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Veganerin
Vegetarismus und Veganismus

Vegetarische und vegane Ernährung: Nur ein neuer Trend oder steckt doch mehr dahinter?

Sich fit und gesund fühlen und dabei etwas Gutes für die Umwelt tun – wer möchte das nicht? Ist die vegetarische oder vegane Ernährung dazu wirklich geeignet? Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dies die Menschen schon seit langem beschäftigt. 

Fleisch macht aggressiv – Vegetarismus im antiken Griechenland

Man würde es heute vielleicht nicht vermuten, aber bereits im antiken Griechenland gab es Menschen, die sich vegetarisch ernährten und gegen die Tötung von Tieren waren. Dazu zählte zum Beispiel der griechische Philosoph Pythagoras. Er entschied sich, ähnlich wie viele Vegetarier heute, aus moralischen Gründen gegen den Verzehr von Fleisch. Er war außerdem der Meinung, dass das Töten und Verspeisen von Tieren dem Menschen schadet und ihn aggressiv und unzivilisiert werden lässt. Pythagoras prägte durch seinen Vegetarismus den Begriff der „Phytagoräer“, mit dem bis ins 19. Jahrhundert Menschen bezeichnet wurden, die auf Fleisch verzichteten. Andere Philosophen und ihre Anhänger teilten damals zwar seine Überzeugungen, Vegetarier blieben mit ihrer Haltung im antiken Griechenland aber in der Minderheit.

Im Mittelalter war die vegetarische Ernährung kaum verbreitet. Erst ab dem 18. Jahrhundert und dem Zeitalter der Aufklärung wurde diese Ernährungsweise wieder bekannter. Auch hier waren es vor allem Philosophen, diesmal aus Frankreich, die sich für den Verzicht auf Fleisch aussprachen.

Gesünder ohne Fleisch? Naturheilkunde versus Schulmedizin

Gemüse in Stofftüte

Zwischen Ende des 19. Und Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitete sich der Wunsch nach einer gesunden Ernährung, die vor allem auf pflanzlichen Lebensmitteln basiert. Vor allem die Anhänger der damals entstandenen Lebensreformbewegung forderten in Deutschland ein Leben im Einklang mit der Natur. Man könnte sie auch als die ersten „Hippies“ bezeichnen. Sie kritisierten das Leben in der Großstadt und die ihrer Meinung nach ungesunde Fleisch- Zucker- und Fett lastige Ernährung, die damals verbreitet war.  Sie waren der Meinung, dass die vegetarische Ernährung gesund ist, und dass sie die natürliche Ernährungsweise der Menschen darstellt. Schulmediziner und Ernährungswissenschaftler waren damals aber davon überzeugt, dass nur eine Ernährung mit tierischen Produkten körperliche Gesundheit garantieren kann. Sie waren davon überzeugt, dass der Verzicht auf Fleisch zu Mangelerscheinungen führt. Zeitgleich entstanden in Deutschland die ersten Reformhäuser, in denen Vegetarier naturbelassene Nahrungsmittel und vegetarische Alternativen kaufen konnten, und das erste Vegetarische Restaurant wurde 1871 in Bayreuth eröffnet.

Vegetarische Kost war auch ein wichtiger Bestandteil Naturheilkundlicher Therapien, die zu dieser Zeit entstanden. Naturheilkundler waren nämlich der Meinung, dass der Verzicht auf Fleisch dabei hilft, gesund zu werden und zu bleiben. Einige dieser Therapien zur Heilung von Krankheiten sind auch heute noch bekannt und beliebt, wie zum Beispiel die Schroth-Kur, das Kneippen oder das Heilfasten.

Verzicht auf Fleisch der Umwelt zuliebe

Die Umwelt- und Tierschutzbewegung der 70er und 80er Jahre griff das Thema Vegetarismus erneut auf. Auch damals stand, ähnlich wie für viele heute, der Tierschutz und der Schutz der Umwelt, bei der Entscheidung für eine vegetarische Ernährung, im Vordergrund. Tierschutzorganisationen entstanden, die sich für den Vegetarismus und bessere Bedingungen in der Tierhaltung einsetzten. Umwelt- und Tierschützer erhielten den Spitznamen „Ökos“ und wurden oft belächelt. Doch Organisationen wie Greenpeace oder die Partei der Grünen, die damals entstanden und sich für Tierwohl einsetzten, konnten sich etablieren und sind bis heute aktiv.

Moderne Massentierhaltung trägt zum Klimawandel bei

Massentierhaltung

Gesunde und nachhaltige Ernährung beschäftigt die Menschen also schon lange. Auch der Schutz der Umwelt galt in früheren Jahrzehnten schon als Grund für den Verzicht auf Produkte tierischen Ursprungs. In den letzten Jahren hat für viele aber besonders der durch den Menschen verursachte Klimawandel bei der Entscheidung für eine vegetarische oder vegane Ernährung an Bedeutung gewonnen. Zu Zeiten der Antike oder der Lebensreformer gab es noch keine Massentierhaltung mit ihren Folgen für die Umwelt. Heute ist das anders. Die Produktion von Fleisch oder tierischen Produkten im großen Stil trägt zur Veränderung des Klimas bei, indem natürliche Landflächen für Agrarflächen zum Anbau von Tierfutter weichen müssen. Außerdem produzieren Tiere wie Rinder, die für die Fleischproduktion gezüchtet werden, zusätzliches CO2.

Vegetarische Ernährung schütz vor Krankheiten: Erkenntnisse der modernen Medizin

Die Befürchtung, dass die vegetarische Ernährung zu Mangelerscheinungen führt, gibt es schon lange, wie der Rückblick in die Geschichte zeigt. Auch heute noch hält sich diese Befürchtung in den Köpfen vieler Verbraucher, auch in Bezug auf die immer beliebter werdende vegane Ernährungsweise. Inzwischen gilt eine vegetarische Ernährung unter Ernährungsexperten aber durchaus als gesund, wenn sie ausgewogen ist. Dafür sollte beachtet werden, dass alle Nahrungsgruppen wie zum Beispiel Milchprodukte oder Obst und Gemüse ausreichend im Ernährungsplan vertreten sind. Dabei kann beispielsweise ein Wochenplan helfen, um einen Überblick über die verschiedenen Mahlzeiten und ihre Nährstoffe zu schaffen. Der gesundheitliche Vorteil, der von Anhängern der vegetarischen Ernährung schon lange vermutet wurde, konnte also von der modernen Medizin bestätigt werden. Studien zeigen, dass Vegetarier ein geringeres Risiko haben an Krankheiten wie Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, oder Krebs zu erkranken und sie besitzen durchschnittlich eine höhere Lebenserwartung. Die Auswirkungen auf den Körper sind also als positiv zu werten.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. ist auch eine vegane Ernährung für gesunde Erwachsene möglich, wenn wichtige Nährstoffe, die hauptsächlich in tierischen Nahrungsmitteln zu finden sind, durch Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel Vitamin B12, dass unter anderem für die Blutbildung und den Abbau von Fettsäuren und Aminosäuren benötigt wird. Außerdem kann durch eine regelmäßige ärztliche Überprüfung der Werte eine ausreichende Versorgung sichergestellt werden.  

Vegetarische Ernährung: Die Vorteile sind schon lange bekannt

Der Rückblick in die Geschichte zeigt, dass die vegetarische Ernährung kein neuartiges Phänomen darstellt. Auch Gründe, aus denen sich heute viele für den Verzicht auf Fleisch entscheiden, wie Tierwohl, Umweltschutz oder die Gesundheit waren früher für Vegetarier schon von Bedeutung. Über die „richtige“ Art der Ernährung haben sich die Menschen schon immer Gedanken gemacht. Dabei kam es auch zu Konflikten, wenn verschiedene Vorstellungen aufeinanderprallten. Auch heute gehört Fleisch für viele noch zu einer vollwertigen Ernährung dazu. Die moderne Medizin zeigt aber, dass eine vegetarische oder sogar auch vegane Ernährung nicht zu Mangelerscheinungen führen muss, sondern im Gegenteil sogar gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann.

Quellen: Albert-Schweitzer-Stiftung, Ernährungsumschau, Sabine Merta, Planet-Wissen, Uni-Münster, Verbraucherzentrale. Zeit.de, Bilder: Depositphotos/HayDmitriy, VadimVasenin, branex, Text: Fatma Cevik