Spargelanbau unter Plastikfolie verschmutzt die Umwelt
Von Weitem sieht es aus als seien die Felder noch mit Schnee bedeckt, doch bei näherem Hinsehen wird klar: kilometerlange Planen aus weißer Folie zieren zur Zeit die Ackerböden. Grund für die massenhafte Plastinierung der Böden ist die Spargelernte – ein Vorgehen mit fatalen Folgen für die Natur.
Er ist exklusiv, etwas teurer und nur wenige Monate im Jahr verfügbar: Spargel ist das letzte saisonale Gemüse in Deutschland und dadurch etwas ganz besonderes. Doch die frischen Stangen unterliegen längst einem knallharten Wettbewerb, der die Spargelsaison in die Länge treibt. Und das auf Kosten der Umwelt.
Immer mehr Umweltschützer sind sauer, denn sie befürchten eine industriemäßige Versiegelung der Landschaft mit Plastikfolie. Im Frühjahr werden kilometerlange Plastikbahnen über die Beete gespannt, um die Spargelernte zu beschleunigen. Die Folie wirkt wie ein Mini-Treibhaus, das bewirkt, dass der erste Spargel schon seit Mitte März gestochen werden kann und sich die Spargelsaison von 2 auf über 3 Monate verlängert. Dadurch können die Bauern pro Saison mehr verkaufen, denn das Ende der Ernte ist überall in Deutschland praktisch unverrückbar: Spargel wird nur bis zum 24. Juni, dem Johannistag, gestochen, damit die Pflanzen danach noch genug Sonne für das nächste Jahr bekommen.
Neben der Wachstumsbeschleunigung schützt die Folie den Spargel außerdem vor der Sonne, die die Spargelspitzen sonst verfärben und ihn für den Verkauf unansehnlich machen würde. Der Markt verlange schließlich schneeweiße und kerzengerade Spargel, so die Landwirte. Wer auf dem Spargelmarkt überleben will, muss Spargel der Klasse 1 liefern und das am besten noch bevor es die Anderen tun.
Wettbewerb zu Lasten der Umwelt
Wer vom Spargelgeschäft leben will, der muss die Supermärkte beliefern, schon bevor die eigentliche Spargelsaison losgeht. Ein Wettbewerb, der auf Kosten der Umwelt stattfindet. Denn jedes Jahr landen rund 650 Tonnen Folie aus der Landwirtschaft in nur einem Recyclinghof. Das Fatale: 150 Tonnen Folie sind so verunreinigt, dass sie nicht mehr recycelt werden können und verbrannt werden müssen.
„Aus Plastikfolie können die Bienen keinen Honig herstellen“
Aus Sicht der Tierschützer seien die Plastikbahnen außerdem schuld daran, dass die Zahl der Tiere in der Umgebung stark abgenommen habe. Den Wildtieren, Vögeln, Schmetterlingen, Käfern und Bienen wird durch die Plastinierung des Ackerbodens immer mehr Lebensraum genommen, was ein Verschwinden der Arten zur Folge hat.
Obwohl es in der Drucksache 5/6027 aus dem Jahr 2012 noch heißt, dass großflächiger Spargelanbau unter Folie negative Auswirkungen auf die Tierwelt hat, da die direkt unter Folie verpackten Flächen praktisch keine Lebensraumfunktion haben, besteht aus Sicht des Brandenburger Umweltministeriums kein Anlass zur Sorge. Bislang seien keine großen Beeinträchtigungen für Flora und Fauna durch Folien-Spargel festgestellt worden, heißt es auf Anfrage der Grünen-Fraktion im Landtag.
Der Spargelanbau unter Plastikfolie ist selbst bei Bio erlaubt
In einem Gutachten des Landesumweltamtes, in dem es um die Erfassung der Brutvögel auf Anbauflächen mit Folienspargel geht, ist jedoch von Habitatzerstörung, Niedergang der Artenvielfalt auf Äckern und Verlusten an Biodiversität die Rede. Ein Zusammenhang zwischen großflächiger Plastinierung des Ackerbodens und dem Rückzug der Tiere ist demnach nicht von der Hand zu weisen. Und das werde auch noch mit Hunderttausenden Euro Agrarsubventionen bezuschusst.
Die Bürgerinitiative „Landschaft ohne Folie“ fordert deshalb, dass nicht so große zusammenhängende Flächen so lange unter Folie gelegt werden sollen. Im vergangenen Jahr seien die ersten Felder schon im Oktober „unter Plastik begraben worden“, berichtet der Vorsitzende der Bürgerinitiative. Ein Großteil der Ackerflächen ist so bis zu einem halben Jahr mit Folie bedeckt.
Was tun?
Muss man als Verbraucher jetzt auf Spargel verzichten? Nein, aber wer Spargel kaufen möchte, der nicht unter Folie wächst, muss mitunter ziemlich lange suchen, denn riesige Flächen unter Plastikbahnen sind auch bei Bio erlaubt. Bei Demeter-Bauern hingegen lässt sich noch häufiger plastikfreier Spargel finden.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/depogross, egal, Text: Meike Riebe
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