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Vitamin D
Faktencheck

Coronavirus und Vitamin D: Hilfe oder Hype

Vitamin D ist für vieles gut. Das Sonnenvitamin stärkt die Knochen und hat einen positiven Effekt auf die Muskelkraft und das Immunsystem. Laut einer Studie soll es nun auch gegen das Coronavirus helfen. Was steckt dahinter?

Bereits zu Beginn der Coronavirus-Pandemie kursierten erste Gerüchte, dass die Einnahme von Vitamin D gegen eine Infektion mit dem neuartigen Virus schützen soll. Nun haben verschiedene Wissenschaftler in gleich mehreren Studien den Zusammenhang untersucht.

Coronavirus: Studie zeigt Zusammenhang mit Vitamin D

So wollen Forscher der medizinischen Universität in Chicago herausgefunden haben, dass es tatsächlich einen direkten Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und dem Risiko gibt, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler 489 Probanden im Durchschnittsalter von 49,2 Jahren auf Covid-19 getestet. Innerhalb eines Jahres vor diesem Test waren sie bereits auf einen Vitamin D-Mangel untersucht worden.

Vitamin D-Mangel: Erhöhtes Risiko für Corona-Infektion

Vitamin-D Präparat

Vitamin D-Präparate

Von den rund 500 getesteten Personen konnten 124 einen Mangel des Sonnenvitamins aufweisen und 71 hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Bei der Auswertung der Studie stellten die Wissenschaftler eine Assoziation zwischen den beiden Erkrankungen fest: Sie zeigte, dass das Risiko deutlich höher ist, an Coronavirus zu erkranken, wenn man einen Vitamin D-Mangel aufweist – und zwar um den Faktor 1,77, also fast doppelt so hoch.

Denn rund 21 Prozent der Covid-19-Patienten wiesen einen Vitamin D-Mangel auf. In der Gruppe ohne Vitamin-Defizit waren es lediglich 12,2 Prozent. Der Unterschied und somit auch das Risiko seien signifikant, so die Wissenschaftler aus den USA. In zusätzlichen Untersuchungen soll nun der Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und Vitamin D weiter geprüft werden.

Studie zeigt: Vitamin D-Mangel beeinflusst Verlauf mit Covid-19

Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis ist ein Forscherteam der Universität Hohenheim gekommen. Die Wissenschaftler hatten etwa 30 Studien ausgewertet und stellten fest, dass das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf bei Erkrankten mit Vitamin D-Mangel deutlich höher liegt als bei Probanden mit normalen Werten.

Allerdings – und hier kommt der Schwachpunkt der wissenschaftlichen Untersuchungen, gibt es laut dem Robert Koch-Institut vermutlich Zusammenhänge zwischen Vitamin D-Mangel und Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das heißt: Personen, die an einem Vitamin D-Mangel leiden, haben oftmals eine Vorerkrankung, die wiederum als Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei einer Coronavirus-Infektion gilt. Noch gebe es aber keinen direkten kausalen Zusammenhang, so die deutsche Gesundheitsbehörde.

Zusammenhang von Vitamin D und dem Coronavirus: Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen

So ist es gut möglich, dass die Verbindung zwischen Corona und Vitamin D-Mangel gar nicht direkt mit den schlechten Vitamin-Werten zusammenhängt, sondern viel mehr mit den Folgeerscheinungen des Vitamin-Defizites.

Nicht zuletzt sind die Studienergebnisse daher mit Vorsicht zu genießen. Denn diese könnten fälschlicherweise den Eindruck vermitteln, die Einnahme von Vitamin D-Präparaten könnte vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen.

Vitamin D: Gut für das Immunsystem

Generell ist allerdings festzuhalten, dass Vitamin D wichtig für den Menschen und seine Gesundheit ist. Das fettlösliche Vitamin übernimmt viele Aufgaben im menschlichen Organismus. So stärkt es die Knochen und Zähne, regelt die Aufnahme von Kalzium, unterstützt die Muskelkraft und die Immunabwehr.

Eine ausreichende Versorgung mit dem Sonnenvitamin hat somit einen positiven Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand – und eine gute körperliche Verfassung ist wiederum auch bei Covid-19 hilfreich.

Vitamin D

Vitamin D-Präparate schützen nicht vor dem Coronavirus

Der Weg in die Drogeriemärkte, deren Regale gefüllt mit Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminpräparaten sind, sollte man sich dennoch sparen. Denn der Körper kann das Vitamin mithilfe von Sonnenlicht selbst herstellen. Ein täglicher Spaziergang von 30 Minuten an der frischen Luft reicht also oftmals schon aus, um seine Vitamin D-Werte zu stabilisieren.

Zusätzlich lässt sich der Vitamin-Bedarf über die Nahrung abdecken. So sind beispielsweise Hering, Makrele, Speisepilze oder Haferflocken reich an dem wichtigen Vitamin. Wer also von seinem Arzt nicht explizit einen schweren Vitamin D-Mangel diagnostiziert und ein Nahrungsergänzungsmittel verschrieben bekommt, sollte die Finger lieber von präventiven Vitamin-Pillen lassen. Denn sie sind weder ein Medikament – noch wirksam gegen Covid-19.

Neue Studie müsste Zusammenhang zwischen Corona und Vitamin D-Mangel nachweisen

Um den tatsächlichen Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Coronavirus nachweisen zu können, müssten erneut medizinische Studien durchgeführt werden. Eine Gruppe an Covid-19-Patienten müsste Vitamin D verabreicht bekommen, eine andere bekommt ein Placebo.

Würde sich bei den Patienten, die tatsächlich Vitamin D-Präparate einnehmen, ein positiver Einfluss auf den Verlauf der Viruserkrankung zeigen, könnte ein direkter Zusammenhang festgestellt werden.

Quellen: Bilder: Depositphotos/bit245, Southtownboy, Irrmago, Text: Lisa Bender