Krankenschwester verwandelt medizinischen Abfall in Kunst
Krankenschwester Tilda Shalof sieht in alltäglichem Plastikmüll einer Intensivstation mehr als nur Verschlussteile, Deckel oder Laschen. Über 25 Jahre sammelt sie den bunten medizinischen Abfall. Mit der Künstlerin Vanessa Herman-Landau hat sie die Plastikteile jetzt zu einem beeindruckenden Wandgemälde verarbeitet.
Sammelleidenschaft für Plastikabfall
Vor über 28 Jahren arbeitete Tilda Shalof als Krankenschwester in der Intensivstation des Toronto General Hospital. Während dieser Zeit fiel ihr auf, dass Medikamentenverpackungen, Schläuche oder Infusionsflaschen mit kleinen Plastikteilen zum Öffnen oder Anhängen ausgestattet waren, die alle lebendige Farben und interessante Formen hatten. Nach einer Weile hat sie sich entschlossen, die Plastikdeckel, Laschen, Hebel, Schrauben oder Verbinder, die sauber waren und nicht mit den Patienten in Berührung waren, zu sammeln, anstatt sie weiterhin wegzuwerfen. Viele Jahre bewahrte sie den medizinischen Abfall einfach nur auf, ohne zu wissen, was sie damit einmal tun wird. Für sie waren die unzähligen Plastikteile aber von tiefer Bedeutung, denn sie repräsentierten für Tilda "die vielen Patienten, die ich gepflegt habe und meine wundervolle Karriere im Toronto General Hospital."
Aus Medizinmüll wird Kunst
Seit ihrer Zeit an der Universität sind Tilda und die Künstlerin Vanessa befreundet. Nachdem sich über ein viertel Jahrhundert eine Riesensammlung von medizinischem Abfall angehäuft hat, beratschlagen die beiden, was damit passieren soll. Gemeinsam entwickeln sie das Konzept für ein Wandgemälde. 2015 beginnt die Recycling-Kunst und Umwandlung in ein prächtiges Gemälde. Zum Ende ergänzt der Künstler Bradley Matson noch die Arbeiten, da nicht klar war, wie man den Plastikmüll dauerhaft fixiert. Da Bradley das Projekt mochte und sein Leben im Toronto General Hospital gerettet wurde, unterstützte er mit Rat und Tat die Fertigstellung des Kunstwerks. Das Ergebnis ist ein 1,2m hohes und 2,7m breites, farbintensives Wandgemälde, "gemalt" mit medizinischen Plastikabfällen, dass an ihrem damaligen Arbeitsplatz eine Wand ziert.
Medizinische Recycling-Kunst mit nachhaltiger Message
Einen speziellen Namen für das Wandgemälde hat Tilda Sharon nicht gefunden. Fragt man sie aber, ob denn auch ein nachhaltiger Gedanke in dem Bild liegt, ist ihre Antwort ganz klar: "Absolut, vor allem, wenn man bedenkt, dass alle verwendeten Teile in der Regel weggeworfen werden und am Ende womöglich in Landschaften oder im Meer landen. Ich bin nur eine Krankenschwester und schauen Sie auf die Menge an Plastikmüll, die nur ich alleine gesammelt habe. Wenn mehr Krankenschwestern und Ärzte sich dieser Unmengen an Plastikteilen bewusst werden und daraus vielleicht Kunst machen, dann reduziert sich der Müll schon im Krankenhaus." Tilda geht es vor allem um mehr Achtsamkeit gegenüber alltäglichem Abfall, dem wir keinen weiteren Wert mehr beimessen. Wenn man aber genauer hinschaut, lässt sich darin sogar Potential für ein Kunstwerk finden. Sie sieht und findet immer noch tagtäglich neue, sterile Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden und sich in Kunst verwandeln lassen.
Plastikdeckel, Laschen, Hebel, Schrauben und Verbinder wurden in ein Gemälde verwandelt
Medizinischer Abfall - Recycling Projekte für die Zukunft
Derzeit planen Tilda und Vanessa schon neue Kunstprojekte aus orangefarbenen Plastikringen von Blutkulturflaschen, Medikamentenlaschen oder bunten Verschlusskappen von Infusionen. Die positiven Reaktionen auf das kreative Recycling-Konzept sind überwältigend. Einige Firmen aus dem Gesundheitswesen haben bereits Gemälde bestellt, andere Krankenhäuser oder medizinische Organisationen beginnen gerade für ihr eigenes Wandgemälde den hauseigenen Plastikabfall zu sammeln. Als Kunstexpertin wird Vanessa Herman-Landau solche Projekte unterstützend begleiten. Tilda Sharon arbeitet heute in der Radiologie, ist Autorin von sechs Büchern, mit ihren Memoiren als Krankenschwester, und sammelt immer noch weiter Krankenhausmüll. Aber egal, welche Projekte sie noch realisieren wird, sie werden auf jeden Fall etwas mit "Schönheit" zu tun haben. Denn sie hat auch eine nachhaltige Lebensphilosophie: "Was auch immer es ist, dass sie im Leben tun, finden Sie einen Weg, um Schönheit zu schaffen. Sie werden immer glücklich sein und alle um sie herum, werden sich auch glücklich fühlen."
Mehr zu Tilda Shalof gibt es unter www.nursetilda.com
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Quelle: Tilda Shalof, RN, Partnerin des Kunstprojekts, Vanessa Herman-Landau – Toronto Artist und ebenfalls Partner des Kunstprojekts, Bild: Ellie Landesberg, Text: Tine Esser
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