Geht es nach schwedischen Architekten, dann haben die Stockholmer demnächst eine neues Wahrzeichen: Ein Hochhaus aus Holz. Dies folgt dem Trend, das natürliche Baumaterial auch für mehrgeschossige Gebäude zu verwenden. (c) Berg, C. F. Møller
Zurück zur Natur mit nachhaltigen Wolkenkratzern aus Holz
Noch vor 20 Jahren wurde in Fachkreisen heiß diskutiert, ob sich mehrgeschossige Bauten aus Holz errichten lassen können. Brandschutz, Statik oder Haltbarkeit waren die Diskussionspunkte. Heute ist das natürliche, nachhaltige Baumaterial gang und gäbe in der Baubranche. Wo das größte Holzhochhaus Mitteleuropas steht und wo ein 34-stöckiges Holzhochhaus geplant ist.
Holz ist einer der ältesten und zugleich nachhaltigsten Baustoffe der Menschheit. Bei seiner Herstellung entstehen weder Abfall noch Nebenprodukte, wird keine künstliche Energie benötigt. Zudem bindet Holz CO2. Bauphysikalisch gesehen hat es zudem die Vorteile wenig zu wiegen bei vergleichsweise hoher Stabilität und Tragkraft. Auch der Brandschutz ist bei einer durchdachten Konstruktion heute kein Thema mehr. Alles Gründe für Architekten und Holzspezialisten, sich in den letzten Jahren immer öfter auch an mehrgeschossige Holzhäuser zu wagen.
So wie im bayrischen Bad Aibling. Dort entsteht derzeit auf dem Gelände einer alten US-Kaserne eine ganze Holzhaussiedlung, deren Vorzeigeobjekt ein achtgeschossiges Holzhochhaus ist, welches im Sommer 2011 eröffnet wurde. Solarthermie, Photovoltaik und umweltfreundliches Hackschnitzel-Heizkraftwerk für bis zu 100 Parteien inklusive. Das Bad Aiblinger Holzhochhaus-Projekt – die Entwicklung der Massivholzwände tüftelte ein bayrisches Familienunternehmen aus, Huber & Sohn aus Bachmehring – ist derzeit das größte Holzhochhaus in Deutschland und sogar in ganz Mitteleuropa. Lediglich das Treppenhaus wurde aus brandschutztechnischen Gründen aus Beton gefertigt, obgleich die Massivholzwände alle Anforderungen des Brandschutzes erfüllen.
Dies soll nun noch getoppt werden. Denn, geht es nach den Planern des skandinavischen Architekturbüros Berg, C. F. Møller, dann entsteht in Stockholm mit einem 34-stöckigem Holzhochhaus eines der Vorzeigeobjekte der Stadt.
Holzhochhaus: Nachhaltigkeit in sozialen und Umweltbelangen
Nicht nur in Skandinavien wird seit jeher auf Holz als nachhaltigen wie gesunden Baustoff für den Haus- und Wohnungsbau gesetzt. Die nationale schwedische Baukooperative HSB, die zum Ziel hat zahlbaren Wohnraum zu errichten, rief nun einen Architekturwettbewerb aus, um zu ihrem 100-jährigen Jubiläum ein einmaliges Bauprojekt umzusetzen. Die in sozialen Belangen sehr engagierte Organisation mit mehr als 500.000 Mitgliedern will auch in Sachen Klima und Erneuerbare Energien ein Statement abgeben, woraufhin letztlich der Vorschlag für das 34-stöckige Holzhochhaus des Architekturbüros Berg, C. F. Møller in die Top 3-Auswahl der favorisierten Pläne gewählt wurde.
Derzeit entsteht in Bad Aibling gleich eine ganze Siedlung mit Holzhäusern - mit dabei: Ein acht Stockwerke hohes Holzhochhaus. (c) Huber & Sohn, Bachmehring
Der Holzhochhaus-Plan sieht vor, dass alle Wohnungen, deren Decken, die Innenausstattung bis hin zu den Fenstern alles ausnahmslos aus Holz gefertigt wird. Zudem dient insbesondere für die Wintermonate eine verglaste Veranda der Energieeinsparung (Sonnenwärme im Winter gelangt in die Wohnungen) und die benötigte Energie wird ausschließlich mittels Solarpaneelen auf dem Dach und via Wärmepumpe produziert. Auch ein Kindergarten wäre bei diesem Entwurf für die kleinsten Hausbewohner und direkt im Wohngebäude inklusive. Und wer in den obersten Etagen wohnt, genießt eine schöne Aussicht von seiner begrünten Dachterrasse, welche mit gesammeltem Regenwasser versorgt werden. Eine weitere Innovation: Flüsterasphalt soll die Geräusche des Straßenverkerhs schlucken.
Holz aus Baustoff selbst für Hochhäuser scheint ein Trend der Zukunft zu werden, zumal die Fertigungszeit im Vergleich zur Massivbauweise vergleichsweise gering ist. Das achtgeschossige Holzhochhaus in Bad Aibling wurde dank eines hohen Vorfertigungsgrades im Werk in lediglich drei Wochen errichtet.
Der Baustoff Holz hat viele Vorteile und gerade die bayrische Entwicklung sorgt für maximale Energieeffizienz und ein gesundes Klima. So erreicht das Bad Aiblinger Holzhochhaus mit nur 18 kWh Energieverbrauch pro Quadratmeter und Jahr Energiewerte, die nahezu denen eines Passivhauses entsprechen. Und auch im Sommer bieten die rein natürlich aufgebauten Massivholzwände nachhaltigen Komfort. Denn laut Huber & Sohn kann sich die Außentemperatur um 20 Grad erhöhen, so steigt sie auf der Innenseite der nur 31,5 Zentimeter starken Holzwand um lediglich 0,1 Grad Celsius.
Quellen: www.Huber-Sohn.de, www.cfmoller.com, Text: Jürgen Rösemeier
Auf 34 Stockwerken leben - ein Hochhaus komplett aus Holz bietet viele Vorteile. (c) Berg, C. F. Møller
Schön und nachhaltig wohnen im Holzinterieur. (c) Berg, C. F. Møller
Zum neuen, nachhaltigen Treffpunkt soll das Bauprojekt werden; Kindergarten inklusive. (c) Berg, C. F. Møller
In vielen Belangen nachhaltig - Der Entwurf für eines der größten Holzhochhäuser der Welt. (c) Berg C. F. Møller
Das größte Holzhochhaus steht seit Sommer 2011 im bayrischen Bad Aibling. Es glänzt durch Innovation und viele umweltfreundliche Details. (c) Huber & Sohn, Bachmehring