der Standort in Mönchengladbach könnte für die Region als Technologie-, Studien- und Forschungsstandort vielleicht neue Chancen eröffnen.

Auch Professorin Dr. Maike Rabe, Leiterin des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein, sieht die Chancen, die durch die nachhaltige und lokale Produktion von Kleidung entstehen:

„Mit C&A engagiert sich mitten in Europa ein Unternehmen, das sich über Jahre mit zahlreichen Initiativen im Bereich der Nachhaltigkeit fit gemacht hat. Wir stehen schon seit längerem in einem intensiven Austausch und sind stolz, dass der Industriearbeitsplatz der Zukunft schon heute in direkter Nähe Wirklichkeit wird. Unsere Studierenden und Forschenden begeistert das: Fast Fashion ist out, FIT Fashion ist in.“

Ob sich das Modell von nachhaltiger Textilproduktion, wie es hier von C&A erprobt wird, durchsetzen kann, wird die Zukunft zeigen. Damit die Bekleidungsindustrie nicht länger eine enorme Belastung für die Umwelt darstellt und Arbeitsbedingungen verbessert werden, lohnen sich solche Versuche aber definitiv.

Quelle: C&A, quarks.de, greenpeace.at, Bilder: Depositphotos/VitalikRadko, C&A, Text: Fatma Cevik