1. Home
  2.  › Freizeit
  3.  › Natur
Kohle statt Klimaschutz in Deutschland?
Weltklimakonferenz Bonn

Kohle statt Klimaschutz in Deutschland?

Vom 06.11. bis zum 17.11. findet die nächste Weltklimakonferenz (COP23) in Bonn statt. Während dort die Regierungen die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens verhandeln, liegt nur wenige Kilometer weiter das größte, aktive Braunkohlerevier Deutschlands.

Die 23. Weltklimakonferenz 2017 findet in Deutschland unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln statt. Diplomaten, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft aus aller Welt werden sich vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn treffen und über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens verhandeln.

Während sich die Deutsche Bundesregierung als Klimavorreiter gibt, befindet sich ganz in der Nähe des Bonner Tagungsortes zur Weltklimakonferenz das rheinische Braunkohlerevier. Hier holen die Energiekonzerne die klimaschädliche Braunkohle aus dem Boden. Deshalb gilt sie aktuell als Europas größte CO2-Quelle und ist damit einer der Mitverursacher des steigenden Meeresspiegels von dem aktuell auch die Fidschi-Inseln bedroht werden.

Kleine Inseln ertrinken

Kleine Inseln ertrinken

Der Temperaturanstieg auf der Erde hat bereits jetzt weitreichende Folgen: Durch die Wärme dehnt sich das Wasser der Ozeane aus, das Eis schmilzt und der Meeresspiegel steigt. Viele Inselstaaten im Pazifik liegen nur knapp über dem Meeresspiegel, so dass ihre Bewohner an den Küsten schon jetzt ihre Wohngebiete verlassen müssen, weil das Wasser ihren Lebensraum einnimmt. Im Süßwasser, das unter einigen der Inseln liegt, steigt der Salzgehalt. Früchte und Gemüse in den Gärten sterben ab, weil die Pflanzen mit Meerwasser in Kontakt kommen.

Die Mitglieder der Alliance of Small Island States (eine informelle Koalition kleiner, niedrig liegender Länder) befürchten, ihren Lebensraum ganz zu verlieren, wenn die Temperaturen weiter ansteigen. Deshalb drängen sie nicht erst seit der Klimakonferenz in Lima darauf, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. 

Deutschland = Klimaretter?

"Für die dort lebenden Menschen wäre ein Versagen der Weltgemeinschaft beim Klimaschutz eine Katastrophe", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Klimakonferenz in Lima im Jahr 2014. Deshalb fördert Deutschland auch den Küstenschutz im Pazifik. Das geschieht unter anderem über den „Anpassungsfond“. Der Fonds hilft der lokalen Bevölkerung zahlreicher Länder, ihre Widerstandfähigkeit gegen den Klimawandel zu erhöhen. Deutschland hat bislang 140 Millionen Euro in den Anpassungsfonds eingezahlt und ist damit der größte Geldgeber.

Nach außen gibt sich Deutschland also als Klimaretter, während im eigenen Land die Schlote der Braunkohlereviere fleißig weiterqualmen. 

Deutschland ist Förder-Weltmeister des Klimakillers Braunkohle

Deutschland ist Förder-Weltmeister des Klimakillers Braunkohle

Das ehrgeizige Klimaschutzziel - die Treibhausgase bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu verringern - wird Deutschland verfehlen, wenn es die Energiewende weiterhin ausbremst und auf Kohle setzt. Kein anderes Land produzierte 2013 so viel des besonders klimaschädlichen Energieträgers. Und auch im Jahr 2015 belief sich der deutsche Kohleverbrauch auf 78,3 Millionen Tonnen Öläquivalent. Mit einem Anteil von 1,1 Prozent an der weltweiten Kohleproduktion gehört Deutschland zu den Top 15 Kohleförderländern. Hierzulande wurden im Ruhrevier 2016 rund 2,5 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Insgesamt umfasste die Kohleproduktion von Deutschland im Vorjahr ein Volumen von rund 184 Millionen Tonnen. Der übrige Bedarf wird durch Importe aus dem Ausland gedeckt. Die Einfuhrmenge von Steinkohle aus der EU etwa lag 2015 bei etwa 3,9 Millionen Tonnen.

"Deutschland ist Weltmeister beim Ausbaggern und Verbrennen von Braunkohle, wenn man die Mengen betrachtet. Noch deutlich vor China und Russland", kritisiert die frühere NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn. "Wenn man die deutschen Klimaschutzziele erreichen will, muss die Braunkohlenutzung in den nächsten 20 Jahren auslaufen."

So wundert es kaum, dass Deutschland in der Liste der größten CO2-Verursacher weltweit auf Platz sechs, hinter China, Japan und den USA steht. Damit ist die Bundesrepublik nicht nur größter Klimasünder in Europa, sondern auch zusammen mit sieben weiteren Ländern für mehr als 60 % der gesamten Erderwärmung verantwortlich.

Demonstrationen - Klimaschutz statt Kohle

Um ein Zeichen zu setzen und Veränderung herbeizuführen, rufen Umweltgruppen, Bürgerinitiativen, Parteien und Bündnisgruppen zur Großdemo während der Weltklimakonferenz in Bonn auf. Sie fordern Klimagerechtigkeit und 100 Prozent Erneuerbare Energien im Einklang mit der Natur.

Das sind die Forderungen von no-climate-change.org:

  • Einsatz für globale Klimagerechtigkeit  
  • STOPP der Zerstörung von Lebensgrundlagen und Vertreibung von Menschen  
  • Verbindlicher  Fahrplan für den Kohleausstieg 
  • Nein zur Atomlobby als Klimaretter!  
  • Ausstieg aus fossilen Energien bis 2030 
  • Einschluss des Flugverkehrs in das Pariser Abkommen  
  • Ressourcenschonende Produktion und nachhaltiger Konsum statt Waffenexport 
  • Menschen, die wegen Klimawandel fliehen, müssen Bleiberecht haben

Demo Nummer 1: „Klima schützen – Kohle stoppen!“

Wann: 04.11.2017, 12.00 Uhr – 16.30 Uhr

Wo: Auf dem Bonner Münsterplatz

Die Demoroute: Münsterplatz, Am Neutor, Am Hofgarten, Adenauerallee, Willy-Brandt-Allee, Rheinweg, Joseph-Beuys-Allee, Genscherallee. Die Abschlusskundgebung findet bis 16:30 Uhr auf Genscherallee statt. 

Informationen unter: Klima-Kohle-Demo 

Hier gibt es Mitfahrgelegenheiten: Klima-Kohle-Demo Anreise

Demo Nummer 2: „Schluss mit dem faulen Zauber – Wir treiben die bösen Geister des Klimawandels aus“ 

Wann: 11.11.2017

Beginn: 10:30 Uhr Busbahnhof Bonn Hbf 

Abschluss: WCCB Gelände Bonn WCCB Gelände Bonn-Gronau

Hier sollen die „bösen Klimageister“ mit einem Karnevalszug beim Tagungsort der Klimakonferenz und bunte karnevalistische Elemente vertrieben werden.

Weitere Informationen unter: no-climate-change.org

Das könnte Sie auch interessieren: 

Zwei Grad sind die absolute Obergrenze

Quellen: Bilder: Depositphotos/fermate,mvaligursky, wrangel, Text: Meike Riebe