
Bargeldzahlungen: Das Ende einer Ära
Ein Blick auf die Geschichte des Bargelds führt weit in die Vergangenheit zurück. Schon im Mittelalter zahlten Menschen mit Gulden, Talern oder Gold. Heute hingegen steht das Ende einer geschichtsträchtigen Ära bevor, denn digitale Zahlungsmittel dominieren das Geschehen. Die nachkommenden Generationen könnten „Geld“ im heutigen Sinne bald nur noch aus den Büchern kennen.
Bargeld im Wandel der Zeit
Bevor es offizielle Währungen der Länder gab, zahlten Menschen vor allem mit Talern oder Gulden. Es wurde allerdings auch viel über Tauschgeschäfte geregelt. Offiziell gilt der Tauschhandel als die Vorstufe des Geldverkehrs. Später kamen dann universelle Zahlungsmittel zum Einsatz. Dabei handelte es sich um lange haltbare und leicht zu transportierende Werte wie Salz, Leder und andere Roh- und Nahrungsstoffe.
Die erste offizielle deutsche Währung war der Gold- und Silbermark. Hier kommt eine kleine Übersicht, welche Zahlungsmittel in Deutschland bislang bekannt und zugelassen waren:
● Gold- und Silbermark, verwendete Jahre 1873 bis 1919
● Papiermark, verwendete Jahre 1919 bis 1923
● Rentenmark, verwendete Jahre 1923 bis 1924
● Reichsmark, verwendete Jahre 1924 bis 1948
● Deutsche Mark, verwendete Jahre 1948 bis 2001
● seit 2002 Euro
Ernsthafte Konkurrenz für das Bargeld
Die Geschichte des Geldes entwickelte sich stetig weiter. Erste Ideen zur Entwicklung einer Kreditkarte tauchten schon 1887 auf. Die Vereinigten Staaten zeigten sich dann auch als Vorreiter, denn im Jahr 1894 kam dort die erste Kreditkarte auf den Markt. Sie stand zunächst nur Hotelkunden zur Verfügung, in den 1920er Jahren wurden dann auch Kaufhauskunden damit ausgestattet. Eine flächendeckende Verteilung fand erst seit 1945 statt.
Die noch bis heute existierende Kreditkarte des Diners Clubs erschien 1950 und war ab 1958 in Deutschland ebenfalls verfügbar. Sie gilt als die erste Kreditkarte des Landes und war der Startschuss für die stetige Weiterentwicklung der Zahlungsmethoden.
Im Jahr 1999 wurde ein weiterer Meilenstein gelegt, als zwei Männer PayPal auf den Markt brauchten. Es war das wichtigste digitale Zahlungssystem überhaupt und wurde zum Aushängeschild für die Versteigerungsplattform Ebay. Online-Zahlungen sind stärker denn je und bedrohen die Existenz des Bargelds nachhaltig.
Online Zahlungen im Trend
Digitales Payment wird nicht nur vielfältiger, sondern auch unersetzbar. Die E-Commerce-Branche boomt, Menschen kaufen vermehrt online ein und möchten auch entsprechend bezahlen. Bargeld ist für jeden Onlineeinkauf obsolet und gerät in Vergessenheit. Doch auch an der Kasse gibt es neue Möglichkeiten. Wer seinen Einkauf bezahlen möchte, nutzt dazu das Smartphone, die Girokarte oder die Kreditkarte. Barzahlen ist aus der Mode und daran sind unter anderem die nachfolgenden Onlineoptionen schuld:
Apple Pay
Apple Pay ist seit Oktober 2014 in den USA verfügbar und gehört zu den Pionieren der NFC-Technologie. Heute können Kunden sogar über ihre Apple Watch an der Kasse zahlen. 2015 wurde der Dienst auch in Großbritannien angeboten, die Schweizer durften 2016 daran teilhaben und die Deutschen ab 2018. Schlusslicht war Österreich, dort ist Apple Pay erst seit 2019 verfügbar. Weltweit ist das Zahlungsangebot in immer mehr Ländern verfügbar.
Ein großer Vorteil zum Bargeld ist die Sicherheit. Ein Bündel Geldscheine geht verloren oder wird gestohlen. Apple Pay hingegen arbeitet digital über ein Wallet. Die gespeicherten Kreditkartendaten bleiben gesichert und werden nicht an den Händler übertragen. Damit kann der Kunde anonym bezahlen, ohne dass es zu einem Datendiebstahl kommen kann.
Paysafecard
Die Paysafecard wurde ab dem Jahr 2000 sukzessive entwickelt. Seinerzeit entstand das Unternehmen Paysafecard Wertkarten AG in Wien und diente der Entwicklung einer Prepaid-Zahlung. Das Vorbild waren Telefonkarten, die an den früheren Telefonzellen genutzt werden konnten.
In Österreich konnten Kunden ab Herbst 2000 erstmals eine Paysafecard erwerben, ein Jahr später stand das Angebot auch in Deutschland zur Verfügung. Heute ist das Guthaben per Pin-Code von den sicheren Zahlungsmethoden nicht mehr wegzudenken. Ob im Paysafecard Casino oder bei der Bezahlung von Mikrotransaktionen – der Guthabentransfer funktioniert in Sekunden. Ein großer Vorteil ist dabei die Sicherheit. Heute müssen Kunden ein Konto bei Paysafecard eröffnen und können ihr Guthaben so noch besser absichern.
Paypal
Max Levchin und Peter Thiel brachten Paypal im Jahr 1999 auf den digitalen Zahlungsmarkt und eroberten damit das Netz. Ebay brachte dem System den Durchbruch, bis zu 10 % mehr Kunden konnten Paypal im ersten Quartal 2000 verzeichnen. Durch die strikte Weiterentwicklung des E-Commerce konnte auch Paypal seine Kundschaft ausbauen.
Internationale Expansionspläne wurden umgesetzt, Sicherheit stand dabei ganz hoch im Kurs. Schon 2001 konnte Paypal auf mehr als 10 Millionen Kunden setzen. Ebay kaufte das Unternehmen im Oktober 2002 für 1,5 Milliarden Dollar. Deutsche Kunden können Ebay seit Februar 2004 nutzen und das mit wachsendem Erfolg. Auch hier dominierte es zunächst die Auktionsplattform Ebay, wird nun aber für allerlei Geschäfte genutzt.
Revolut
2015 stellte Nikolay Storonsky zusammen mit Tom Reay und Vlad Yatsenko das Zahlungssystem Revolut vor. Die Gründer bieten ihre Leistungen mittlerweile auch mit gültiger EU-IBAN an. Privatkonten und Business-Konten können bei Revolut eröffnet werden. Die digitale Lösung ermöglicht gleichzeitig aber auch Trading und Investment.
Damit ist Revolut Depot und Konto an einem Ort. Primär wird der Dienst von britischen Privat- und Geschäftskunden genutzt, in Europa ist es aber ebenfalls möglich, eine EU-IBAN zu erhalten. Der größte Vorteil hierbei ist, dass alle Finanzdienstleistungen an einem Ort zur Verfügung stehen.
Online Zahlungen werden immer mehr bevorzugt
Alles begann mit einem Versandhauskatalog. Über Anbieter wie Otto, Quelle und Neckermann konnten sich Menschen in den 1980er Jahren Produkte per Katalog nach Hause bestellen. Gezahlt wurde per Rechnung und Überweisung. Die Idee, dass Menschen nicht mehr shoppen gehen müssen, war damit geboren.
Die Weiterentwicklung des Internets sorgte für einen Boom im Bereich E-Commerce. Seither sind auch Onlinezahlungen nicht mehr wegzudenken. Mit Online-Zahlungsmethoden werden digitale Einkäufe bezahlt, Gaming-Transaktionen und Micropayments durchgeführt.
Der klassische Rechnungskauf könnte bald am Ende angekommen sein, auch wegen des Risikos eines Zahlungsausfalls. Heute übernehmen Anbieter wie Klarna und Paypal diese Option. Sie geben dem Händler Sicherheit und bieten ihren Kunden den Rechnungskauf an.
Bei allem Fortschritt wird es für die älteren Generationen schwierig, mit der Wandlung des Geldsystems umzugehen. Nicht jeder Senior besitzt technologisches Wissen, um per App im Supermarkt zu bezahlen. Es ist allerdings zu erwarten, dass die Optionen für Bargeld immer weiter zurückgehen werden. Das Interesse ist schlichtweg nicht mehr vorhanden.
Quellen: Bilder: Unsplash/Christian Dubovan, CardMapr.nl, Marques Thomas, Text red
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