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Vegan leben so gehts
"Veganismus? Da verzichtet man doch auf alles..." ist nur eines von vielen Vorurteilen die man zu hören bekommt, wenn man sich als Anhänger der tierfreien Küche outet. Wobei Veganismus natürlich weit über die Kochpräferenzen hinausgeht – womit wir dann eigentlich auch schon mitten im Thema wären...
"Veganismus ist eine aus dem Vegetarismus hervorgegangene Einstellung, Lebens- und Ernährungsweise. Der Veganismus lehnt eine Nutzung von Tieren und tierischen Produkten ab", heißt es auf Wikipedia. Soweit zu den Regeln. Wie aber sieht die Umsetzung im Alltag aus...:
Küche:
Veganismus hat nichts mit Verzicht zu tun. Stimmt die Haltung, und die sagt Nein zur Tierausbeutung, ist der Umbau der Kochgepflegenheiten ein Kinderspiel, das ein hohes Maß an Genuss verspricht und zudem das Wissen um Ernährung und die Auseinandersetzung mit Lebensmitteln fördert. Die vegane Küche, das hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, ist immens facettenreich und reicht von Fast-Food bis hin zur Haute-Cuisine. Dabei kann auf Mimikry-Fleisch in Form von veganen Würstchen, Giros und Burgern ebenso zugegriffen werden wie auf Kuchen, Kekse und Torten mit Soja- oder Reismilchanteil, selbst gemachte oder gekaufte Brotaufstriche oder Fake-Käse. Die Liste ist hier nahezu endlos und lässt eigentlich keine Wünsche offen. Rezepte findet man in Büchern und im Internet en masse und dank der Fülle an Möglichkeiten und Kombinationen kann am heimischen Herd nach Herzenslust experimentiert werden.
No-Go Frage: „Wenn ihr Würstchen so schrecklich findet warum esst ihr dann Veggiewürstchen, die genauso aussehen und schmecken?’ Schon mal in Ställen eingepferchten Tofu gesehen?
Grenzfälle und Glaubensfragen: "Kann Anteile von Milch enthalten" bedeutet im Zweifelsfall lediglich, dass die Maschine in den verschiedenen Produktionsabläufen auch mit Milch in Kontakt kommt. Zwar wurde gesäubert, aber man weiß ja nie...
Einkaufen: Ein Blick auf die Zutatenliste ist nicht nur ein absolutes Muss, sondern auch in Bezug auf den State-of-the-Art der aktuellen Mainstream-Lebensmittelindustrie extrem erhellend. Was zum Beispiel macht der Honig im Graubrot und was treibt das Fischmehl in den Kartoffelchips... . Übrigens sind vegetarische Produkte nicht zwingend auch vegan.
B12-Mangel: Ein Thema, an dem sich bereits Generationen von Veganern abgearbeitet haben. Kann, aber muss nicht. Im Zweifelsfalle für zehn Euro eine Packung Vitamintabletten kaufen, die für 3 Monate reichen.
Veganes Essen kann so köstlich sein ©iStock
Auch leckerer Kuchen kann mit Sojamehl und Reismilch und ohne Eier gebackenen werden ©iStock
Kleidung:
Darf ein Veganer Schafswolle tragen? ©iStock
Die Frage nach der korrekten veganen Kleidung ist wesentlich diffiziler und schwieriger zu klären als die nach den richtigen Lebensmitteln. Was macht man mit seinen alten Lederschuhen? Wie sieht es mit dem Lederpatch an der Jeans aus? Ist der Klebstoff mit dem die Lieblings-Canvassneaker verarbeitet wurden wirklich aus Knochenleim und ist der Merinowoll-Pulli nicht vielleicht doch okay? Ein alter Freund, seit 25 Jahren vegan lebend und übrigens Iron-Man Triathlet, womit die Frage nach dem möglichen Abnehmen körperlicher Leistungsfähigkeit auch geklärt sein dürfte, meinte zu dem Thema unlängst für ihn sei "Veganismus immer nur eine Annäherung an den Optimalzustand." Sprich, den 100%igen Veganer gibt es möglicherweise nicht. Was zählt, ist der Wille und der Anspruch zu lernen und dann auch konsequent zu sein.
No-Go: "Veganismus nur auf die Ernährung zu beschränken"
Grenzfälle und Glaubensfragen: Soll es die garantiert unter miesen Bedingungen produzierte Billigjeans mit dem Plastikpatch oder die mit dem Lederpatch versehene Fairtrade-Jeans sein? Hier ist mindestens ebenso individuelle Gewissensforschung gefragt wie bei der Frage, ob man denn jetzt seine Lederschuhe auf den Müll werfen sollte. Ein seit jeher heiß diskutiertes Thema, für das jeder seine eigene Antwort finden muss. Übrigens: Wer der Meinung ist, das Schafswolle legitim sei, weil sie nichts mit Tierquälerei zu tun hat, sollte ein wenig im Netz forschen...
Einkaufen: Auch beim Fashionbummel heißt es Augen auf beim Kauf. Ein wenig Vorabrecherche hilft bei der Suche nach perfekten veganen Skatesneakern und Fake-Leather Halbschuhen ebenso wie nach Casual- oder High-Fashion Produkten.
Veganer müssen genau die Inhalte jedes Produktes studieren ©iStock
Und sonst:
Leider noch eine ganze Menge. Aber keine Angst, auch diese Hürden sind mit der richtigen Attitüde schnell und problemlos genommen. Natürlich müssen wir über Beauty-Produkte sprechen und über Branchen wie beispielsweise die Zigarettenindustrie, bei denen Tierversuche nach wie vor zum normalen Prozedere gehören, aber in Zeiten, in denen Veganismus sich immer mehr durchsetzt und in den Mainstream vordringt, dürfte die Suche nach gangbaren Alternativen recht schnell erfolgreich sein.
Text: Andreas Grüter; Titelbild: istock