Gesundheitsmonitor Das sind die häufigsten Krankheiten 2021
Die häufigsten Krankheiten 2021: Unsere Gesellschaft wandelt sich kontinuierlich und damit auch die Einflüsse auf den Menschen und seine Gesundheit. Ecowoman gibt einen Überblick über die derzeit häufigsten Krankheiten und welche es in Zukunft sein werden.
Klimaerwärmung, Wandel der Arbeitswelt, Veränderung der Ernährung: um nur ein paar Faktoren zu nennen, mit denen sich der inzwischen Mensch konfrontiert sieht und die die Krankheitsbilder der Gesellschaft im Wesentlichen beeinflussen.
Wie unter anderem Andreas Penk, Peter Marx und Anke Rahmel in ihrer wissenschaftlichen Publikation „Volkskrankheiten im Wandel der gesellschaftlichen Entwicklung“ festhalten, lässt sich schon seit jeher ein Zusammenhang zwischen dem vorherrschenden gesellschaftlichen Leitbild und den dominierenden Volkskrankheiten feststellen.
Häufige Volkskrankheiten als Folge der gesellschaftlichen Entwicklung
Führten mangelnde Hygiene im 19. Jahrhundert noch vermehrt zu Seuchen- und Infektionskrankheiten, waren im 20 Jahrhundert aufgrund der Industrialisierung Atemwegserkrankungen und Rheuma die typischen Volkskrankheiten. Medizinischer Fortschritt und neue therapeutische Ansätze lassen diese Krankheiten zwar nicht verschwinden, aber weniger werden.
Denn auch auf der Liste der dominierenden Volkskrankheiten im aktuellen Zeitalter spielen Atemwegserkrankungen keine unwichtige Rolle. Selbstverwirklichung, kognitive Leistung und Veränderungen bei Konsum-, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten tun ihr Übriges, um eine steigende Anzahl an psychischen und physischen Krankheiten in der jetzigen Wissensgesellschaft festzustellen.
Psychische Erkrankungen einer der häufigsten Krankheiten
Ein Blick in die Gesundheitsreporte der deutschen Krankenkassen bestätigt diese Entwicklung der häufigsten Krankheiten. Die AOK stellt in ihrer Übersicht der Fehlzeiten fest, dass insbesondere psychische Erkrankungen stark zugenommen haben und inzwischen an zweiter Stelle der häufigsten Krankheiten stehen. Laut der Krankenkasse haben „seit 2008 die Krankheitstage aufgrund psychischer Erkrankungen um 67,5 Prozent zugenommen“, womit eine eindeutige Tendenz erkennbar ist.
Die Krankenkassen DAK und Techniker können bei ihren Mitgliedern ebenfalls feststellen, dass die Zahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen gestiegen ist. Die DAK verzeichnet im Zeitraum zwischen 2000 und 2019 einen Anstieg der Fehltage aufgrund von Seelenleiden um 137 Prozent. Und auch die TK nennt neben Atemwegserkrankungen und Rückenschmerzen neurotische Störungen sowie depressive Phasen in der Liste der häufigen Ursachen für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle.
Penk, Marx und Rahmel zählen Leistungs- und Prestigestreben, individuelle Entfaltung, Einkommensmaximierung sowie persönliche Unabhängigkeit zu den wesentlichen Merkmalen unserer Gesellschaft. Sich daraus ergebende negative Folgen wie Zukunfts- und Versagensängste, Mobbing oder Rivalitäten führen vermehrt zu den Volkskrankheiten Stress, Burnout oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Überblick: Das sind die häufigsten Krankheiten
Psychische Erkrankungen nehmen nicht nur zu, sie werden inzwischen auch besser diagnostiziert und anerkannt, was ebenfalls zu einem Anstieg der Häufigkeit führt. Aber nicht nur psychische Erkrankungen dominieren das aktuelle Krankheitsbild der Gesellschaft.
So kommt das Robert Koch-Institut, das in seinem Gesundheitsmonitoring die kontinuierliche Entwicklung im Krankheitsgeschehen erfasst sowie Trends der gesundheitlichen Lage identifiziert, zu folgendem Ergebnis: „Nicht-übertragbare, chronische Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus, Lungenerkrankungen und Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems nehmen an Bedeutung zu.“
Daraus ergibt sich folgende Übersicht der häufigsten Krankheiten unserer Gesellschaft:
- Rückenschmerzen sowie Gelenks- und Knochenerkrankungen (z.B. Arthrose, rheumatoide Arthritis, Bandscheibenvorfall)
- Psychische Erkrankungen (z.B. Depression, Burnout, bipolare Erkrankung, Schizophrenie)
- Atemwegserkrankungen (z.B. Asthma bronchiale, COPD, Bronchitis)
- Diabetes mellitus (Typ1 und viel häufiger Typ 2)
- Schilddrüsenerkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion)
- Neurologische Krankheiten (z.B. Schlaganfall, Demenz wie Alzheimer, Parkinson)
- Allergien (z.B. Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Tierhaarallergie, Lebensmittelallergie)
- Magen-Darm-Erkrankungen (z.B. Reizdarmsyndrom, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
- Krebserkrankungen (z.B. Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs)
Häufige Krankheiten: Hintergründe und mögliche Ursachen
Wirken sich Leistungsdruck und Selbstoptimierung unter anderem auf die Psyche des Menschen aus, gehen auch biologische Faktoren, Umwelteinflüsse und die Ausrichtung des persönlichen Lebensstils nicht spurlos an der Gesundheit des Menschen vorbei.
So nennt das RKI unter anderem die körperliche Aktivität als entscheidenden Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit – positiv wie negativ. Wieder spielt dabei der Arbeitsplatz eine nicht ganz unwichtige Rolle. Zwingt die Wissensgesellschaft die Mehrheit der Arbeitnehmer rund neun Stunden am Tag zum Sitzen, hat das zahlreiche Krankheiten zur Folge – insbesondere dann, wenn Bewegung auch in der Freizeit ebenfalls eine Mangelerscheinung bleibt.
So fasst das Robert Koch-Institut zusammen, dass beispielsweise „das Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken, durch ein angemessenes Maß an körperlicher Aktivität verringert werden“ kann. Ebenso wie Übergewichtigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Probleme des Muskel- und Skelettsystems.
Allergien nehmen zu: Umwelteinflüsse als potenzieller Risikofaktor
Ergebnissen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) im Auftrag der Bundesregierung zufolge wurde festgestellt, dass allergische Erkrankungen wie Asthma bronchiale, Heuschnupfen, Lebensmittelunverträglichkeiten oder Neurodermitis zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen gehören.
Ausgelöst können die Allergien unter anderem durch Umwelteinflüsse. Ein städtisches Lebensumfeld, Lärm, Feinstaub oder Schadstoffe können sich auf die menschliche Gesundheit auswirken und zum Beispiel Atemwegsbeschwerden wie Asthma verursachen – nicht nur bei Kindern und Jugendlichen.
Auch wenn sich der Einfluss der Umweltfaktoren oftmals nur schwer messen lässt und eindeutige Diagnosen nicht immer möglich sind, hat sich inzwischen ein eigener Sektor herauskristallisiert. Die Umweltmedizin befasst sich mit den Folgen von negativen Umwelteinflüssen auf die Gesundheit.
Menschen in Sorge: Umwelteinflüsse belasten die Gesundheit
Noch gibt es keine signifikanten Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland aufgrund von schlechten Umweltfaktoren erkranken. Doch die Wissenschaft ist sich im Konsens einig, dass Bau- und Wohngifte, Strahlung, Lärm oder Luftverschmutzung unseren Organismus aus dem Gleichgewicht bringen und Krankheiten verursachen.
So sei beispielsweise die Zahl der Atemwegserkrankungen seit dem 20. Jahrhundert weiterhin massiv gewachsen, was unter anderem der Industrie und dem Verkehr zuzurechnen ist. Auch Krebserkrankungen nehmen zu und gehören aktuellen Daten zufolge nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei den Männern führen dabei die Liste an, was aber auch der demografischen Entwicklung geschuldet ist.
Die AOK wollte in einer Umfrage wissen, inwiefern diese Entwicklung den Menschen Sorge bereitet. Die Ergebnisse zeigen: Rund 40 Prozent der Befragten war der Auffassung, dass „Umweltverschmutzung und Umweltschadstoffe die eigene Gesundheit stark oder sehr stark belasten.“
Und weiter: „76,4 Prozent befürchten, dass in der Zukunft Umweltverschmutzung und Umweltschadstoffe die Gesundheit nachfolgender Generationen beeinträchtigen werden.“ Dem schließt sich auch die Wissenschaft an, noch ist nicht endgültig absehbar, welche Krankheiten Klimawandel oder Mikroplastik hervorrufen können und inwiefern die menschliche Gesundheit beeinflusst wird.
Anlass zur Besorgnis: Chronische Krankheiten werden häufiger
Aus dem Zusammenspiel der genannten Einflüsse und Entwicklungen wie Lebensstil, Umwelt und Gesellschaftsstruktur ergibt sich dem RKI zufolge außerdem der besorgniserregende Trend, dass chronische Erkrankungen immer mehr werden.
Die Liste wird dabei von Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrankheit sowie Rücken-, Gelenks- und Knochenerkrankungen angeführt. Ursachen sind erneut die älter werdende Gesellschaft, aber auch fehlende Bewegung und falsche Ernährung. Das Problem: Die Krankheiten schränken die Betroffenen bei ihrer Teilhabe im täglichen Leben stark ein oder sorgen für eine Arbeitsunfähigkeit.
Ausblick: Nachhaltiger Lebensstil vermindert häufige Krankheiten
Vor diesem Hintergrund, dass chronische Krankheiten oder Beeinträchtigungen aufgrund von Umwelteinflüssen zunehmen, wächst auch die Bedeutung psychischer und körperlicher Gesundheit. Immer mehr Menschen legen Wert auf ein gesundheitliches Wohlbefinden und eine hohe Lebensqualität.
Work-Life-Balance, vegane Ernährungsformen, Waldbaden und Spazierclubs oder Klimaproteste sind kleine Anzeichen dafür, dass es Menschen nicht gänzlich egal ist und sie bemüht sind, ihr Lebensumfeld anzupassen, sodass es für sie lebenswert bleibt und sie den häufigsten Krankheiten vorbeugen.
Quellen: Bilder: Depositphotos/Wavebreakmedia, stokkete, mallivan, Text: Lisa Bender