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Tim Decken
Nachhaltiger Kaffee

Interview mit Tim Decken, Sustainability Manager bei Nespresso Deutschland

Nachhaltigkeit vom Kaffeeanbau bis zum Recycling

1. Sie sind seit fast einem Jahr nun CSR-Manager und verantwortlich für die Themen Nachhaltigkeit bei Nespresso. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen? Was war Ihr Werdegang?

Ich habe erst mal ganz klassisch BWL studiert und dann relativ schnell gemerkt, dass mich die Themen Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung nicht loslassen. Bei Nespresso bin ich jetzt seit gut zwei Jahren zuständig für die gesamten Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem deutschen Markt. Es ist toll zu sehen, was sich mit jedem Jahr tut. Und ich bin nicht allein: Ich tausche mich ständig mit meinen Kolleg:innen in der Schweiz und auch international aus. Gemeinsam treiben wir die zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen weiter voran. In meiner täglichen Arbeit geht es dann um den Kaffeeanbau, Lebenszyklusanalysen, Reportings, unsere Initiativen in Sachen Klimaneutralität und um Kreislaufwirtschaft und Recycling.

2. Was ist Ihre persönliche Motivation, sich dem Thema Klimawandel und Umweltschutz zu widmen? Wie können Sie diese auch im Alltag umsetzen?

Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir verantwortungsvoll mit unserem Planeten und den natürlichen Ressourcen umgehen. Ich wünschte, das wäre schon selbstverständlicher. Im Privaten versuche ich zum Beispiel Flugreisen zu vermeiden, was natürlich auch die Auswahl meiner Urlaubsziele beeinflusst. Zudem achte ich bei Kleidung auf Materialien und Langlebigkeit und darauf, keine Lebensmittel zu verschwenden. Übrigens helfen auch unsere Kapseln, Food Waste vorzubeugen, weil sie so exakt portioniert sind. Und dass ich auch im Job die Möglichkeit habe, solche Themen voranzutreiben, macht mir einfach großen Spaß!

3. Nespresso engagiert sich seit Jahren für den Umweltschutz. Was sind die wichtigsten Themen auf der aktuellen Agenda von Nespresso?

Wir lieben guten Kaffee und wollen insbesondere Premiumkaffee, wie wir ihn produzieren, für die Zukunft erhalten. Die Kaffeepflanze ist sehr sensibel und schon heute durch den Klimawandel stark gefährdet. In den Anbauländern fehlt es häufig an Wissen und so arbeiten wir bereits seit Jahren daran, die Kaffeebauern und -bäuerinnen dabei zu unterstützen, den Anbau nachhaltiger zu gestalten – beispielsweise durch die Reduzierung von Düngemitteln oder Pestiziden, Wassermanagement oder die Förderung von Biodiversität durch den Anbau von Bäumen. Hier unterstützen wir ebenfalls und kooperieren dafür mit Partnern wie Fairtrade oder Technoserve. Dazu gehört auch, die soziale Dimension zu berücksichtigen. Wir beziehen unseren Kaffee direkt von den Kaffeebäuer:innen und zahlen faire Löhne, die konsequent und deutlich über dem Marktpreis liegen.

Ein weiteres zentrales Thema ist Recycling. Wir haben erst kürzlich einen wichtigen Meilenstein erreicht: innovative Kapseln mit 80 Prozent Recyclingaluminium. Aktuell stellen wir nach und nach unser Sortiment für Zuhause darauf um. Grundsätzlich suchen wir konsequent nach Weiterentwicklungsmöglichkeiten und sind offen für den Dialog. Mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis und Berufsanfängern arbeiten wir gerade im Rahmen eines Online-Hackathons an innovativen Ideen in Sachen Circular Ecomomy. Wir arbeiten eng mit verschiedenen Partnern wie Pur Projet oder Carbon Trust zusammen, erhalten so immer wieder neue Impulse auch von außen und sind überzeugt, dass der Kampf gegen den Klimawandel eine Gemeinschaftsaufgabe ist.

4. Was verstehen Sie unter dem Claim „Doing is everything“ in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft?

Für uns als Unternehmen ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen und wirklich etwas zu bewirken. So gehen wir unseren Weg in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft konsequent weiter.

5. 2003 hat Nespresso das AAA Sustainable Quality™ Program eingeführt? Wo stehen Sie heute mit dem Programm und was planen Sie noch für die Zukunft?

Genau, wir haben das Programm 2003 gemeinsam mit der Rainforest Alliance ins Leben gerufen. Sinn und Zweck waren und sind drei Dinge: die Kaffeequalität zu sichern, die Lebengrundlage der Bäuer:innen zu verbessern und den nachhaltigen Anbau zu fördern. Seit der Gründung ist das Programm immer weiter gewachsen – mittlerweile arbeiten wir direkt mit über 120.000 Teilnehmer:innen in 15 Ländern zusammen. Es gibt zum Beispiel Bildungsangebote für nachhaltigere Anbautechniken oder Gemeinschaftsmühlen für einen gezielteren Umgang mit Wasser. Auch eine Rentenkasse und die Förderung von Frauen sind Teil des Programms.

6. Sie haben sich mit der Aussage „bis 2022 soll jede Tasse Nespresso-Kaffe klimaneutral sein“ ein sehr hohes Ziel gesetzt? Wie möchten Sie dieses Ziel erreichen und werden Sie es nach Stand heute erreichen können? Hier gerne das Projekt Agroforesting und Insetting erläutern.

Wir glauben, dass nur solche Vorsätze uns wirklich voranbringen! Deswegen setzen wir uns ständig neue starke Ziele, auf die wir hinarbeiten. So auch beim Thema Klimaneutralität: Wir halten daran fest, bis Ende 2022 eine CO2-neutrale Tasse Kaffee anzubieten. Das wird von Carbon Trust gemäß dem PAS 2060-Standard zertifiziert werden. Dafür setzen wir zunächst auf Offsetting, also den Kauf von Emissionsgutschriften aus Waldschutz- und sauberen Energieprojekten in Kaffeeanbauländern.

Neben dem Offsetting sind wir allerdings auch schon sehr erfolgreich dabei, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und werden das in den nächsten Jahren unter Hochdruck weiter ausbauen. So haben wir zum Beispiel den CO2-Fußabdruck einer Tasse Kaffee im Zeitraum zwischen 2009 und 2020 bereits um 24 Prozent gesenkt. Unsere langfristige Roadmap sieht vor, dass wir bis 2030 eine Reduzierung von 50 Prozent im Vergleich zu 2018 erreichen. Das steht im Einklang mit dem Pariser Abkommen und der Nestlé-Verpflichtung zu „Net Zero Emissions 2050“.

Insgesamt ist mir ganz wichtig: Das alles ist nur ein Teilaspekt unserer Arbeit. Wir arbeiten auf vielen Ebenen an einer nachhaltigen Lieferkette; das umfasst den nachhaltigen Kaffeeanbau, Ökodesign, grünen Strom und Recycling genauso wie unsere Logistik und Aufforstungsprojekte auf den Plantagen. Alles zusammen bildet unser Programm für eine zukunftsfähige Kaffeelieferkette. Schließlich wollen wir unseren Kund:innen auch die Vielfalt und Qualität bieten, für die wir stehen!

Quellen: Bild: Nespresso Deutschland GmbH, Text: red