
Essen während Corona – ändern sich unsere Essgewohnheiten?
Was braucht es, damit sich Menschen gesünder, regionaler und ausgewogener ernähren? Eine Pandemie. Mehrere Umfragen und Studien brachten die Erkenntnis, dass sich das Essverhalten während Corona änderte. Nicht wenige kauften plötzlich regional ein, doch nicht allein im Supermarkt, sondern auf dem Wochenmarkt.
In einigen Gebieten fahren wieder die Verkaufswagen örtlicher Bauern und verkaufen direkt an der Haustür regionales und saisonales Obst und Gemüse. Aber was hat sich allgemein verändert oder handelt es sich lediglich um ein Strohfeuer, welches schnell wieder erlischt?
Es wird wieder mehr gekocht – ein gutes Zeichen?
Tatsächlich tut sich etwas in der Küche während Corona. Nach einer Erhebung der Bundesregierung gaben 30 Prozent der Befragten an, aktuell mehr zu kochen. Das hat vermutlich diverse Gründe:
- Zeit – Kurzarbeit und Homeoffice erlaubt, Essen selbst zuzubereiten. Wird zugleich bedacht, dass bis nach den Sommerferien viele Eltern die Kinder dauerhaft eigenständig beschäftigen mussten, dürfte das gemeinsame Kochen durchaus ein Hauptpunkt der Tagesplanung gewesen sein. Da Gemeinsamkeit mit der Familie bei vielen Bürgern zugleich eine höhere Wichtigkeit erhält, ist das gemeinsame Kochen natürlich ideal.
- Keine Alternative – es war lange Zeit nicht möglich, in ein Restaurant zu gehen und dort zu essen. Auch jetzt vermeiden viele Menschen den Restaurantbesuch aufgrund der Beschränkungen und Vorgaben.
- Bewegung – spielt sich das Leben vorwiegend in den eigenen vier Wänden ab, sinkt automatisch der Kalorienverbrauch. Gepaart mit geschlossenen Fitnessstudios und anderen Sportmöglichkeiten, dürfte die heimische Waage einen Grund für die veränderten Essverhältnisse bei einigen Bürgern gewesen sein.
Doch auch rund um das Essen aus dem eigenen Kochtopf haben sich Änderungen ergeben. So ist das DIY-Food ein Highlight für viele geworden. Darunter ist der Eigenanbau einfacher Lebensmittel zu verstehen. Üblicherweise zählen Küchenkräuter, aber durchaus auch Tomaten oder Radieschen darunter – also Lebensmittel und Kräuter, die keinen großen Platzbedarf oder einen besonders grünen Daumen voraussetzen.
Auch Fertigprodukte liegen im Trend
Das ist die Kehrseite der Medaille. Wobei der Trend, dass mehr Fertigprodukte gekauft wurden oder werden, nicht klar auf die Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen ist. Trotzdem zeigt diese Infografik über unser Essverhalten in der Corona-Krise eine deutliche Entwicklung:
Für die ganze Infografik das Vorschaubild klicken (via www.bestonlinecasino.com)
Die wichtigsten Statistiken zu Fertiggerichten:
- Fertigsuppen - es gab eine Verkaufssteigerung von 112 Prozent.
- Gemüsekonserven - die Steigerungsrate beträgt 80 Prozent.
- Nudeln/Teigwaren - mit 73 Prozent liegen die Produkte auf Rang drei.
- Fisch-/Obstkonserven - auch sie kommen auf 70 Prozent.
Die Werte stammen aus der Kalenderwoche 10. In dieser Woche wurde auch 76 Prozent mehr Toilettenpapier verkauft, sodass die gestiegenen Werte auf die im Frühjahr stattfindenden Hamsterkäufe zurückzuführen sein könnten, da die Produkte allesamt eine lange Haltbarkeit aufweisen und somit perfekt für die Vorratshaltung sind. Doch auch, wenn nicht direkt 112 Prozent Tütensuppen mehr verspeist wurden, so bedeutet der Kauf, dass sie irgendwann verspeist werden.
Ein anderer Trend ist deutlich. Denn 21 Prozent der von der Bundesregierung befragten Personen gab an, dass sie während Corona häufiger Essenslieferdienste nutzten oder auf den Lieferdienst der örtlichen Restaurants zurückgriffen. Diesbezüglich ist schwer zu belegen, ob sich die Gewohnheiten ins Positive oder ins Negative verändert haben. Eine Bestellung beim Lieferdienst kann nun mal einen großen Salat bedeuten, aber natürlich auch Pommes und Schnitzel.
Local Food erlangt größere Bedeutung
Viele Bürger haben ein neues Bewusstsein für Lebensmittel und deren Herkunft entwickelt. Gerade die Bedeutung der Landwirtschaft wurde hinterfragt. Einige Details:
- Hoher Zuwachs - Jugendliche und junge Erwachsene interessieren sich aktuell besonders stark für die heimische Landwirtschaft. Rund 47 Prozent der Befragten messen der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung als zuvor zu. Ob dies mit eine Auswirkung aus der »Fridays for Future«-Bewegung ist, bleibt offen. Auf jeden Fall bietet es in Zukunft die Chance, die regionale Landwirtschaft zu stärken.
- Hintergründe - mitunter könnte die mediale Berichterstattung über die Probleme der Spargel- und Erdbeerernte dazu geführt haben. Als wegen Corona keine Erntehelfer ins Land kamen, wurde die Bedeutung der örtlichen Landwirtschaft erst wirklich deutlich. Ein markantes Beispiel werden auch die Corona-Hotspots in den Schlachthöfen im Hinblick auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Schlachthelfer gewesen sein.
- Inhaltsstoffe – ein Großteil der Bevölkerung gibt zumindest an, mehr auf Inhaltsstoffe in Lebensmitteln und Speisen zu achten. Gerade der Zucker wird vielseitig diskutiert. Mitunter wird mehr selbst zubereitet und gekocht, weil dies der sicherste Weg ist, Zuckerstoffe zu umgehen.
Lokale Lebensmittel gewannen natürlich auch an Bedeutung, weil die Verfügbarkeit im Überfluss einiger Lebensmittel nicht mehr vorhanden war. Durch Grenzschließungen und allgemein langsame Lieferketten waren gerade Obstsorten oft in Supermärkten nicht mehr in Fülle verfügbar – was blieb, waren die regional oder zumindest kontinental angebauten Sorten.
Trotz allem spielt auch bei dieser Wandlung die verfügbare Zeit eine tragende Rolle. Ohne die Angebote des täglichen Lebens und der üblichen Unterhaltungen, bleibt schlichtweg mehr Zeit, sich mit Nahrung, Speisen und der Zubereitung auseinanderzusetzen. Etliche Bürger kauften wieder oder zum ersten Mal auf Wochenmärkten ein. Ein in einer Nachrichtensendung geäußertes Argument war beispielsweise, dass durch den Wegfall von Restaurants mehr Geld zur Verfügung bleibt und dieses nun in gute Lebensmittel investiert wird.
Fazit – bewusster essen und genießen
Das bewusstere Essen, die Konzentration auf regionale Lebensmittel und allgemein ein bewussteres und frischeres Essverhalten sind natürlich positive Trends aus der Coronazeit. Die Frage ist, wie lang diese Umstellung in der Praxis eingehalten wird. Ob allerdings der vermehrte Absatz von Fertigprodukten auf ein negatives Beispiel der Esskultur zurückzuführen ist, darf angesichts des Zeitpunkts der Umfrage bezweifelt werden. Rund um die Kalenderwoche 10 waren Toilettenpapier, Küchenrolle, Desinfektionsmittel, Mehl, Zucker und weitere haltbare Produkte ebenso gefragt, wie Tütensuppen und Raviolidosen.
Quellen: Bilder: Depositphotos/Subbotina, fizkes, Wavebreakmedia, Text: red
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